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Torsten Vagt
Foto, 15.6.2023
Von uns für Dich.



„Plötzlich verstand ich die Herkunft unseres italienischen Wortes für "Liebe", a-more, "das, was nicht stirbt".

Zitat: Tiziano Terzani, Noch eine Runde auf dem Karussell. Vom Leben und Sterben, S. 450.

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Ute Thiel
Foto 2023
Tasse.



Atmen

und Innehalten sind wesentliche Bestandteile jedweder Meditation. Hartnäckiger Husten, hinter dem sich Corona verbarg, erinnert mich nun wieder einmal an die wirklich wesentlichen Dinge. Zum Beispiel: atmen.

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Ute Thiel
Foto, 10/2022
precious thing.



Die kleine "Sphinx" aus dem Sommer in Burgund ist nun Teil der Ausstellung "Grün" in der www.scheune-sieben.de.

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Ute Thiel
Foto, 7/2022
Sphinx, Pourrain.



Offene Ateliers RLP bei Ute Thiel
17. & 18.9.2022, 14.00 - 18.00 Uhr


LiebeR AdressatIn,

ich würde mich freuen Sie / Dich als Gast begrüssen zu dürfen.

Falls es terminlich nicht passt, gerne auch - nach vorheriger Absprache - an einem anderen Termin.
Ich bin am Besten per mail oder unter 06130-946854 (AB) erreichbar.

Bitte beachten:
Da die Entwicklungen in der Corona-Pandemie kaum absehbar sind wird der BBK RLP auf seiner Seite www.bbkrlp.de/verband/archiv/offene-ateliers fortlaufend über die aktuelle Situation berichten. Bitte informieren Sie sich tagesaktuell.

Herzlich,
Ute Thiel

Gartenstr.6
55271 Stadecken-Elsheim

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Ute Thiel
Foto, 17.8.22
was war, was wird.



"Wenn die Lebewesen einen Koch oder Chauffeur brauchen,
bin ich bereit, ein Koch oder Chauffeur zu sein.
Wenn sie einen Lehrer brauchen,
bin ich bereit, ein Lehrer zu sein!“

Dagyab Kyabgön Rinpoche

(bei einer Unterweisung im alten Chödzong ca. 1987)

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Ute Thiel
Foto, 7 / 2022
open!



Days like this

When it's not always raining there'll be days like this
When there's no one complaining there'll be days like this
When everything falls into place like the flick of a switch
Well my mama told me there'll be days like this

When you don't need to worry there'll be days like this
When no one's in a hurry there'll be days like this
When you don't get betrayed by that old Judas kiss
Oh my mama told me there'll be days like this

When you don't need an answer there'll be days like this
When you don't meet a chancer there'll be days like this
When all the parts of the puzzle start to look like they fit
Then I must remember there'll be days like this

When everyone is up front and they're not playing tricks
When you don't have no freeloaders out to get their kicks
When it's nobody's business the way that you wanna live
I just have to remember there'll be days like this

When no one steps on my dreams there'll be days like this
When people understand what I mean there'll be days like this
When you ring out the changes of how everything is
Well, my mama told me there'll be days like this

van Morrison

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Ute Thiel
Foto, 4/2022
Erklärbild für Anfänger:
all about B&B.



"Loslassen bedeutet nicht, den Dingen gleichgültig gegenüberzustehen. Es bedeutet vielmehr, dass wir uns in kluger und den Umständen angepasster Weise um die Dinge kümmern."

Jack Kornfield

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Ute Thiel
Foto, Sommer
Molliger Nacken.



Vimalakīrti

war ein Zeitgenosse Gautama Siddarthas (ca 500 v.Chr.) und in der (monastischen) Gemeinschaft rund um diesen Buddha wohl mehr als unbeliebt, weil er ein "säkulares" Leben führte und trotzdem den Mönchen Paroli bieten konnte.

Besonders berührt mich die Frage an ihn, worum er krank sei (als er unbestritten krank war). Er antwortete: Weil alle anderen krank sind.

Den ganzen letzten Sommer verbrachte ich in Krankenhäusern und durfte genesen. Ich habe in dieser Zeit sehr viele andere Kranke gesehn und mich mit ihnen ausgetauscht. Danach kränkte mich die Frage einer Kollegin „was ich denn habe“ (mit dem Tenor „ich sollte mich nicht so haben“) nicht mehr.

Es ist aber immer schade, wenn Menschen keine Empathie entwickeln können, warum auch immer. Uns alle betriftt "Krankheit, Alter und Tod". Oder wie Michel Dubois so schön zitiert: L´un est l´autre.

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Ute Thiel
Foto, 9/2021
shin aus china mit polychromos.



The Bodhisattva Way of Vimalakīrti

Mañjuśrī: Householder, whence came this sickness of yours? How long will it continue? How does it stand? How can it be alleviated?”

Vimalakīrti replied, “Mañjuśrī, my sickness comes from ignorance and the thirst for existence and it will last as long as do the sicknesses of all living beings. Were all living beings to be free from sickness, I also would not be sick. Why? Mañjuśrī, for the bodhisattva, the world consists only of living beings, and sickness is inherent in living in the world. Were all living beings free of sickness, the bodhisattva also would be free of sickness. … Mañjuśrī, the bodhisattva loves all living beings as if each were his only child. He becomes sick when they are sick and is cured when they are cured. You ask me, Mañjuśrī, whence comes my sickness; the sicknesses of the bodhisattvas arise from great compassion."

-From Ch. 4 of the The Holy Teaching of Vimalakīrti, translated by Robert Thurman

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Ute Thiel
Foto, 5/2022
Zeichnung&Malerei.



'DANA' ist ein altes Pali-Wort, das "Großzügigkeit" oder "Geschenk" bedeutet. Es ist direkt verwandt mit dem lateinischen Wort "donum" und dadurch auch mit den englischen Wörtern "donate" (schenken, spenden) und "donation" (Spende, Stiftung). Die Belehrung über das DANA Paramita ist ein Bestandteil der mehr als 2.500 Jahre alten buddhistischen Tradition.

Zu Zeiten des historischen Buddha wurden die Lehren als unbezahlbar betrachtet und deshalb umsonst und freigiebig weitergegeben.

Die damaligen Lehrer und Lehrerinnen erhielten keine Bezahlung für ihre spirituellen Belehrungen. Im Gegenzug sorgte die Laiengemeinde durch freiwillige Großzügigkeit (ihr DANA) dafür, dass für die Grundbedürfnisse der LehrerInnen (damals Mönche und Nonnen) wie Kleidung, Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung gesorgt war.

Über diese praktische Dimension hinaus spielt die Praxis des DANA Paramita auch eine zentrale Rolle im spirituellen Leben einer Person, die buddhistisch praktiziert. Es ist die erste der Zehn Paramitas, welche Charaktereigenschaften beschreiben, die zu Lebzeiten zur Perfektion entwickelt werden sollen.

Es steht geschrieben, dass wenn der historische Siddhartha Shakyamuni, bekannt mit dem Titel Buddha, einen Vortrag vor Laien hielt, er fast immer mit den Vorzügen und der Wichtigkeit der Übung des Großzügigkeit begann.

Der Akt der Großzügigkeit ist von unschätzbarem Wert für den Geber selber: Es öffnet das Herz, vermindert für einen Moment die Selbstbezogenheit und räumt dem Wohlergehen anderer Bedeutung ein.

Dabei wird gelehrt, dass, wenn man nur gibt, was übrig ist, solch ein Geben nicht wahre Großzügigkeit darstellt. Es geht darum, wahrhaft von sich selbst zu geben: von der eigenen Zeit, Energie und den eigenen materiellen Mitteln.

Die einfache Geste, eine Blume zu schenken, einen Akt der Hilfsbereitschaft, einen freundlichen Gedanken oder eine einfache Mahlzeit ist tatsächlich eine aufrichtige Form der buddhistischen Praxis des DANA.

Die Größe oder der Wert des Geschenkes hat fast keine Bedeutung, denn der Akt des Gebens selbst erzeugt einen Gedanken-Augenblick frei von Gier und möglicher liebevoller Güte.

Viele Buddhistische Lehrer und Lehrerinnen im Westen bemühen sich, die Lehren des DANA Paramita in deren Leben zu integrieren, obwohl es keine westliche Tradition ist und wenige Menschen diese Lebensweise richtig verstehen.

Quelle: Zaltho Sangha e.V.

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Ute Thiel
Foto, 2021
Glockenblume&Lichtnelke.



„Lange blieben die Gaben im Inneren der Erde unbeachtet und als das Höchste dem Menschen gegebene Geschenk galten Bäume und Wälder. Von ihnen nahm man zuerst die Nahrung, durch ihr Laub wurde das Höhlenlager weicher, aus ihrem Bast war die Kleidung. Jetzt noch leben Völker auf diese Weise. Umso mehr und mehr erweckt es Erstaunen, dass nach derart einfachen Anfängen Berge in Marmorblöcke zerschnitten, Seidenkleider in China gekauft, Perlen in den Tiefen des Roten Meeres, Smaragde im Innersten der Erde gesucht wurden. Für diese Dinge erfand man Wunden in den Ohren, da es zweifellos nicht genügte, sie am Hals, in den Haaren und an den Händen zu tragen, wenn man sie nicht auch noch in den Körper hineinstach.

Daher ist es recht, der Stufenleiter des Lebendigen zu folgen und an erster Stelle über Bäume zu sprechen und dabei unseren heutigen Sitten die Ursprünge entgegenzustellen. Bäume waren Wohnstätten göttlicher Mächte, und nach uralter Sitte weihen die einfachen Landleute auch heute noch einem Gott einen besonders schönen Baum, und wir erweisen den von Gold und Elfenbein glänzenden Götterbildern nicht mehr fromme Verehrung als den heiligen Hainen und allein auch der Stille in ihnen.“

aus Plinius: Über Bäume.



Die Stille in ihnen hilft mir am meisten. Garde le silence, le silence te gardera.

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gregor dittmer
Foto, 2021
Ute, schreibend.



"Alles was ich machen kann, ist, ich selbst zu sein, wer immer das sein mag."

Bob Dylan



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Ute Thiel
Foto, 10.5.22
Now!



I recommend the talk „Projecting the Dharma“ Dzongsar Khyentse gave in Yale.

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Ute Thiel
Foto, 3.5.22
Buddha family.



“Our job is to develop confidence in the fact that our own true nature has exactly the same potential as that of the Buddha, and that all we need to do to mature that potential is follow Siddhartha's example and apply the right methods.”

Dzongsar Khyentse Rinpoche



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Ute Thiel
Foto, 26.4.22
More Buddhas flower.



"Es ist wahnsinnig angenehm, wenn man kein Oaschloch ist."

Ostbahn-Kurti, starb am Sonntag 73-jährig bei einem Haushaltsunfall.



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Ute Thiel
Foto, 31.3.2022
Kreise&Ellipse.



Madeleine Albright.
23.3.2022

Schaut bei Wikipedia nach, die wissen mehr als ich.
Und wie immer: Michel de Montaigne zu "Tod". Allez.



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Ute Thiel
Foto, 19.3.2022
Ja.

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Ute Thiel
Foto, 17.3.2022
Blume.

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Ute Thiel
Foto, 7.3.2022
Buddhas Blume, Elsheim.



Liebe LeserInnen,

aus gegebenem Anlass erinnere ich (mich) an die guten Dinge im Leben
und (auch mich selbst) daran, dass sie (wie alles) vergänglich sind.

L(i)eben! Jetzt.
Ehe wir reisen müssen.



Ich habe Dich so lieb.

Ich würde Dir ohne Bedenken eine Kachel aus meinem Ofen schenken

Ich habe Dir nichts getan
Nun ist mir traurig zumut

An den Hängen der Eisenbahn
leuchtet der Ginster so gut

Vorbei, verjährt
doch nie vergessen

Ich reise
alles was lange währt,
ist leise

Die Zeit entstellt
alle Lebewesen
ein Hund bellt

er kann nicht lesen
er kann nicht schreiben

wir können nicht bleiben

die löcher sind die Hauptsache
an einem sieb.

ich habe dich so lieb.



Joachim Ringelnatz



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Ute Thiel
Foto, 8.2.2022
Teebeutelweisheit.



Wenn man den Tod nicht versteht, kann das Leben sehr verwirrend sein.

Ajahn Chah



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Ute Thiel
Foto, 1.9.2021
Dakini Day.



Jede grosszügige Tat ist eine Anerkennung unserer gegenseitigen Abhängigkeit, ein Ausdruck unserer Buddha-Natur.

Jack Kornfield



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Ute Thiel
Foto, 6/2021
Glück im Klassensatz.



Deshan Xuanjian was a great scholar of the Diamond Sutra, but he was not a Chan practitioner. He was traveling south in search of the Dharma, carrying his commentaries on the Diamond Sutra with him. In the course of his travels he came across an old woman on the roadside selling tea and rice cakes. He asked her "Who are you?"

She responded "I am an old woman selling rice cakes". When he asked if he could buy some refreshments from her, she inquired, "Venerable priest, what are you carrying in your bag?"

He said, "I am a scholar of the Diamond Sutra, and here I have all my notes and commentaries."

Hearing this, the old woman said, "I have heard that, according to the Diamond Sutra, past mind is ungraspable, present mind is ungraspable, and future mind is ungraspable. So where is the mind that you wish to refresh with rice cakes, oh scholar? If you can answer this, you may buy a rice cake from me. If not, you’ll have to go elsewhere for refreshment."

Deshan was unable to reply. The old woman then directed him to a Chan master nearby. Deshan burned all his notes and commentaries the next day.

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Ute Thiel
Foto, 4/2021
Endlich 60!



Es ist unser Geist, und unser Geist allein, der uns fesselt oder befreit.

Dilgo Khyentse Rinpoche

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Torsten Vagt
Foto, 7/2021
Habitat, Nr.2.



"Um Antwort wird gebeten" - Briefe aus dem Lockdown - wurde von der "Scheune Sieben" in Flörsbachtal initiiert. Bei dieser Kunstaktion wurden rund 300 kreativ gestaltete Briefe per Post an befreundete KünstlerInnen mit der Bitte um Antwort verschickt.

Die rege Korrespondenz, die sich im Austausch von kleinen Kunstwerken und Künstlerbriefen entwickelte, wuchs in einer Online-Ausstellung zusammen, die nun im Rahmen des Kultursommers Main-Kinzig in der Scheune Sieben auch "in echt" gezeigt wird. Dauer: 1.8.- 30.9.2021.

Ich hatte viel Freude an Empfang und Gestaltung von blauem, rotem und Luftpostbrief. Für die "Zeitpost" lag hier schon länger eine Sonnenuhr in Postkartenform, die nur noch auf den richtigen Adressaten wartete.

Wer nicht ins Flösbachtal reisen kann oder will: Die Ausstellung ist auch noch im Netz zu sehen bei www.scheune-sieben.de! Viel Vergnügen!

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Ute Thiel
Foto, 6/2021
Der Eichbaum vorm Fenster.



Die Gärtnerin ist im Krankenhaus, das Leben geht weiter…alles blüht&summt.
Jetzt macht der KTA (Diplomé summa cum laude, 2021) halt auch garten&foto.

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Torsten Vagt
Foto, 10.6.21
Wir werden mindestens eine Brombeere haben.



Relation?

Zwei Milliarden für Bildung (in Form von „Nachhilfe“),
sieben (oder waren es neun?) für die Lufthansa.
Wir müssen dringend unsere Prioritäten ändern. Herzlich, Thiel

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Ute Thiel
Foto, 22.5.21
Rotschwänzchen oder Amseln?



Es ist ungewiss, wo uns der Tod erwartet.
Erwarten wir ihn allenthalben.

                              Michel de Montaigne

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Torsten Vagt
Foto, 12.5.2021
snail



"Weisheit bezeichnet genau jenes Unterscheidungsvermögen, das uns erkennen lässt, welche Gedanken und Handlungen zu echtem Glück beitragen und welche es zerstören."

Matthieu Ricard

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Ute Thiel
Fotografie, 2021
4 Turnerinnen für Frau H.
Privatbesitz



Souveränität, souverän, Souverän.

Nach einer langen Pause, in der ich meine Texte immer wieder überdacht und dann doch zurück gehalten habe, bin ich heute einfach nur noch sauer. Sauer auf die ganzen Möchte-Gern-Souveräne, die aber nicht tüchtig genug sind, auch nur einen kleinen Anteil der WählerInnen für sich zu gewinnen.

Weil ihr ganzes „Programm“ daraus besteht, die Leute, die in der Krise die Arbeit machen, zu bemäkeln.

Shut up!

Oder, wenn ihr wieder mal etwas dringend anders haben wollt, weil es „so nicht funktioniert“: macht halt funktionierende Vorschläge.
Schlagt „funktionierende“ Lösungen vor.

Macht die Arbeit!
Werdet konkret.

Und damit selber: angreifbar.

Angreifbar von all denen, die die Arbeit und die Verantwortung gerne den Anderen überlassen.
Wer nichts macht (ausser zu mäkeln), macht auch keine Fehler.

Es lebe Madame Merkel!
Souverän!

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Ute Thiel
Follie mit Ananas, ca?
Keramik, Unikat
Privatbesitz



Glühwein

gibt es beim Supermarkt im Nachbardorf vom lokalen Winzer in Flaschen zum Mitnehmen und neben 4 roten Stumpenkerzen und mehreren Beuteln diverser Hustenbonbons war das im Wesentlichen mein Einkauf vom Samstag. Diese Kleinigkeiten wurden dann am Sonntag zu "Nikolaus" ergänzt durch die beiden "bols", die ich vor Wochen im Bio-Supermarkt schön gefunden, auf Vorrat gekauft, bis Sonntag zurückgehalten und vor meinem Mann versteckt hatte.

Gefüllt mit einigen Walnüssen (Geschenk von einem Freund, der die Ernte seiner Bäume teilt), je einem Apfel, einer Apfelsine, einer kleinen Dose "Kaufmanns Kindercreme" (die gegen alles hilft) und einer kleinen Auswahl meiner Hustenbonbons (Salbei! Malz! Minze! Eukalyptus! Und neu: Ingwer&Kurkuma!) zierten die zwei kleinen Schüsseln unsern Küchentisch.

Die Stumpenkerzen (= improvisierter Adventskranz) verbreiteten ihr Licht. Der Mann erhitzte den Glühwein und brachte eine Tasse an meinen Schreibtisch.

Ich vermisste nichts. Aber das Wichtigste ist wahrscheinlich: die dunkle&kalte Zeit teilen. Einsamkeit kenne ich gut und will auch darüber schreiben. Die tröstende Macht von Schönheit&Licht im Dunklen&Kalten wirkt aber erfahrungsgemäss immer. Auch wenn man alleine ist.

Alleine oder zusammen: Lasst es euch gut gehen. Die Tage werden wieder länger, bald.

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Ute Thiel
Foto, 9 / 2020
Zeichnung, alt.
Privatbesitz



Offene Ateliers RLP

Ich öffne mein Atelier am Samstag, dem 26.9 und Sonntag, dem 27.9.2020 jeweils von 14.00 bis 19.00 Uhr und freue mich über BesucherInnen.

Bitte denken Sie an den Mundschutz!

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Ute Thiel
Zeichnung, ca.1985
Hund, für Torsten.
Privatbesitz



An sich

Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir’s gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man noch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,

und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.

                                                                              Paul Fleming

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Ute Thiel
Foto, 4 / 1987
Schwäne.
Privatbesitz



love is more thicker than forget
more thinner than recall
more seldom than a wave is wet
more frequent than to fail

it is most mad and moonly
and less it shall unbe
than all the sea which only
is deeper than the sea

love is less always than to win
less never than alive
less bigger than the least begin
less littler than forgive

it is most sane and sunly
and more it cannot die
than all the sky which only
is higher than the sky

E.E.Cummings

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Ute Thiel
Foto, 16.6.2020
mein pariser pöttchen.

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Ute Thiel
Foto, 16.6.2020
für die älteren schwestern.

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Torsten Vagt
Foto, 21.5.20
plat a la japonaise.



Peter Schmidt

ist ein Allerweltsname und der "Vorfahr" oder "Urgrossonkel" (das ist nicht klar, mangels Stammbaum) von mir, der von 1898 - 1901 auf der "SMS Kaiserin Augusta" in China und Japan Dienst tat.

Es gibt eine wunderschöne "Urkunde" (ca 50x60 cm, gerahmt) in Stickerei auf Seide "Zur Erinnerung an meine Dienstzeit auf der SMS Kaiserin Augusta". Ich bin gerade dabei, dieses Prachtstück der Familiengeschichte mehr oder weniger dilettantisch (aber achtsam) zu restaurieren.

Leider war die Seide um die Glasscheibe drum herum geschlagen und mit dem Glas verklebt. Als das Glas zerbrach, war es nicht so einfach, die doch etwas morsche Seide vom Glas zu lösen. Dabei wurde klar, wie strahlend preussisch(?)-blau die Seide einstmals war. Die dem Licht ausgesetzten Teile sind verblichen und verblasst. Nun hat es ein auch schönes aber mattes Corbusier-Grau-Blau als Fond, was so sicher nicht intendiert war.

Ich recherchiere über meinen "Urahn" Peter Schmidt und finde heraus, was Wikipedia über die "SMS Kaiserin Augusta" und ihre wechselvolle Geschichte erzählt.

"Wichtiger" (?) als mein Vorfahr (?) Peter Schmidt waren der Admiral Otto von Diederichs, der die "SMS Kaiserin Augusta" als eines der Schiffe im Flottenverband rund um Kiatschou (??) befehligte und sicher auch Prinz Heinrich von Preussen (der jüngere Bruder von Kaiser Wilhelm II. und Ehemann von Irene von Hessen), der in dieser Zeit als Chef der Marine nicht nur versuchte, China per Kanonenbootpolitik zu kolonialisieren, sondern auch erstmals Japan Besuche auf Regierungsebene abstattete.

Ob das "China" und "Japan" auf der Urkunde meines "Vorfahren" etwas damit zu tun hat?

Interessanter auf meiner "bürgerlichen" Ebene ist vielleicht der spätere SPD-Politiker Karl Friedrich Zörrgiebel aus Mainz, ein gelernter Küfer, der seine Militärzeit fast zeitgleich mit Peter Schmidt auf der "SMS Kaiserin Augusta" ableistete. Zörrgiebel war später Polizeipräsident von Köln, Berlin und Dortmund (bis 1933) und wurde unter den Nazis in einem KZ interniert. Ob er Peter Schmidt kannte? Zu spät zum Fragen: Er verstarb im Jahr meiner Geburt, 1961.

Offenbar hat das Schicksal von „Peter Schmidt“ bislang niemanden in meiner Familie interessiert: Der prächtige Rahmen mit dem opulenten Seiden-Stickbild "Zur Erinnerung an meine Dienstzeit" lag völlig unbeachtet und nie erwähnt auf einem der Schränke in dem Haus in Saarbrücken, in dem ich 1961 geboren wurde.

Am 15.Juni 2011 (der Tag, an dem mein Bruder zu jung verstarb) wurde das Haus verkauft und die jetzigen Besitzer wollten natürlich den "Kram" - der sie nun wirklich nichts anging - los werden. Das Bild ist eines der Dinge, die ich retten konnte. Offen bleibt die Frage: Wer war Peter Schmidt?

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Ute Thiel
Foto, 5 /2020
dedication: to all teachers.



poverty is not a lack of character,
it is a lack of cash.

Andrew Yang (?)

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Torsten Vagt
Foto, 21.4. 2020
Hexenkreis aus Gänseblümchen.



Morgenwonne

Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Joachim Ringelnatz

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Torsten Vagt
Foto, 19/4/20
Tartuffel



Die Tagesschau nahm Ostern zum Anlass, ein Foto mit einer bildfüllenden Menge puschliger gelber Küken zu zeigen.

Ja!

Es ist Ostern, trotz Corona.

Ostern mit allen dazugehörigen Symbolen wie Küken und Hasen als uralte Frühlings-und Fruchtbarkeitssymbole, Symbole für immer wiederkehrendes Leben. Küken sind ausserdem süsse Tierbabies, die in eine Hand passen und unser Herz rühren - meins jedenfalls.

Die Tagesschau nutzte jedoch die Gelegenheit dankenswerterweise, noch einmal auf das massenhafte Töten männlicher Küken aus wirtschaftlichen Gründen aufmerksam zu machen. Ich will dieses grässliche Thema hier nicht vertiefen, sondern habe aus den Informationen der Tagesschau eine Timeline gebastelt, um noch einmal deutlich zu machen, dass die Diskussion um das Kükentöten schon viel zu lange läuft.

Ich finde die aktuelle Deadline des bundesdeutschen Landwirtschaftsministeriums "Ende 2021" noch zu lange hin und schlage vor:

Ostern 2021 als absolute Deadline des Kükenschredderns! Mit den Hilfsgeldern, die nun corona-bedingt auch in die Massentierhaltung und -aufzucht gepumpt werden, sollte die Gelegenheit genutzt werden, jetzt in tierschutzgerechte Haltung zu investieren. Ich jedenfalls möchte nicht, dass mit meinen Steuergeldern nun Firmen stabilisiert werden, die weiterhin zur Gewinnmaximierung Küken schreddern.

Timeline Kükentöten (nach Informationen der "Tagesschau")

Seit 2008 wird im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums (für insgesamt 8 Millionen Forschungsausgaben???) daran geforscht, wie man frühzeitig auszubrütende Hühnereier als „männlich“ (= wirtschaftlich unrentabel) aussortieren kann und damit das Ausbrüten und nachfolgende Schreddern der männlichen Küken vermeidet.
2013 hat das Land Nieder-Sachsen Kükentöten verboten. Das Verbot wurde auf Betreiben der Produzenten per Gerichtsbeschluss kassiert (in Erwartung zeitnaher Lösungen???).
2017 hatte dann der damalige Landwirtschaftsminister als Ziel zur Beendigung des Kükentötens vorgegeben.
2019 wurden mehr männliche Küken geschreddert als 2018: circa 45 Millionen!!!
2020 ist jetzt. Wahrscheinlich finden eine Menge Menschen die Bewältigung von Corona wichtiger als geschredderte Küken. Jein. Man kann vielleicht beides in den Griff kriegen?!?
2021 ist die derzeitige Zielvorgabe des Bundeslandwirtschaftsministeriums, das Kükenschreddern zu beenden. Es wird von den Hühnerproduzenten in Frage gestellt, weil „wirtschaftlich nicht zumutbar".

Lasst uns stattdessen Ostern 2021 als Ziel angehen!

Hühnchenproduzenten können jetzt mit den Corona-Hilfsgeldern ihre Betriebe tierschutzgerecht umbauen. Falls die Hilfsgelder nicht reichen, könnte man sie - mit verbindlichen Auflagen - durch Prämien für die Umstellung auf tierschutzgemässen Umgang mit männlichen Küken aufstocken. Ich gehe aber davon aus, dass das nicht zwingend nötig ist, weil es sich beim Kükenschreddern um eine Folge der Gewinnmaximierung handelt - da dürfte Spielraum sein.

Unten die glückliche Hühner-Familie, die Eier für meinen Haushalt liefert.

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Torsten Vagt
Foto, 2020



„Die Leute, die führen, müssen jetzt klarmachen, dass es im Eigeninteresse ist, zu geben". Daniel Cohn-Bendit, TAZ, 3.4.2020

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Ute Thiel
Foto, Archiv 7/2019
Kurbelgriff bei Uli.



Annie Ernaux´ Brief an Emmanuel Macron:
z.B. heute (1.4.2020) in der TAZ. Lesen!

Da gibt es nichts hinzuzufügen. Allez!

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Ute Thiel
Foto, Archiv, ca 8/2019
Weg im Garten, gemulcht.



Ich zitiere aus einem Newsletter (trycicle), der mich Mitte März erreichte.

„We are fortunate that our work brings us into contact with teachings on mindfulness, equanimity, interdependence, impermanence, and compassion, which have been especially relevant in recent days….One doesn’t have to be Buddhist to know that ignoring difficult problems or thoughts doesn’t make them go away. Or that when panic sets in, people tend not to make the best decisions. Or that the things we treasure won’t be around forever. Or that no matter how alone we may feel, we are always part of something bigger. Or that we are at our best when we take care of each other.“

In diesem Sinne: Aus der Krise das Beste machen. Zum Beispiel Hausputz.

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Ute Thiel
Foto, März 2020
Enso.



Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort. Hier können wir einander begegnen.                                                                                                           Rumi

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Ute Thiel
Foto, 9/2019
Selbst, 2002 & 2019.



Kein Witz

Manche alten FreundInnen sehe ich nur noch im Netz. Das heisst nicht: ich „begegne“ Ihnen im Netz, über die sogenannten „sozialen Medien“. Nein, ich sehe sie nur noch auf Web-Seiten von „wichtigen“ Publizierenden.

Ich sehe, dass sie sich verändert haben, seit wir uns das letzte Mal leibhaftig gesehen haben, was - beiderseits berufsbedingt - schon eine Weile her ist. Älter werden wir alle. Aber manchmal sind die Veränderungen so eklatant, dass ich um Leben und Gesundheit der Freunde und Freundinnen fürchte.

Da ich in diesem und letzten Jahr mehrere Nachbarn und alte Freunde (in meinem Alter oder jünger) verloren habe, meine dringende Bitte an alle: Passt auf euch auf!

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Ute Thiel
Foto, 9 / 2019
Offenes Atelier.



Begegnungen

Am vergangenen Wochenende „offenes Atelier“ in RLP. Nach einer sehr arbeitsreichen Woche als Kunst-Lehrerin gruselte es mir ein bisschen, das Wochenende durchzuarbeiten anstatt auszuruhen, Gäste zu empfangen und ihnen meine künstlerische Arbeit vorzustellen.

Freundlicherweise erklärten sich mehrere Freunde und mein Mann bereit, mich zu unterstützen. Eine Freundin brachte einen Pflaumenkuchen mit und beriet mich souverän zur Präsentation der Papptäfelchenzeichnungen auf dem grossen Tisch. Sie hatte ausserdem einen guten Vorschlag zur Positionierung der gerahmten Selbstbildnisse von 2002 auf einem alten Wagengestell unter den Fenstern und holte dann auch noch die Zeichnungen aus dem Wohnzimmer - das entlastete mich und meine Hüfte sehr.

Dann kamen Freunde aus Wiesbaden, die helfen wollten und die Haselnüsse aufsammelten, die in Mengen den Pfad von einem Garten in den anderen blockierten. Schön war, dass sich die HelferInnen später beim Pflaumenkuchen gut unterhielten, auch ohne mich. Die aufgesammelten Haselnüsse wanderten als Müslizutat zur Pflaumenkuchenlieferantin. Ich freute mich, dass meine Arbeit und der Termin Anlass war für Begegnungen und Gespräche unter Freunden, die sich vorher noch nicht kannten.

Schön war auch, dass sich die Vor- und Nachbesitzer meines alten Volvo zufällig am Eingang zur Scheune trafen. Schön war, dass nicht mehr Besucher kamen als ich in meinem eingeschränkten Tempo bewältigen konnte. Schön war, dass der BBK RLP die Rahmenbedingungen (Plakate, Flyer, Bewerbung per Presse) professionell organisierte, so dass ich „nur“ Plakate an meinem Tor aufhängen und Einladungen verschicken musste.

Fast alle Eingeladenen kamen oder meldeten sich telefonisch oder per mail: Alte Freunde oder alte Kunden oder beides in Personalunion, die sich freuten, wieder einmal von mir zu hören. Die das schöne Feed-back gaben, dass sie gerne mit Arbeiten von mir leben. Arbeiten, die ich oft (weil es immer weitergeht mit der eigenen Entwicklung) nicht mehr „auf dem Schirm“ habe. Ich freue mich sehr, dass sie den meist langjährigen Besitzern immer noch Freude bereiten.

Einige BesucherInnen kamen über die Werbung des BBK in der Zeitung. Einmal lag mein Atelier auf dem Weg von benachbarten Ateliers nach Hause. Das Wochenende war anstrengend, aber durch Austausch und Feed-Back auch inspirierend und sehr belebend. Die Menge der BesucherInnen war genau richtig: Ich bewirte derzeit lieber einzelne Personen oder kleine Gruppen als einen Besucherstrom, für den ich nicht wirklich Zeit finde.

Wer Lust hat, neue Kunst und fortgeschrittene Baumassnahmen zu gucken: Bitte meldet euch einfach für einen eigenen Termin an.

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Ute Thiel
Foto, 7 / 2019
Treckersessel.



Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte.

Carl Gustav Jung

Dürfte auch für Frauen gelten.



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Ute Thiel
Foto, 7 / 2019
Sonnenschatten, St.Philibert.



Kleine Fluchten

heisst ein Film von Yves Yersin, der 1979 entstand und den ich wohl nicht gleich aber wenig später als Studentin im Rahmen eines Programmkinos gesehen habe. Ein beeindruckender Film über einen alten Knecht, der mit seiner Rente "kleine Fluchten" aus dem Alltag finanziert.

Das erinnerte mich an den Rat des Dalai Lama, jedes Jahr einen Ort aufzusuchen, an dem man niemals zuvor gewesen ist. Ich unterstelle, dass der Dalai Lama mit seinem Rat nicht den Flugverkehr rund um den Globus anheizen wollte, sondern eher dazu animieren, eingetretene Pfade zu verlassen und offen zu bleiben.

Am Wochenende hatte ich eine familiäre Verpflichtung und folgte dabei einer Autobahn, die so vertraut ist, dass bei fast allen Ausfahrten eine Erinnernung auftauchte an Menschen und Ereignisse aus den vierzig Jahren, die ich diese Strecke immer wieder fahre. Ich hatte es eilig und war zunächst unwirsch über die Sperrung der Autobahn an einer Stelle, die mich zu einem Umweg über Land zwang und mich ausbremste.

Auf der Rückfahrt beschloss ich spontan eine benachbarte Ausfahrt endlich einmal wahrzunehmen und einen Umweg zu fahren, den ich mir bei jeder Fahrt auf der Strecke vorgenommen aber noch nie realisiert hatte: Otterberg ist eine Stadt bei Kaiserslautern, bekannt für seine Abteikirche und eine Waldorfschule. Letztere sparte ich mir für diesmal aber die Abteikirche war das, was ich brauchte: Ein stiller, leerer, grosser und hoher Kirchenraum. Die Möglichkeit, Kerzen anzuzünden für alle Familienmitglieder, an die ich an dem Tag denken musste. Danach zwei Kugeln Eis im Hörnchen auf dem Weg zurück zum Auto.

Ich glaube, das meinte der Dalai Lama, oder?

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Ute Thiel
Foto, 7 / 2019
Guter Platz.



unDgleich

hiess eine schöne Ausstellung von SuS der japanischen Schule in Kooperation mit einem deutschen Gymnasium in Düsseldorf. Ich wurde an diesen Titel erinnert, als ich die Arbeiten von Frédéric Lormeau in St.Philibert sah. Einige Aspekte davon - die Arbeit mit Keramik bei Skulpturen, der Kreis als Motiv, reduzierend gebrannter Ton und zeitbasierte Arbeit - gleichen etlichen meiner eigenen Arbeiten. Die Formen, die die Umsetzung jeweils annimmt, sind jedoch ungleich, obwohl von der Intention und den Hintergründen vielleicht nicht sehr verschieden. Besonders mochte ich Lormeaus` grossen „Enso“ aus schwarz gebrannter Keramik unter der Vierung, eine Arbeit mit aus keramischen Formen auf Papierbögen sickernder Tusche sowie die beiden Halbkreise aus Keramik, die man gleich beim Eintreten in die Kirche am ersten Pfeilerbündel lehnend entdeckte. Ich reflektierte und fotografierte die ausgestellten Arbeiten, ging danach ins Cafè, sah wieder mal einen Kreis und fotografierte ihn. Voilá.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Unterbrochener Kreis, Dijon.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Enso und ich.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Zerbrochene Kreise, Frédéric Lormeau.



Vanitas

Im Kurzurlaub in Burgund traf ich auch meinen Partner im burgundisch-rheinland-pfälzischen Künstleraustausch, Didier Dessus. Am Mittwoch letzter Woche gab es eine mit Musik, Gesang und Tanz begleitete Finissage seiner Ausstellung in St.Philibert in Dijon. Ich war etwas irritiert über den Zustand der Kirche und musste erfahren, dass auch hier für Bausünden gebüßt wird: Als man vor einigen Jahren einen Beton-Fussboden in den mittelalterliche Kirche einzog, führte das dazu, dass Feuchtigkeit in die Wände stieg. Die dabei mitgeführten Salze lösen den Stein der Wände und Säulen auf. Der Beton-Fussboden ist mittlerweile herausgerissen - man läuft auf feinem Kies. Den Zerfall der Wände aufzuhalten dürfte eine grössere Aufgabe für Architekten und Ingenieure sein. Die Arbeiten von Didier und seinen beiden mit ausstellenden Künstlerkollegen passten aber exzellent zum Zerfall.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Didier Dessus´ Blume in St.Philibert.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Pierre-Yves Magerand, St.Philibert.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.2019
Frédéric Lormeau, St.Philibert.







La mar sacré, Grand.

"Die große Pfarrkirche des Dorfes Grand ist der hl. Märtyrerin Libaire geweiht. Die Kirche wurde zwischen dem späten 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im spätgotischen Stil erbaut und im 18. Jahrhundert restauriert und dabei stark verändert. Seit damals gilt sie in ihrer gesamten Struktur als bedroht. Seit 20 Jahren ist ihr Zustand so kritisch, dass sie für Öffentlichkeit gesperrt werden musste. Die Ursache – ihr unsicherer Standort, der starken Bodenbewegungen unterworfen ist – wurde erst in den 1990er Jahren erkannt: Eine Stelle, an der unterirdisch vereinigte Wasserströmungen zutage treten wollen, befindet sich unter der Kirche. Es handelt sich um den ehemaligen heiligen Teich aus gallo-römischer Zeit, auf dem man, wie damals üblich, den christlichen Vorgängerbau errichtet hatte, um die Macht des neuen Glaubens über das heidnische Heiligtum zu demonstrieren. Zur Sicherung des Baugrundes glaubte man mit dem Verfüllen des Schuttes des Apollotempels in die nach dem Zerfall der römischen Versorgungsleitungen mindestens zeitweise wieder trockenliegende Wasserstelle auskommen zu können.Trotzdem genügte der Wasserdruck, um das Gebäude zu destabilisieren. Bislang ist keine technische und finanzielle Lösung in Sicht. Es steht zu befürchten, dass wegen der hohen Kosten zur Rettung dieses Kulturerbes das denkmalgeschützte Gebäude aufgegeben werden muss."


Zitat aus: Wikipedia, Foto der Kirche dort.



Wer den Text über den schon in vorrömischer Zeit europaweit bedeutenden Kurort Grand im Nordwesten des Departements Vosges bei Wikipedia ganz liest, erfährt, dass die Kelten der jahreszeitlich bedingt trocken fallenden Karstquelle im heutigen Zentrum des Dorfes ihren Lauf liessen. Das sich unter dem Kalkplateau sammelnde Wasser stieg nach oben, wenn mehr Wasser anfiel als die unterirdischen Abflüsse ableiten konnten. Das Wasser drängte an die Oberfläche und wurde als Quelle sichtbar und bildete einen kleinen Teich, der zu anderen Zeiten wieder trocken fiel. In vorrömischer Zeit wurde das Naturphänomen wahrgenommen, respektiert, genutzt und verehrt. Das „wunderbar“ jahreszeitlich bedingt auftretende Wasser - das wahrscheinlich aus dem Kalk Mineralien gelöst hatte - hatte offenbar auch heilende Qualität.

Von der Quelle der Seine kenne ich hölzerne Figuren (heute im Museum in Dijon), die an einer vergleichbaren Stelle - in unmittelbarer Nähe der Grotte, in der die Seine entspringt - deponiert wurden. Vielleicht in dem Sinne, wie das an Wallfahrtsorten bis heute geschieht? Man bedankt sich für die Heilung durch Deponierung eines „Ex Voto“ am heilenden Ort. Vom „heilenden“ zum „heiligen“ Ort ist es nur ein Silbenwechsel. Andere Wechsel sind gravierender. In Grand fassten dann die Römer die Quelle und bauten einen prächtigen Tempel, geschmückt mit 60 verschiedenen Marmorsorten aus ihrem ganzen Reich. Der vorher dem keltischen Heilgott Grannus zugeordnete Platz wurde nun gallorömisch überformt: Grannus blieb der Gewohnheit zuliebe erhalten, „Apollo“ kam als römischer Repräsentant hinzu. Das gemischte Götterduo blieb lange gültig.

Die unterirdischen natürlichen Wasserläufe im Kalk wurden durch römische Ingenieure zu begehbaren wasserführenden Galerien ausgebaut - unterirdische Aquädukte sozusagen. Das Wasser stieg nun nicht mehr jahreszeitlich bedingt - und zeitweilig trockenfallend - in den Quellteich auf, sondern wurde reguliert und durch fast 40 Brunnen ganzjährig kontrolliert genutzt. Ich habe hohen Respekt vor den Ingenieurleistungen der Römer seit ich vor vielen Jahren den Pont du Gard erstmals sah und verstand, mit welcher Finesse römische Geometer und Ingenieure Wasser über weite Strecken leiteten, um Städte mit Frischwasser zu versorgen.

In Grand gruselte mir zum ersten Mal vor den römischen Ingenieuren. Noch absurder ging es danach weiter: Man zerstörte den römischen Tempel und füllte mit der Bauschuttmasse die Quelle und die unterirdischen Galerien auf. Und baute die Kirche darauf. Da war das Ingenieurwissen der Römer wohl schon perdu. Sonst wäre den Erbauern der Kirche klar gewesen, dass das schief gehen muss. Wenn Wasser unterirdisch immer wieder heranfliesst, muss man es (ab)fliessen lassen. Wenn man den Weg verschüttet, sucht es sich einen anderen Weg - und bewegt den Untergrund. Die Folgen für die Kirche sind im obigen Zitat beschrieben.

Interessant fand ich, dass die Christen der Kirche nun - an Stelle des keltischen Grannus und des römischen Apollon - eine nur lokal bekannte weibliche Märtyrerin - die heilige „Libaire“ zuordneten. Aus der römischen Zeit stammen Hinweise auf Hygieia, der Tochter des griechischen Heilgottes Asklepios, die in der Antike unter anderem für den wohl auch in Grand praktizierten Heilschlaf zuständig war. Ich bin skeptisch, was die Zuordnung einer im jahreszeitlichen Rhythmus fliessenden Heilquelle zu männlichen Göttern angeht. Es scheint mir logischer, eine Verbindung zu periodischen Prozessen des weiblichen Körpers herzustellen. „Grand“ hiess ursprünglich „Andesina“. Es spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, dass der ursprüngliche „genius loci“ des Ortes auch so hiess.

Die Bewohner des Ortes sprechen bis heute von der Quelle als „la mar sacré“. Leider wusste die Museumsangestellte, die das im Gespräch erwähnte, nicht, ob „mar“ mit „mer“ zu tun hat. Es täte ihr leid, sie wisse nur, die Quelle würde von der Bevölkerung von je her schon so genannt. Leider habe ich vergessen zu fragen, wie man es schreibt. „La mar sacré? Oder „L´amar sacré“?

Ich recherchierte weiter zur heiligen „Libaire“ und fand in der fanzösischen wikipedia eine Bestätigung meiner These von oben: "Libera est le nom latin de Proserpine, fille de Cérès, déesse des moissons et des récoltes qui personnifie la déesse-terre des anciens. Cérès qui préside à la belle saison a été contrainte de partager sa fille aimée Proserpine avec Pluton, repoussant maître des enfers, après que ce dernier l'ait ravie puis épousée. Un accord de partage a été conclu par arbitrage divin. Mais son départ en automne cause toujours la venue d'une période de désolation profonde pour Cérès, et en conséquence l'hiver ou l'hibernation pour les humains. Dans le Latium, Liberius était le dieu mâle de la germination. Pour mieux comprendre la valeur affective associée à ce prénom Libaire, remarquons que l’adjectif antéposé liberius à un nom de famille signifie cher, estimé. La racine du mot se retrouve aussi dans le verbe latin lubere, plaire ou le verbe allemand lieben, aimer. Il apparaît au terme de cette esquisse une continuation probable de la hiérophanie à l'époque préchrétienne. Sainte Libaire perpétue un culte ancien des résidents d'Apollogranum ou simplement Granum à la fille aimée de Cérès, déesse des moissons. Proserpine qui patronne la dormance ou préservation des graines dans le froid n'est-elle à l'origine de la germination printanière constamment renouvelée ? Et sainte Libaire de devenir la patronne de Granum ou Grand."

Dass man periodisch auftretende Quellen in der Antike mit der im Frühjahr aus dem Hades wieder auftauchenden Tochter der Demeter/Ceres - der Proserpina - verband und die Quelle ihr beziehungsweise dem Prozess der jährlichen Wiederkehr / Wiedergeburt weihte, scheint offenbar nicht nur mir logisch.

Dass die Heilige „Libaire“ eine der „kopflosen“ („cephalophoren“) Heiligen der katholischen Kirche ist, finde ich spannend - dazu gibt es weitere Thesen. Aus meiner Zeit als Burgundstipendiatin (1998?) stammt eine Skulptur ohne Kopf, der jedoch in Form einer Boulekugel daneben liegt: „Les reines sans tetes“. Ich weiss nicht mehr, wie es dazu kam, habe damals aber viel in diversen archäologischen Museen gezeichnet und das Motiv sicher dort entdeckt. Dass man bei Religions-und Regierungswechseln den Repräsentanten & Göttern der abgelösten Epoche die Köpfe abschlug, ist unschön, kam und kommt aber immer wieder vor, auch 2019.

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Ute Thiel
Foto, 8 / 2019
Roi sans tete, Skulptur, circa 1998.



Ich freue mich immer, unter den bis heute dominierenden (Gebäude)schichten der 2000jährigen christlichen Ära Älteres zu finden. Älteres, was sich meist auf natürliche Phänomene wie Quellen, Flüsse, Berge und Wälder bezieht. Wenn man alle baulichen Überformungen dieser Phänomene durch z.B. Römer und christlich geprägte Epochen abzieht und das Natur-Phänomen als solches respektiert, könnte man auf eine, allen Ethiken und Religionen Platz lassende, aber allgemein verbindliche und allen gemeinsame Basis (zurück) finden: Respekt. Respekt vor allen Erscheinungsformen des Planeten Erde.

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Ute Thiel
Foto, 30.7.2019
Wurzelstock, Mont Beuvray.



Nach einer Woche am Fuss des Mont Beuvray - auf dem in vorrömischer Zeit die keltische Grossstadt Bibracte blühte - habe ich viel gelernt, auch über die Stadtform auf dem Mont Beuvray, von der man heute nichts mehr sieht, die aber durch Grabungen immer besser erschlossen wird. Ein Spaziergang im Wald, der den Berg heute bedeckt, ist zu empfehlen: Ich bin mithilfe meiner Nordic Walking-Stöcke trotz maroder Hüfte gut hochgekommen - und am Ende nach dem weiten Ausblick haben wir den Shuttlebus genommen, der regelmässig und kostenlos müde Wanderer zurückbringt zum Parkplatz am Museum.

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Ute Thiel
Foto, 30.7.2019
Weiter Blick vom Mont Beuvray.



Besonders gefiel mir, dass der Berg damals wohl terrassiert war und die Häuser mit Gärten, Geschäften und Werkstätten eine grosse zusammenhängend bebaute Fläche darstellten, die mit Grün durchsetzt war. Und dass die Menschen sowohl vor Ort produzierten (z.B. Metallwaren und ihre Nahrung) als auch handelten: Eine Mischung, die auch im 21.Jahhundert wohl wieder angesagt ist, nachdem klar ist, dass Arbeiten an Stellen der Arbeitsplatzkonzentration (Innenstadt, Industriegebiet etc) und mit dem Auto Pendeln zu den Wohnbezirken in der Peripherie nicht umweltfreundlich ist.

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Ute Thiel
Foto, 7 / 2019
Hang.



Zeichnen nach Modell im Kunstfoyer des SMG

unterrichte ich immer wieder gerne. Normalerweise beschränken die zu grossen Klassen unsere Möglichkeiten. Um so mehr freut es mich, wenn ich eine kleine interessierte Gruppe von 15 OberstufenschülerInnen habe, die sich konzentriert dem Thema widmen. Die "Projektwoche" am SMG dauert immer nur drei Tage. Die Ergebnisse waren 2019 trotzdem grosse Klasse. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass alle TeilnehmerInnen "nur" Grundkurs-SchülerInnen sind. Einige der SuS sind allerdings in meinem gk bk 12 und nahmen auch im letzten Jahr an "Zeichnen nach Modell" teil. Dank der kleinen Gruppe konnten wir sehr gut an Staffeleien arbeiten. Wir nutzten - im grossen Kreis um das jeweilige Modell stehend - den weiten Raum des "Kunstfoyer".

Dieses Foyer - ursprünglich Teil der Realschule - ist an einer Seite zwei Stockwerke hoch, verglast und so ideal zum künstlerischen Arbeiten. Als das SMG den Realschul-Trakt übernahm und der Fachbereich Kunst seine gut gelegenen und eingerichteten Fachräume im alten Gymnasialtrakt abgeben und hierhin umziehen musste, war das Foyer noch völlig leer. Als Erstes kam eine Wandgestaltung "Die Fantasie bringt die Köpfe in Ordnung" ins Treppenhaus. Ich schlug den Satz für das Foto der Fachschaft Kunst im Jahrbuch vor. JedeR KunstlehrerIn gestaltete ein Wort nach eigenem Geschmack und hielt sein Wort-Objekt ins Bild. Die KollegInnen hatten ihren Part jeweils so liebevoll gestaltet, dass wir beschlossen, das so "nebenbei" entstandene "Gesamt-Kunstwerk" der Fachschaft als Bild zu behalten. Der damals neue Schulleiter unterstützte unser Anliegen mit der Finanzierung einer grossen Plexiglasscheibe und der Installation im Treppenhaus.

Bald danach organisierte eine Kollegin Befestigungen für Bilderrahmen an der grossen Stirnwand des Foyers. Etwas später bestellten wir zwei Tischvitrinen und im Jahr darauf eine Litfasssäule. Währenddessen hatte ich mit SchülerInnen einen offenen Bücherschrank sowie den "Müllmampf" gestaltet und den Begriff "Kunstfoyer" eingeführt. Lange hing an der Balustrade ein grosses Banner "12 nette neue Nachbarn aus dem Mittelalter", ein Geschenk der Wohnbau Ingelheim nachdem ich zusammen mit einem gk bk 12 für das Mehrgenerationenwohnen an der Alten Polizei 12 Skulpturen aus Beton geschaffen hatte. Später wurde das Banner ersetzt durch eine Reihe von überlebensgrossen Masken aus dem Unterricht einer Kollegin.

Über mehrere Jahre entwickelten wir KunstlehrerInnen das "Kunstfoyer" so zum schönsten Raum der Schule.

Steigt man im Treppenhaus hoch - vorbei an der Fantasie, die die Köpfe in Ordnung bringt - stösst man heute auch auf der Etage der Naturwissenschaften auf "Kunst": Grosse, schön gerahmte alte wissenschaftliche Pflanzendarstellungen, die Schnitte und Details zeigen, lenken schon von weitem die Aufmerksamkeit auf die Naturwissenschaften. Im grosszügigen Raum des Foyers nach Modell zu zeichnen, macht einfach Spass. Die SuS haben mehr Platz zum Arbeiten als in den Fachräumen. SuS, die das Foyer queren, geniessen es, beim Zeichnen zu zu sehen. Die meisten dieser Passanten gingen leise und respektvoll an den ZeichnerInnen vorbei. Ab und an hörte man ein gemurmeltes "Boah, wie krass". Krass gut halt. Eine Auswahl von Bildern in Anlage.

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Ute Thiel
Foto, 6/2018
Letztes Jahr in Amsterdam.



Nein, man ist der Zeit nie voraus. Die anderen hinken eher hinterher.
(Timm Ulrichs)

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Ute Thiel
Foto, 7/2019
Hügel am Fort d'Uxegney.



Aktuell räume ich auf, entdecke lange Zugestaubtes und sortiere Dinge, die aus der zeitlichen und räumlichen Distanz doch ganz schön sind, obwohl ich damals nicht glücklich damit war. Hier eine im Sommer 2005 von den Teilnehmern am Watermill-Sommer neu angelegte Terrasse in Bob Wilsons Watermill auf Long Island. Geschichten dazu folgen.

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Ute Thiel
Fotografie, 8.8.2005
Aus den Archiven / Watermill, 2005.



Kunst? Die Frage, ob ich keine Kunst mehr mache tauchte vor einigen Monaten (wieder einmal) auf, als ich wegen meiner Augenoperationen eine längere Pause - in allem Möglichen - einlegen musste. Auch beim Publizieren in dieser Spalte "aktuell". Ich freue mich, dass die Person, die damals die Pause bei "aktuell" zum Anlass der Frage nahm, das hier Präsentierte für „meine Kunst“ hält. Ehrlich gesagt hatte ich über einen (zu) langen Zeitraum gar keine Zeit für mehr als das regelmässige Publizieren hier - und schon gar nicht für "meine Kunst". Die zumindest eine halbe Stunde am Tag haben sollte.

In der Zwischenzeit gab es dann aber eine Phase mit täglicher Zeichnung. In der Form, dass ich jeden Tag - allerdings sehr wenig - gezeichnet habe. Immer auf die Pappdeckelchen von meinen Frühstücksbrötchen. Thema war das, was ich auf dem Küchentisch vorfand, wenn ich aus der Schule nach Hause kam. Mit Kuli! Keine geniale Zeichenkunst, sondern so eine hingestrickte Dokumentation des Ist-Zustandes meines Küchentischs. Unspektakulär.

Unter anderem waren das ZEIT-Magazine und Kaffeetassen, bezeichnete Pappdeckelchen vom Tag davor aber auch Blumen in der Vase. Nach einer Weile meinte der Mann, das wäre jetzt doch genug für eine Ausstellung. Mhm, ja. Wir haben dann noch darüber diskutiert, welche Aufhängung. Ich war dafür, die Verschlüsse von Tetrapacks umzunutzen: prima Aufhänger, einfach mit Heisskleber hinten oben befestigen. Der Mann fand das zu simpel.

Dann hatten Boesner und Gerstäcker Sonderangebote - unter anderem tiefe Präsentationsrahmen. Aber das war mir dann doch zu sehr aufgehübscht. Obwohl natürlich jedes Artikelchen in einem tiefen Rahmen schwebend montiert, mit genügend Abstand zum Rand viel „wertiger“ (also verkäuflicher) rüberkommt.

Aber ich will das Auf-Brötchen-Deckelchen-Gezeichne gerade garnicht verkaufen. Es liegt noch ein bisschen, erfreut mein Herz und wenn ich es dann irgendwann (2025?) loslassen kann, weil auch das Geschichte ist, wäre mir eh am liebsten, wenn ein Sammler, eine Sammlerin, eine Galerie, ein Museum - wer auch immer - das ganze Konvolut übernimmt. Und der die das kümmert sich um die wie auch immer geartete Präsentation. Uff. Und ich kann in Ruhe weiter zeichnen. Die Zeit dafür ist eh immer so: knapp.

Hier unten eine Dreierreihe von Pappdeckelchen-Zeichnungen und extra solo die besonders hübsch gelungene Greta Thunberg.

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Ute Thiel
Fotografie, 3/2019
Wir verändern die Welt.

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Ute Thiel
Fotografie, 3/2019
Drei gute Zeichnungen.



Nervig ist, dass mein MacBook Pro nicht in der Lage ist, das wiederzugeben, was ICH eintippe, sondern immer blödsinnige automatische Änderungen macht, zum Beispiel JEDES MAL meinen Nachnamen in „Thiele“ zu ändern, wenn ich eine Nachricht an meine Webmasterin zu meiner Seite „Thiel aktuell“ sende. JedeR einigermassen fähige JuristIn würde bei so einer schlechten Leistung MINDERN. Ich werde jetzt gleich mal überprüfen, ob der Erwerb des Gerätes einen diesbezüglichen Vertrag beinhaltet, der mir eine rechtliche Basis gibt - SO möchte ich das jedenfalls nicht weiter haben.

Vielleicht könnte ich den mir durch unerwünschte und unnötige Korrekturen per schwachsinnigem Automatismus entstandenen Zeitverlust in APPLE-Aktien ersetzt bekommen???? Nicht, dass ich das wollte. Das Produkt finde ich einfach nicht überzeugend, weil übergriffig. Kundenservice sieht anders aus.

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Ute Thiel
Fotografie, 1/2019
Alte Bohne.



“Images of the devoted, peaceful mother have always been safe. Such images have always been acceptable in all cultures, even patriarchal ones; but there's another level of reflection of the primal feminine experience that has not been present and that both men and women long for. And this is an experience that comes from the intuitive sacred feminine, a place where language may be paradoxical and prophetic, where the emphasis is on the symbolic meaning,
not the words. ”

Lama Tsultrim Allione
from her book
Wisdom Rising: A Journey into the Mandala of the Empowered Feminine.

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Ute Thiel
Fotografie, 1/2019
Wintersonne.





Ich bedauere sehr aus beruflichen Gründen und aufgrund familiärer Verpflichtungen in den letzten Jahren zu wenig Zeit für mich interessierende Themen erübrigt zu haben. Vieles, was man hätte sehen und erleben können, ist nun: vorbei!

Im Herbst 2018 hat - nach immerhin 14 Jahren - Antoine de Galbert das Maison Rouge in Paris geschlossen. Ich hatte es immer vor, habe es aber nie geschafft - obwohl ich 2011 / 12 ein Jahr in Paris gelebt habe. In dem kleinen YouTube-Film, in dem de Galbert seinen Entschluss formuliert, tauchen am Bildrand kleine Arbeiten - Sirenen! - von Kiki Smith auf - Arbeiten, die ich vor vielen Jahren in einer Einzelausstellung von Kiki Smith in Ulm gesehen und sehr geschätzt habe. Im Maison Rouge: verpasst!

Im Hintergrund von de Galbert taucht auch ein Ben Vautier ("J´aime pas jeter") auf. Ben Vautier, der mir im grösseren Kreise um den kleineren der Nouveaux Réalistes vor vielen Jahren auffiel. Ich besitze zumindest ein kleines Original von einem Schüler von ihm und irgendwo in meiner Sammlung ist auch noch ein aufklappbares hölzernes Objekt (ein Loch zum Hindurchgucken???) von Vautier, was als Edition von Klaus Staeck verlegt und auf der - leider, leider, leider!!! - nicht mehr existierenden Art Frankfurt angeboten wurde. Oder war es in Köln? Die Art Frankfurt fehlt (mir) in jedem Falle sehr.

Andererseits merke ich am Vautier-Objekt, dass mir Teile meiner Sammlung nicht mehr so viel bedeuten. Und ist Yoko Onos „A hole to see the sky through“ (in Form einer simplen Postkarte mit Loch) nicht überzeugender als Bens Kiste? Falls jemand die Vautier-Arbeit trotz dieser miserablen Werbung haben möchte: Bitte melden! Ich werfe gerade Ballast (d.h. Dinge, die mir nicht mehr so am Herzen liegen) ab, um mit dem Erlös neue Projekte zu finanzieren! Wer den Vautier haben mag: allez-y! Bitte bieten!

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Ute Thiel
Foto, Frühjahr 2019
Best place before Autobahn.



Diese Stelle im Hunsrück findet man in vielen meiner Bilder. Es ist eine der schönsten Stellen mit einem enorm weiten Blick hinein ins Land der Belger. Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich vermute, dieser Ort Belginum lag an der süd-östlichen Grenze des Gebiets der Belger, welches in gallorömischer Zeit nord-und westlich von Belginum über die Mosel hinaus die Eifel und Ardennen und das heutige Belgien abdeckte. Belginum lag und liegt an einer bedeutenden antiken Strassenkreuzung, wo der römische Highway von Bingen in die zeitweilige römische Hauptstadt Trier eine von Süden nach Norden verlaufende Strasse kreuzte.

Ein grosses Gräberfeld mit rekonstruierten Grabhügeln aus vorrömischer Zeit belegt die überregionale Bedeutung des Platzes für die Einheimischen - lange vor dem Strassenbau der römischen Invasoren.

Das Foto bezieht sich allerdings nicht auf den Strassenbau der Römer, sondern auf den des 20. und 21. Jahrhunderts. Demnächst wird dieser freie Blick über die weite Landschaft verloren gehen. Zwischen dem Betrachterstandpunkt des Fotos und der weiten Landschaft soll die Trasse der Autobahn (die diesmal das Rhein-Main-Gebiet und Brüssel verbinden soll) verlaufen. Auch diese Trasse wird - wie die römische - wahrscheinlich irgendwann wieder verschwinden. Überflüssige Infrastruktur aus dekadenten Endzeiten hat man schon zu Römerzeiten als erstes aufgegeben. Zumindestens das könnte man von den Römern lernen.

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Ute Thiel
Foto, 19.4.2019
To my teacher.



Im Juni letzten Jahres war ich mit meinem damaligen Stammkurs Kunst auf Studienfahrt in Amsterdam. Eines der Highlights war das Van-Gogh-Museum. Die Sonderausstellung „Van Gogh & Japan“ war für mich besonders erhellend: Der Zusammenhang zwischen Van Goghs Bildern und seinem Studium japanischer Holzschnitte wurde hier hervorragend beleuchtet. Bei den Katalogen hatte ich nur die Wahl zwischen Niederländisch (was ich leider nicht beherrsche), Englisch und Französisch.

Ich entschied mich für Letzteres, weil ich den Katalog an meine französische Zen-Lehrerin weitergeben wollte. Im Laufe des Jahres merkte ich aber, dass ich doch ziemlich an dem Katalog hing und bestellte den Katalog noch einmal, diesmal in der englischen Hardcover-Version. Dann lagen beide Kataloge herum, weil ich dachte, ich nehme das Exemplar für Roshi mit, wenn ich sie im Sesshin treffe. Letztendlich musste ich jetzt aber mit grossem Bedauern akzeptieren, dass die Teilnahme an den reservierten Sesshins wieder einmal aus gesundheitlichen Gründen vertagt werden muss. Also machte ich mich daran, zu entscheiden, welchen der beiden Kataloge ich verschenken wollte und welchen behalten. Heute morgen war es plötzlich einfach: Jede von uns bekommt den Katalog in der Sprache ihres Lehrers bzw ihrer Lehrerin. Der Lehrer meiner Lehrerin ist Amerikaner. Soweit ich weiss, spricht er kein Französisch. Die Übertragung erfolgte in jedem Fall sicher in Englisch. Mein Französisch wiederum ist viel schlechter als mein Englisch. Mag man mich als Kundin an der Supermarktasse in Südfrankreich zwei Sätze lang für eine Französin halten - bei komplexen, mir unbekannten Inhalten fehlt mir einfach noch mehr Erfahrung mit der Sprache. Die Lektüre von „Van Gogh et le Japon“ dürfte mir weiterhelfen.

Lernen und Lehren sind die Seiten der Münze.

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Ute Thiel
Foto, 19.4.2019
Frohe Ostern!



To whom it may concern:

Mittwoch, 17.4.2019, 15.30, Café Ma in Elsheim: Thiel = 58, Teil I.

Parken gegebenenfalls auf dem Parkplatz oberhalb des Elsheimer Kreisels, dann die Gartenstrasse hoch zu Fuss gehen, mündet direkt am Café Ma.

Teil II am 20.4.2019 an der Mosel unter der bekannten Adresse.
Wer dort dann übernachten will, sollte vorher mit mir klären, wo und wie. Oder gegebenenfalls die Website www.burgen-bernkastel.de aufsuchen und sich in einer der zahlreichen Pensionen einmieten. Ich freue mich auf euch!

Damit das Essen langt, bitte vorher Bescheid sagen oder falls ihr mich partout überraschen wollt: Essen mitbringen!

Herzlich,
Ute

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Ute Thiel
Fotografie, 1/2019
Taube, blau.



Wie alle anderen, die darüber schreiben, bin ich traurig über den Tod von Agnés Varda. Ich glaube, „Vogelfrei“ war der Film unter allen Filmen, die ich gesehen habe, der mich am meisten beeindruckt und geprägt hat. „Sans toit ni loi“ zeigte eine Art von Einsamkeit, die lange auch mein Leben ausmachte. Ich erkannte mich darin wieder. Aber das ist sehr lange her.

Vor ein paar Monaten tauchte Agnès Varda wieder in meinem Leben auf: Ich nahm sie wahr über ihre Kooperation mit einem Fotografen, der ihr Enkel sein könnte. JR ist vielleicht der zeitgenössische Fotograf, der so viel Einfluss nimmt mit seinen Bildern, wie Agnes Varda es in ihrer Generation tat. Die gemeinsamen Projekte von JR und Agnes zeigen, dass sie („uralt doch immer jung“) nicht aufgehört hatte zu wirken - und dass die wirklich guten KünstlerInnen sich über Generationen wieder erkennen, finden und das Wesentliche teilen.

Der SPIEGEL beschreibt im Nachruf, wie sich Agnes Varda mit Rogier von der Weyden (wie sie gebürtig in Brüssel, nur 500 Jahre vorher) verbunden fühlte und erwähnt Rogiers „Weltgericht“ im Hospiz in Beaune mit dem die Seelen wägenden Engel.
Der Tod von Agnes ist ein Anlass, sich den Engel noch einmal anzusehen. Als ich damals (wann? Jedenfalls auch sehr lange her.) vor dem Original stand, gab es eine Lupe, mit der man sich die Details anschauen konnte. Ob das heute noch so ist?

Als ich neulich, durch die Zusammenarbeit von Agnes und JR an meinen alten Lieblingsfilm erinnert, den Film noch einmal ansehen wollte, gab es ihn nicht im Netz. Jetzt - anlässlich des Todes von Agnes Varta - werden sicher alle ihre Filme noch einmal gezeigt. Ich freue mich auf „Sans toit ni loi“ und frage mich, wie es jetzt für mich sein wird. Wie auch immer: es ändert nichts daran, dass er viele Jahre meines Lebens beeinflusst hat.

Ein vergleichbar wichtiger Film für mich war „Niemandsland“ von Alain Tanner. Auch dieser Film, an den ich mich gleich nach „Vogelfrei“ erinnerte und den ich auch gerne noch einmal gesehen hätte, war zu dem Zeitpunkt übers Netz nicht zu finden. Vielleicht könnte man - statt Filme immer nur anlässlich von Todesfällen der Autoren noch einmal zu zeigen - die Filme der „alten“ Filmemacher dem Publikum in einer Weise zugänglich machen, wie das Gutenberg-Projekt es mit Literatur tut. Oder gibt es das schon?

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Ute Thiel
Fotografie, 12/2018
Zukünftig.



„Die Dinge sind nicht so wie Sie zu sein scheinen,
aber anders sind Sie auch nicht.“ (Lankavatara Sutra)

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Ute Thiel
Foto, März 2019
Nest.



Still sitzen, nichts tun, das Gras wächst: der Frühling kommt.

Noch sind nicht alle der all zu vielen Äpfel aus dem letzten Jahr entsorgt - da gehts schon mit der neuen Produktion weiter. Die Forsythien und der Weinstock blühen und an Weinbergspfirsich und Aprikose gibt es Knospen. Heute morgen haben die Tauben, die dieses - auf dem Foto von vorgestern noch kahle - Nest letztes Jahr gebaut haben, es wieder in Besitz genommen. Vielleicht ist es auch ein neues Paar - auf jeden Fall: heftig turtelnd. Es war kalt, aber sonnig, heute morgen gegen 7.00 Uhr.

Ich war müde und fühlte mich immer noch nicht ganz gesund. Täglicher Kontakt mit Menschen, die oft (wie ich selbst) nicht zuhause bleiben, wenn sie krank sind und sich dann in nicht gelüfteten Räumen ballen: erfordert Resilienz. Diese über Jahrzehnte permanent aufzubringen erfordert: Noch mehr Resilienz.

Trotz des Unwohlseins fuhr ich für die erste Stunde in die Schule. Während ich unterrichtete, kam die Sonne weiter heraus und es wurde - bei sehr blauem Himmel - sehr sonnig & warm. Ich bin dann einfach in den folgenden (Frei)stunden nach Hause gefahren, habe mich in den Liegestuhl gelegt und die Sonne genossen. Danach waren die Gliederschmerzen, die mich in den letzten Tagen quälten: weg. Diese (Zeit)Stunde zwischen meinen Unterrichtsstunden - zu Hause, in der Sonne - war: klasse!

Das dabei genossene zweite Frühstück (ich habe oft um 6.30 wenn ich frühstücken muss einfach keinen Hunger) mit Mutters Pfirsichmarmelade auf frischem Brot zum Milchkaffee um 9.30 war köstlich. Für die folgenden Unterrichtsstunden musste ich dann zwar ein zweites Mal den Weg zur Arbeit fahren. Die erholsame Pause in der Sonne war es aber wert. Nach dem Unterricht konnte ich sogar ein zweites Mal kurz in die Sonne. So aufgetankt waren die Termine am Nachmittag und Abend gut zu bewältigen.

Ich wünsche mir - dringend! für alle! - am Arbeitsplatz Schule adäquaten Raum zum Erholen für uns LehrerInnen: Bitte mit Liegestühlen in der Sonne unter Bäumen, ohne Lärm. Pfirsichmarmelade kann ich zur Not mitbringen.

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Ute Thiel
Foto, März 2019
Winterapfel.



Willkommen im neuen Jahr!

Dies ist kein Blog, auch wenn es so aussieht. Dass das Publikum meine Rubrik „aktuell’“ für einen Blog halten könnte, wurde mir erst bewusst als eine Freundin fragte, was denn nun mit dem Blog sei. Welcher Blog? war meine Gegenfrage. Worauf sie antwortete: Na, Dein Blog unter „aktuell“. Sie hätte gerade alle Fotos dort noch einmal angeschaut. Ob ich denn aktuell keine Kunst machen würde. Da wäre ja seit September nichts mehr erschienen.

Ja, nun. Im September konnte ich eine seit längerem aufgeschobene Augenoperation nicht mehr länger aufschieben. Gab in dem Zusammenhang den Fachvorsitz Kunst in der Schule ab. Informierte die Schule, dass ich mehrere Wochen im Unterricht ausfalle und vertreten werden sollte. Glücklicherweise suchte eine junge Kollegin eine Vertretungsstelle und übernahm meinen Unterricht während meiner Rekonvaleszenz. Die meisten meiner SuS (= „Schüler und Schülerinnen“(=grässliche, aber übliche Abkürzung)) wurden in meiner Abwesenheit hervorragend betreut, auch weil sich im letzten Moment noch zwei Kolleginnen aus der Fachschaft bereit erklärten, je eine Klasse á zwei Stunden pro Woche zu übernehmen.

Als das organisiert war, blieb noch die "Kursarbeit unter Abiturbedingungen“ meines Stammkurs 13 zu schreiben - am Freitag vor der ersten OP am Montag drauf. Ich hätte in meinem Bemühen, alles zu erledigen bevor ich weg bin, auch noch versucht, am dazwischenliegenden Wochenende diese Kursarbeit zu korrigieren. Aber glücklicherweise gab es die Grossmutter einer Schülerin, die mir ausrichten liess: man solle ausgeruht in eine OP gehen. Das sei ihrer Erfahrung nach der beste Garant für Genesung.

Die Kursarbeit habe ich dann am Ende der Rekonvaleszenz in der letzten Woche der Weihnachtsferien korrigiert und sie meinen SuS am ersten Schultag nach den Ferien zurück gegeben. Die gut ausgefallene Arbeit gab Ihnen das nötige Selbstvertrauen fürs schriftliche Abitur, was unmittelbar danach startete.

Leider war ich so doch zu früh wieder in der Schule: Die neue Gleitsichtbrille war nicht so schnell fertig wie erwartet. Ich konnte in den ersten beiden Wochen mit der neuen Fernbrille zwar wieder Auto fahren - aber nicht gut unterrichten. Die ersten beiden Wochen galt es neben dem Unterricht alle Halbjahres-Noten mit den SuS zu besprechen und für die Konferenzen einzutragen. Das war mit der noch nicht wieder hergestellten Seh-Fähigkeit sehr anstrengend. Dann gab es noch eine Panne beim Zusammenbauen der Gleitsichtbrille, so dass es eine weitere Woche dauerte bis ich wieder einigermassen gut sehen konnte.

Das schriftliche Abitur - in RLP im Januar - kam zu allen Malessen noch dazu. Glücklicherweise wies der Personalrat auf den Korrekturtag fürs schriftliche Abitur hin. Ich brauchte ihn dringend. Die Korrektur kostete mich trotzdem zusätzlich noch vier der folgenden Wochenenden. Während der Woche gab es keine Zeit dafür - schliesslich waren das auch die Wochen mit Notenkonferenzen, einer Fachkonferenz und dem Elternsprechtag. Die Winterferien - erstmals in RLP - waren danach absolut nötig.

Ich hätte diese anstrengenden Monate seit den Operationen im September nicht so gut überstanden ohne die andauernde Anteilnahme und Unterstützung von Freunden, Familie, Nachbarn, Schülern und Kollegen.

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Ute Thiel
Foto, 23.9.2018
Granatapfel.



Ich muss mein Statement über zeitgenössisches Bauen revidieren nachdem ich im neuen "alten Rathaus" in Ingelheim war. Der Umbau hat sich gelohnt - das Alte ist solide saniert und das Neue fügt sich ein, als ob es immer da gewesen wäre.

Kein architektonisches Geprotze sondern sinnvolle funktionale Erweiterung mit schlichten, dem Alt-Bestand angepassten Materialien und Formen. Sowohl die neuen als auch die "entrümpelten" Räume im Altbau wirken grosszügig und hell. Würden alle Architekten so behutsam und klug mit altem Bestand umgehen, sähen unsere Städte anders aus.

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Ute Thiel
Foto, 21.8.2018
Schöner Platz.



Jürgen ist mein Schwiegervater, der nun schon ziemlich lange erkrankt ist und immer noch keinen Blumenstrauss bekam. Heute habe ich meinen immer noch relativ blumenleeren Garten durchforstet und dann doch allerlei gefunden. Der Strauss basiert auf Nachbars "Schneebällen", die üppig auf "meine Seite" wuchern. Und dann habe ich es doch riskiert, die japanischen Anemonen (die ja nicht besonders haltbar sind) ein zu bauen und so "banale" Pflanzen wie die Goldrute, die als überhand nehmendes Ruderalgewächs nicht so gewert schätzt wird wie sie es vielleicht verdient: Sie blüht spät und alle Insekten die jetzt noch Nahrung brauchen dürften sie genauso schätzen wie diese haltlos wuchernden Japanischen Anemonen.

Ich fange an, sie einfach abzuschneiden, wenn ich sie für Sträusse brauche oder sie mich stören. Ein Garten ist, so wie alle Kunst: meine Gestaltung, meine Entscheidung. Allez!

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Ute Thiel
Foto, 19.8.2018
Strauss für Jürgen.



Meditation, because it slows down the confused grasping aspect of the mind, allows the natural luminous clarity of the mind, prajna, to come forth. This faculty of profound cognition is the source of, or the womb for Buddhas to grow in and is therefore called ‘the womb of the Buddhas.’

                              Lama Tsultrim Allione
                      from her book Women Of Wisdom.

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Ute Thiel
Foto, 7.6.2018
Treppe aufs Dach des NEMO, Amsterdam

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Ute Thiel
Foto, 7.6.2018
ARCAM, Museum für Architektur, Amsterdam

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Ute Thiel
Foto, 7.6.2018
ARCAM, von "vorne"

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Ute Thiel
Foto, 7.6.2018
ARCAM Amsterdam, vom NEMO aus.



"2 Sorten Kirschen" hat nichts mit dem Text darunter zu tun. Diese beiden Sorten Kirschen sowie eine dritte Sorte waren in diesem Sommer zeitgleich reif. Drei Sorten Kirschen zum Naschen waren wohl auch für die unter den BesucherInnen meines "Offenen Gartens" denen meine Obstbaumwiese mit noch unfertigem Stauden-Rahmen zu wenig "Garten" war ein schmackhafter Trost.

Allerdings war ich die meiste Zeit beim "Offenen Garten" in Gespräche verwickelt mit Interessenten, denen Haus und Garten - im noch relativ maroden Zustand - gefielen. Mir haben diese Gespräche Mut gemacht, weil sich Kontakte ergaben zu Menschen, die genauso "verrückt" sind wie ich.

"Verrückt" genug, ein altes Haus zu sanieren anstatt es platt zu machen und einen Neubau hinzustellen. Letzteres mag zwar auf den ersten Blick ökonomischer erscheinen. Aber wer von den zeitgenössischen Architekten und Bauträgern ist in der Lage Häuser in einer der traditionellen vergleichbaren Qualität zu entwickeln? Zeitgemässe Häuser, die 100 Jahre und mehr bestehen können weil sie wirklich gut durchdacht sind?

Ich kenne mich aufgrund meiner Lehrtätigkeit zwar einigermassen in der Architekturgeschichte aus und schätze besonders das 20.Jahrhundert. Etwas wirklich Innovatives und Zukunftsweisendes für das 21gste sehe ich aber noch nicht.

Enttäuscht bin ich von den mir vertrauten Städten Wiesbaden und Ingelheim, wo gerade extrem vieles neu gemacht und sehr viel investiert wird - aber nichts wirklich neu gestaltet.

Ich war sehr froh, auf der Studienfahrt mit meinem Stammkurs Kunst nach Amsterdam wegweisende Gebäude und Konzepte zu entdecken. Das Bild oben ist dort entstanden: Der Blick vom getreppten Dach des NEMO (einem Wissenschaftsmuseum) fällt auf das ARCAM. Dieses - allansichtige! - Architekturmuseum ist kleiner als ich es mir vorgestellt hatte.

Aber es hat über 20 "Schwesterinstitutionen" in den Niederlanden. Wieviele Architekturmuseen müsste Deutschland aufbieten, um eine vergleichbare Dichte zu haben? Ich erinnere mich nur an DAS Architekturmuseum in Frankfurt (Hillmar Hoffmann sei Dank!). Warum hat nicht jedes Bundesland (mindestens) eines?

Es wäre schön, wenn die BürgerInnen, die Schüler&Schülerinnen, die ArchitekturstudInnennten und ArchitektInnen sich in regionalen "ARCAMS" weiterbilden könnten.

Immerhin gibt es jedes Jahr im Juni den "Tag der Architektur". In RLP& dem Saarland wird aus diesem Anlass von den Architektenkammern ein sehr ansprechendes handliches Mini-Buch (A7? Querformat!) mit vielen sehenswerten, an diesem Tag öffentlich zugänglichen, Gebäuden publiziert. Der nächste Tag der Architektur dürfte wie immer am letzten Wochenende im Juni - 2019 - sein. Mehr unter www.diearchitekten.org.

Dort fand ich auch das Zitat des kanadischen Architekten Arthur Erickson. "Augenfälliger als jedes andere Zeugnis menschlicher Qualität verrät Architektur das jeweils dahinter stehende Konzept von Kultur." Eben. All die neuen Gebäude, die so aussehen als seien sie passend zu SUVs entworfen - wollen wir das wirklich? Geht es nicht klüger?

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Ute Thiel
Foto, 19.7.2018
2 Sorten Kirschen.



Über den Rundbrief von "Dakinipower" erreichte mich die Nachricht, dass jetzt auch der aktuelle Leiter von Shambala, einer weltweit agierenden modernen tibetisch-stämmigen buddhistischen Vereinigung sich - wie viele andere Männer in allen möglichen Institutionen jeglicher Couleur - nun den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs stellen muss.

In den letzten Jahren waren es eher seine sportlichen Leistungen als Läufer und die glanzvolle Hochzeit mit einer herausragend schönen tibetischen Adligen aus bester Familie und die Geburt der Kinder, die auf der Web-Site der Vereinigung kommuniziert wurden. Es erinnerte mich sehr an Hofberichterstattung. Darüber hinaus sah sich der Sakyong - wie schon sein Vater - als Nachfolger des mythischen Königs Gesar von Ling. Titel wie "Weltbeschützer" gehörten zur traditionsbewussten höfischen Inszenierung dazu.

Meine einzige eigene Erfahrung mit Praktizierenden dieser Gemeinschaft: ein sehr schöner, liebevoll gestalteter Veranstaltungsort; traditionelle Techniken, die wenig mit dem 21. Jahrhundert zu tun haben. Feudales Gebaren, ein "Weg des Kriegers" als Erleuchtungsinstrument, der in teuren Einzelseminaren stufenweise erdient werden musste. Passte nicht.

Als ich das gemeinsame Video von Tsültrim Allione und Tenzin Palmo zum "Fall" höre und sehe, freut mich der Humor mit dem Tenzin Palmo Dinge angeht, mit denen sie eigentlich nichts zu tun haben will und zu denen sie nichts sagen kann - aber ihr wiederholtes Rezept "wisdom and compassion" - die Essenz des Buddhismus - hilft - wie immer - irgendwie.

Aber manchmal - wie sie auch zugibt - nicht wirklich weiter, weil hier von den Opfern erwartet wird, Humor und Verständnis aufzubringen. Natürlich kann man an sehr schweren persönlichen "Krisen" - an Missbrauch, an Kriegen, an Mordversuchen - wachsen.

Aber man kann auch zerbrechen und sterben. Humor (Ist das nicht die Summe von Empathie und Weisheit?) zu entwickeln ist eine Möglichkeit, aber verlangt dem Leidenden sehr viel ab - zusätzlich zum Erlittenenen. Opfern gebührt vor allem Schutz und Raum für Heilung. Ist "compassion und wisdom" nicht zu viel verlangt in Situationen, wo Verantwortliche eben die "compassion" für die sich Ihnen Anvertrauenden nicht aufbrachten? Und "wisdom" erst recht nicht.

Natürlich muss niemand Mitglied bei Shambala oder ähnlichen mittelalterlich strukturierten Angeboten werden und wie Tsültrim Allione sinngemäss im Video sagt: Wenn Du merkst, der Platz passt nicht, bleib dem Dharma treu und such Dir einen anderen Platz für Deine Praxis! Die Welt ist voll von vertrauenswürdigen und liebevollen Menschen und LehrerInnen.

Manchmal befindet man sich aber an einem Platz und in Umständen, die keine Vergleichsmöglichkeiten bieten. Das ist bei buddhistischen Angeboten nicht anders als in den christlichen Kirchen. Die meisten Menschen nutzen das, was vor Ort und / oder in ihrem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld üblich ist. So lange zu suchen, bis man das findet, was 100 % passt? Ist ein Luxus, den sich nicht jedeR zumuten will.

Manche Strukturen verhindern das auch: Nicht immer weiter suchen! Sondern sich in ein bestehendes System einfügen, um darin "weiter" zu kommen ist eher die Regel. Wer ein Koan-Studium erfolgreich abschliessen will, sollte möglichst früh anfangen und sich drauf konzentrieren. Wer hat schon den Hintergrund, den Horizont, den Willen und die Zeit, vorher herauszufinden, ob das das Richtige ist?

Und in den existierenden "Systemen" egal welcher Couleur wird es immer Machtmissbrauch geben. Das gehört zu den von alters überlieferten Strukturen und Institutionen dazu. Ohne Macht und Hierarchie funktionieren sie nicht. Und wo Macht ist, ist auch der Missbrauch derselben immer möglich.

Aber. Und!

Der historische (?) Moment, in dem Shakyamuni schwieg und die Blume zwirbelte und Mahakashyapa lächelte, war da Macht? Für mich ist es ein Ausdruck vom Gegenteil.

Und das Gegenteil von "Macht"?
Ist ganz sicher nicht "Ohnmacht".

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Ute Thiel
Foto, 19.7.2018
pflaumenzeh.



Schadenfreude und Humor. Haben mich in den letzten Tagen beschäftigt. Obwohl ich (zu) wenig meditiere, entwickelt sich eine Wahrnehmung die einfach: wahrnimmt.

Ich bin weniger gekränkt als früher, zum Beispiel wenn jemand auf meine Kosten schadenfroh ist. Ich realisiere es: und gut. Wundere mich allerdings, dass es Menschen gibt, die noch im hohen Alter ihr Vergnügen daraus ziehen, dass jemand einen Fehler macht, nicht der Norm oder ihrem (meist begrenzten) Weltbild entspricht.

Das Verhalten nennt man wohl Schadenfreude - und das hat ja nun gar nichts mit Humor zu tun. Glücklicherweise wurde ich in eine Familie hinein geboren, in der etliche Menschen mit liebevoll bissigem Humor ihre Lachfalten kultivieren. Menschen, die nicht nur die "Andern" auf die Schippe nehmen können und immer nur auf deren Kosten lachen. Menschen, die trotzdem oft gelacht haben, auch wenn ihr Leben meist nicht lustig war.

Gerade fällt mir auf, dass man von Schadenfreude keine Lachfalten kriegt. Kann das sein?

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Ute Thiel
Foto, 9.6.2018
Komposition.



Altruismus im Alltag. Oder: Mutters Putzeimer. Vor drei Wochen startete ich in die Sommerferien mit dem "Offenen Garten" - ein sonniger Sonntag mit rund 200 Besuchern, die sich über den ganzen Tag verteilt meinen "Garten im Werden" an der Mosel anguckten. Attraktion in diesem Jahr war, dass drei Sorten Kirschen reif waren, die die Besucher goutierten.

Nach dem Sonntag waren zumindest die unteren Äste abgeerntet - aber in den Kronen hängen in diesem Mastjahr auch jetzt noch so grosse Mengen, dass selbst die Vögel nicht nachkommen. Alle Freunde und Verwandten haben sich bedient, so sie denn wollten: Kirschmarmelade und eingefrorene Kirschen fürs Müsli werden sie im diesem Winter an den prächtigen Sommer erinnern.

Am Tag der offenen Tür wurde ich mehrfach gefragt ob ich Kirschen verkaufen wolle (vielleicht eine Idee fürs nächste Jahr?) was ich verneinte mit dem Hinweis, sich doch einfach zu bedienen. Eine Besucherin fragte, ob es denn auch möglich sei, eine grössere Menge mitzunehmen - worauf ich ihr meinen Putzeimer anbot, so dass sie die Kirschen gut heim bekam.

Beim Putzeimer - alt aber solide - wies ich sie darauf hin, dass er aus der Aussteuer meiner Mutter stammt (sie ist 80) und man ihn doch bitte nach Gebrauch einfach wieder vor meine oder ihre (benachbarte) Haustür stellen solle. Darauf warte ich immer noch - und widme meinem lieben alten Eimer hiermit dieses Kapitel über "Altruismus im Alltag". Letzterer macht Spass, würde aber noch mehr Spass machen (schätze ich) wenn alle - und damit meine ich wirklich alle - (auch Herrn Seehofer) mitmachen würden. Wer jetzt nicht versteht, was ich meine, kann mich gerne - bitte mit vorheriger Verabredung - in meinem Garten besuchen und fragen.

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Ute Thiel
Foto, 23.6.2018
Isa Genzkens Vollmond.



„Weisheit bedeutet, dass ich die Dinge so verstehe, wie sie wirklich sind
und dass ich meine Projektionen als solche erkenne."
S.E. Dagyab Rinpoche

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Ute Thiel
Foto, aus dem Archiv
Der leuchtende Planet.



Hier die Arbeit des Kollegen - ich habe nichts getan, ausser ihm die Aufgabe zu stellen, den wunderbaren Kopf des Lohan zu zeichnen. Abbildung: Zeichnung von Stefan Brilmayer nach Skulptur "Lohan" im Rijksmuseum, Amsterdam.

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Das Foto der kleinen Zeichnung eines "Lohan", die ich vorletzte Woche im Amsterdamer Rijksmuseum gemacht habe, gewinnt durch die Montage in die Besteck- und Serviettentasche des Museumscafés. Das prächtige Museumscafé, wo ich mit dem Kollegen, der mich und meine SuS begleitete am letzten Tag der Studienfahrt zu Mittag speiste.

Anders kann ich es nicht nennen: es gab einen meterhohen Tischaufsatz aus Delfter Porzellan in Pagodenform auf dem langen Tresen, an dem wir sassen. Das Essen war ausgezeichnet, unsere Tischnachbarin war eine liebenswerte New Yorker Art Directorin die Europa bereiste und sich über Geheimtipps freute, um ihr Leben neu zu ordnen.

Der Kollege - von Haus aus Theologe - hatte vor dem Essen noch eine schnelle Lektion "Zeichnen nach Objekt" genossen und weil die asiatische Abteilung hier klein aber fein ist, haben wir uns dort herumgetrieben. Ich konnte ihn animieren, die Hand einer Guan Yin, den Kopf des Lohan und einen Tangreiter zu skizzieren. Sein Lohan ist viel besser als meiner. Mit der Erlaubnis des Kollegen finden Sie ihn oben veröffentlicht.

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Ute Thiel
Foto, 9.6.18
Lohan.

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Ute Thiel
Foto, 9.6.18
tang in amsterdam.



Diese Woche habe ich zum ersten Mal das Zen Centrum Amsterdam besucht. Architektur und Praxis realisieren Zen. Ich freue mich sehr, dass ich dort zu Gast sein durfte und wünsche dem Gründer, Niko Tydeman und seinen Nachfolgerinnen von Herzen weiterhin: Gutes Gelingen!

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Ute Thiel
Foto, 8.6.18
buddhas flower, amsterdam.



Wabi Sabi

a way of living that focusses on finding beauty within the imperfection of life and accepting peacefully the natural cycle of growth and decay.

quoted from the website of the Utrecht zen sangha: www.zentrum.nl

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Ute Thiel
Foto, 7.6.18
Enso elliptisch im Strandcafé.



Ich habe mich sehr gefreut, dass Klaus Harth während eines Besuchs auf meinem "Kalligrafie"-tisch eine Zeichnung entdeckt hat, die ihm so gefiel, dass er sie in seine Reihe "Radiozeichner" aufnahm. Sie finden den Text auf seiner Website www.zeichenblock.info unter der Nr.20 und hier im folgenden. Dazu gehört ein kleiner akustischer Kommentar.



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Nr. 20: zu einer Zeichnung von Ute Thiel
Donnerstag, Mai 24th, 2018

Man sollte sich dieses Blatt (30x24cm, Hochformat, warm wirkendes Seidenpapier, so ein Papier, wie man es gerne für kalligraphische Studien benutzt) auf einem Ateliertisch (Holzplatte) in der Sonne liegend zwischen ebensolchen kalligraphischen Übungen vorstellen. Das Blatt selbst ist keine kalligraphische Übung, und dann auch wieder doch. Mit Pinsel gezeichnet, warme Linien, warm wirkendes Tusche-Schwarz. In der oberen Hälfte des Blattes ein Gesicht, das uns anblickt. Das Gesicht einer Frau. Links beginnt das Ohr mit zwei eleganten Schwüngen, in einem Pinselzug geht es weiter und markiert linke Wange und Kinn und rechte Wange und läuft, die Linie dünner werdend, über der von uns aus gesehen rechten Augenbraue aus. Das Gesicht selbst sehr einfach gehalten: Die Nase ein links offener Haken nach oben, der Mund eine einfache Wellenlinie. Aber was für eine Wellenlinie! Mit dem Tuschepinsel wohl auch links angesetzt (denn hier ist die Linie etwas angedickt, dies ist oft der Fall, wenn sich im Ansatz der Linie einfach noch etwas mehr Tusche im Pinsel befindet- – – wobei es in der chinesischen Kalligraphie auch genau den umgekehrten Weg gibt: man beginnt leicht und endet mit einer kräftigen Betonung durch Druck auf den Pinsel; ich wäre mir hier also nicht ganz so sicher) – kleiner kurzer Schwung nach oben, längerer Schwung nach unten und rechts leicht ausschwingend: lacht dieser Mund, lächelt er, hält er im Lächeln inne, drückt er vielleicht sogar etwas Zweifelndes aus? Es bleibt ambivalent in dieser einen Linie und das ist etwas, dem wir uns nicht entziehen können. Die Augen, beide fast gleich gemacht: zwei kräftige Punkte mit jeweils einem Halbkreis darüber. Die Augenbrauen: links ein Halbkreis, nach unten offen, nach oben gerundet, über dem rechten Auge ein geringer gebogener, fast zarter Schwung. Der Halbkreis über dem (immer von uns aus gesehen) linken Auge: sehr dicht am Augenpunkt dran, der rechte Bogen nimmt etwas Abstand. Diese wenigen Differenzierungen in der angelegten Einfachheit erzeugt eine soghafte Wirkung. Wir können uns diesem Blick kaum entziehen. Und auch hier: Ambivalenz. Das hat gleichzeitig etwas Freches, Schlitzohriges, aber auch etwas Freundliches. Hier spricht Schalk genauso wie Ernst. Am linken Ohr ansetzend ein zum linken Blattrand führender Schwung, abgebremst durch eine kurze Bewegung nach rechts: der Ärmel einer Bluse, eines Shirts. Von unten dagegen laufend eine Linie, die in ihrer Mitte einen Kringel beschreibt und dann zum „Ärmel“ aufschließt. Locker rechts daneben gesetzt wieder ein sehr leichter und mit nichts auf direktem Weg verbundener Schwung (man kann diese Linien einfach nicht anders als als Schwünge sehen – und so sind sie auch gemacht: jeweils in einem Zug hingeworfene Tusche-Spuren). Linie mit Kringel und rechts daneben gesetzter Schwung markieren einen Arm. Der Kringel ist der Ellenbogen! Ein kleiner widerborstiger Ellenbogenkringel am linken unteren Rand des Blattes, der formal jetzt nicht so wirklich aufdringlich daherkommt, sich aber wunderbar auf die beiden Augenpunkte mit ihren Halbkreisen reimt. Unter dem Kopf: Ein Schwung mit Haken nach oben, an der linken Wange ansetzend (ach: jetzt sieht man es erst auf den zweiten Blick: es könnte auch so sein, dass Ohr und linke Wange und dieser den Ausschnitt des Gewands markierende Schwung auch aus einem Guss sein könnten, und die zweite Gesichtshälfte extra angesetzt…hmm). Wie auch immer: an der rechten Wange enden zwei Linien, die die Anmutung des Ausschnitts des Gewandes vervollkommnen. Ein Blatt auf einem Tisch mit kalligraphischen Übungen. Ein Blatt, das auf einem fast schon zum Wegwerfen gedachten Papier gezeichnet wurde. Ohne große Absicht. Und wahrscheinlich liegt darin das Geheimnis: all diese vielen locker und selbstverständlich gezeichneten Schwünge, die an asiatische Kürzel nicht nur erinnern, nein, diese aufgreifen, adaptieren und sie mit unserer europäischen Sichtweise verbinden, die genau an dem Platz sitzen, an dem sie sitzen müssen, enthalten genau das, was sie enthalten können. Zur Beschreibung hatte ich einen Ausdruck eines Scans des Originals auf dem Schreibtisch liegen, dann an der Wand hängen. Je öfter man dieses Blatt betrachtet, je öfter zufällig der Blick darauf fällt, desto häufiger bleibt er hängen, desto weniger kann man sich diesem Blatt entziehen. Übrigens: ein Selbstportrait!

(Text von Klaus Harth auf www.zeichenblock.info)

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Ute Thiel
Foto, 20.5.18
Hockende und Zeichnung.



Manchmal findet man beim Aufräumen schöne Sachen. Bon appetit !

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Ute Thiel
Foto, aus dem Archiv
Frühstück mit Ensi.



„Beobachter und Beobachtetes sind vielmehr miteinander verschmelzende und sich gegenseitig durchdringende Aspekte einer einzigen ganzen Realität, die unteilbar und unzerlegbar ist."
David Bohm

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Ute Thiel
Foto, 13.5.18
Pivoines á Dina Vierny.



Das Foto " Pivoines á Dina Vierny" entstand nach einem Gespräch mit Künstlerfreunden, die mich in meinem Haus an der Mosel besuchten. Tomay erzählte von seiner Performance in Düsseldorf, bei der er die Maillol-Plastik im Ehrenhof mit dunkelroten Pfingstrosen - Dina Viernys Lieblingsblumen - schmückte.

Dina Vierny hatte Modell gestanden für diese Plastik, die Maillol im Tausch für ihre Freilassung gab. Sie hatte als Mitglied der Resistance Flüchtlinge in Sicherheit gebracht, war dabei gefasst und inhaftiert worden. Tomay erinnerte mit seiner Performance an diese mutige Persönlichkleit, die weit mehr war als das berühmte mollige Modell für Maillol.

Ich freue mich, dass meine schöne alte "Pivoine" - ein Relikt des Bauerngartens von "Polwen Mina", der mein Haus vorher gehörte - beim Besuch der Freunde diese Geschichte zutage brachte. Und dass Tomay seine eigene Geschichte mit Dina Vierny - die seine Performance sehr schätzte - aus diesem Anlass mit mir teilte.

Das Foto ist Mina, Dina und Tomay gewidmet: Schönheit!

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Ute Thiel
Foto, 6.5.18
Hohler alter Apfelbaum, 5 Jahre nach Radikalschnitt.



„Es ist nicht ausreichend zu wissen, dass wir verbunden sind.
Wir müssen lernen, uns verbunden zu fühlen - als notwendige Basis,
um auf Arten und Weisen zu handeln, die unsere Vernetzung reflektieren."
S. H. Karmapa

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Ute Thiel
Foto, 6.5.18
Neue Aussicht.



Worldly demons of elation are connected to an inflated sense of pride around success, work, family, or possessions. Think about times when you have felt puffed up about your clothes, your home, your appearance, your car, or your wealth…Inflation can also occur when someone becomes rich, famous, or both, developing a sense of self-importance and of deserving special treatment.

Lama Tsultrim Allione
from her book Feeding Your Demons.



In der Lücke im Baum sass ein Rabe, gleich nachdem ich eine fundamentale Einsicht hatte. Was für ein Bild! Die drauffolgende - ebenfalls fundamentale - Einsicht war, dass die Kamera mal wieder nicht zur Hand und die Batterie leer war.

Naja, Erleuchtung kommt in vielen kleinen Schritten und das Laden der Kamera gehört (vor allem für Fotografinnen...) zur Übung.

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Ute Thiel
Foto, 6.5.18
Rabe.

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Ute Thiel
Foto, 5.5.18
Hommage.

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Ute Thiel
Foto, 5.5.18
Backen oder Schlachten?



Backen oder Schlachten? Zwei Arten, Nahrung zu produzieren und ich weiss nicht, wozu dieser wunderbare Tisch aus einem massiven Block Holz und einem soliden Untergestell diente. Hat meine verstorbene Nachbarin Ella darauf Kaninchen geschlachtet? Oder haben sie und ihre Vorfahren den Tisch zum Kneten von Brotteig benutzt? Von der Form her würde er sich eher für letzteres anbieten, weil er eine schön geformte Mulde hat bzw hatte. Wahrscheinlich ging beides. Jetzt ist er demoliert. So ein klug multifunktional und solide gestaltetes "Möbelstück" bei einem guten Schreiner in Auftrag zu geben, dürfte vierstellig kosten. Schade drum!

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Ute Thiel
Foto, 5.5.18
backen&schlachten, Teil 2.

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Ute Thiel
Foto, 5.5.18
Feuer im Garten.



Derzeit konstituiert sich in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ein Kulturbeirat, der von allen Bürgern der Stadt (so sie an der Briefwahl teilnehmen können) gewählt werden wird. Es ist einer der Momente, wo ich es schade finde, nicht mehr Wiesbadenerin zu sein.

Ich würde gerne mitwählen aber lieber noch als Kulturbeirätin mitentscheiden dürfen. Wäre ich noch Wiesbadenerin, hätte ich mich beworben.

2003 hatte die damalige Kulturdezernentin Rita Thies - gezwungen zu sparen - alle kulturschaffenden Institutionen und KünstlerInnen an einen runden Tisch geladen. Daraus entstand der "Arbeitskreis Stadtkultur", ein Zusammenschluss von mehr als dreissig Kulturträgern, - initiativen und -vereinen.

Daraus wuchsen in der Folge viele - oft humorvolle - gemeinsame Aktionen der Beteiligten, die nun in der Zusammenarbeit vielleicht weniger ängstlich schielen mussten, ob vom immer wieder zu kargen Kulturetat der Stadt Wiesbaden genügend für sie abfiel, um das Überleben von Jahr zu Jahr zu sichern.

Offenbar hat dieses jahrelange Zusammenarbeiten der Künstler jetzt dazu geführt, dass es einen Kulturbeirat geben soll, der aus Profis besteht. Chapeau!

Die den meist kleinen Initiativen zufallenden Gelder sind - relativ - übersichtlich. 20000 Euro sind jedoch für eine Initiative, die sich mit viel unbezahlter kreativer Leistung über Wasser hält ein unverzichtbarer Beitrag zum Jahresetat.

Den grösseren Anteil erarbeiten die (wenn überhaupt) schlecht bezahlten Aktiven, die sich dieses "ehrenamtliche" Tun eigentlich nicht leisten können. Viele von ihnen werden als Freiberufler keine angemessene Altersversorgung haben, trotz ihres Beitrags zur Kunst und Kultur der Gegenwart.

Dennoch gibt es im relativ kleinen Wiesbaden eine erstaunliche Anzahl von kreativen Initiativen. Aus solchen kleinen lebendigen Initiativen entstanden und entstehen weltweit immer wieder innovative Bewegungen in der Kunst- und Kulturgeschichte.

Hier sei nur auf das kleine "Cabaret Voltaire" in Zürich als ein Entstehungsort des die Kulturgeschichte umwälzenden Dada verwiesen. "Fluxus" in Wiesbaden konnte darauf aufbauen und frischte nicht nur das internationale Renomée der alten Kurstadt weltweit wieder auf.

20000 Euro, die eine der kleinen Initiativen fördern, können für die kreative Entwicklung auf der ganzen Welt eine lohnende Investition sein. Für das gleiche Geld könnte man auch schon etablierte Kunst "einkaufen". Der innovative Aspekt fällt dann leider weg. Die daraus erwachsenden Möglichkeiten auch.

Mein liebes, wunderschönes, mit vielen Möglichkeiten wohl versehenes Wiesbaden. Ich wäre gerne Kulturbeirätin, in Wiesbaden. Bei dem vorhandenen kreativen und finanziellen Potential ergeben sich schöne Gestaltungsmöglichkeiten. Man muss die Positiva nur zusammen bringen und: nicht knausern.

Allerdings habe ich 2004 mit meiner Arbeit "Gutes Klima in Wiesbaden" auch schon meinen Teil dazu getan. Mehr kann man dieser Stadt eigentlich nicht wünschen als "Gutes Klima" - unter allen beteiligten Akteuren. Meine roten Regenschirme von damals sind auch heute noch in Gebrauch zu entdecken.

Ich zitiere im folgenden aus dem Bewerbungsschreiben eines potentiellen Kulturbeirats, dem nichts hinzuzufügen ist: "Einer der interessanten Impulse von Joseph Beuys war seine Forderung an Künstler, ihre spezifische Denkweise, die meist von Kreativität und Empathie geprägt ist, in politische Gremien einzubringen. Das, gepaart mit Pragmatismus und organisatorischem Vermögen, ist die richtige Mischung für den Kulturbeirat!" Allez! Euch allen viel Erfolg!

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Ute Thiel
Foto, März 2018
Baustelle in Leipzig, näher dran.



Die Nachrichten sind wie immer voll von negativen Ereignissen, als ob überhaupt nichts Positives auf dem Planeten passieren würde. Dabei hat die Sonne endlich wieder das Regime übernommen. Während der letzten Ferientage habe ich sie sehr genossen und meine Freude am Garten&Haus-Projekt wiedergefunden.

Nach 10 Jahren beharrlichem Pflanzen und Jäten ist mein Garten durchsetzt mit Knollen und Wurzeln, die immer wieder treiben und blühen: Christrosen, Alpenveilchen, Schneeglöckchen, Bärlauch, Osterglocken, Traubenhyazinthen, Schlüsselblumen.

Jetzt kommen auch die Veilchen (früher waren sie später, aber ich habe mich dran gewöhnt, dass sie früh kommen und erwarte sie ungeduldig). Salomonsiegel, Pfingstrosen und Hosten schieben ihre Spitzen daumendick aus der Erde und verheissen üppiges Grün in grosser Menge und Blüten zu verschiedenen Zeiten des Sommers.

Huflattich als Ruderalpflanze blüht gelb auf der Schuttfläche im Schatten. Sonnengelb blühen gleichzeitig Forsythie, Weinstock und Wolfsmilch. Die Insekten finden duftende Nahrung.

Die Aprikose hat üppig geblüht, die Haselnuss hat die "Würmchen" abgeworfen, die grosse Weide trägt "Kätzchen". Pfirsich und Mandel blühen jetzt: Rosa taucht als Farbe wieder auf. Ich warte auf die Blüte von Kirschen und Pflaumen: Weiss, kommt! Und freue mich auf all die Früchte, die dieses Jahr eventuell draus entstehen.

Insekten, die das Bestäuben übernehmen könnten, gibt es - seit die Sonne scheint - hier jede Menge. Vor allen die Erdbienen sind aus ihrer Winterruhe im Lehmpfad wieder aufgetaucht und summen bodennah in Scharen im warmen Sonnenlicht.

Ich bin gerade dabei, die restlichen Pfade mit alten Ziegelsteinen zu pflastern - habe aber nun beschlossen, den Pfad, in den sich die Bienen im Herbst einbuddeln, so zu lassen.

Ansonsten gibt es Feuerwanzen und grellgrüne Käfer, sehr dicke Hummeln sowie Meisen, Rotschwänzchen, Falken, Ringeltauben, Stare und Amseln, die balzen und die noch vorhandenen Nester aus dem letzten Jahr auf Tauglichkeit prüfen. Gott sei Dank! Das Gras wächst! Der Frühling ist da!

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Ute Thiel
Foto, März 2018
Leipziger Baustelle.



Liebe BesucherInnen dieser Website!
Wahrscheinlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass ich manchmal Zitate von anderen Web-Seiten übernehme, z.B. von der Seite des Tibethauses in Frankfurt. Die dortige Auswahl von Zitaten beflügelt mich im Alltag, was ich gerne weitergebe, z.B. heute Marcus Aurelius:

            "Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken".

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Ute Thiel
Foto, 26.3.18
At least I found the treasure.

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Ute Thiel
Foto, 18.3.18
buddha.

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Ute Thiel
Foto, 18.3.18
hundvogelmensch
und die frau, die es sah.

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Ute Thiel
Foto, 18.3.18
proche und far.



"Wenn wir nicht erkennen, wie unschätzbar wertvoll unsere Mitmenschen auch für unser eigenes Glück und Wohlergehen sind, werden wir uns immer wieder in unnötigen Konflikten mit ihnen wiederfinden. In der buddhistischen Psychologie findet sich der Vorschlag, eine altruistische Geisteshaltung zu trainieren und so mehr Zufriedenheit und die Fähigkeit für ein harmonisches Zusammenleben im Alltag zu entwickeln."

Der Vortrag "Warum andere wertschätzen / Why cherish others? " findet im Tibethaus in Frankfurt am Freitag, dem 16.3.2018 um 19.30 Uhr statt.

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Ute Thiel
Foto, 17.10.17
á bientot.





Heute endet - parallel zur Dokumenta 14 - das Projekt "jetzt, 2017".
Danke für alle Kommentare und Antworten in Bild & Text. A bientot.

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Ute Thiel
Foto, 17.9.17
á bientot.

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Ute Thiel
Foto, 16.9.17
Vorm Regen.

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Ute Thiel
Foto, 15.9.17
enso mit kartoffelblatt.



"To be a teacher is my greatest work of art" soll Beuys gesagt haben, schreibt ein Kollege (frisch im Ruhestand), den meine Müdigkeit von letzter Woche an seinen alten Arbeitsplatz "zurückbeamte". Mag sein, dass die Kunst des Lehrens die grösste ist. Sie ergibt leider nicht so sicht-, fühl- und schmeckbare Ergebnisse wie Bildhauern, Zeichnen, Fotografieren oder Gärtnern. Die Ergebnisse dabei kann ich immer wieder geniessen (falls ich sie nicht aufgegessen habe). Die Ergebnisse meiner Arbeit als Lehrerin? Schwer zu fassen, unsichtbar.

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Ute Thiel
Foto, 14.9.17
Aster, mittig.



Auch heute habe ich mich sehr gefreut über Zuwendungen in Bildern und Worten. Die Kollegin übernimmt den Abbau der Schülerausstellung. Ich schaffe es, meinem Leistungskurs einen Arbeitsauftrag zu schicken. Tagsüber hatte ich keinen Appetit, aber jetzt gibt es ein leckres und gesundes Abendessen und zum Nachtisch Trauben aus dem Garten. Dazu ein Foto aus dem Archiv.

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Ute Thiel
Foto, 13.9.17
gegessen.



Danke! für die täglichen Antworten in Bildern, die mir viel bedeuten. Wie auch die Fragen zu meinen Bildern: Das gestern gezeigte "Hörrohr im Holunder" diente meines Wissens ursprünglich dazu, die Jauchegrube auszuschöpfen. Dank auch für die Genesungswünsche. Bin noch nicht fit, deshalb noch einmal ein Bild aus dem Archiv.

Diese Blume - in Kohlbeete gepflanzt - soll den Kohl vor Nematoden schützen. Hat leider nicht geklappt, weil ich den Kohl nicht angehäufelt hatte. Da ist die beste Schutzblume überfordert. Aber sie tut was sie kann.

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Ute Thiel
Foto, 12.9.17
Schützt den Kohl.



Krank. Viel Geschlafen. Pellkartoffeln mit Kräuterquark. Bild heute aus dem Archiv.

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Ute Thiel
Foto, 11.9.17
Installation.



Heute in einer Woche endet diese Arbeit. Es ist merkwürdig, das sich die letzten Bilder alle um den Garten drehen, obwohl ich im Moment kaum dazu komme, darin zu arbeiten, obwohl jetzt die Herbstbestellung anstünde. Das war aber im letzten Jahr auch schon so. Ich komme und kam weder dazu, trockene Blüten abzuschneiden noch neue Erdbeeren zu pflanzen.

Dennoch sind die zu kurzen Momente im Garten grosses Glück. Die jetzt reifen Trauben vom Ast zu essen, das Kartoffelbeet umzugraben, die neuen Kartoffeln zu finden und die Tomaten auch nur anzusehen macht mich froh.

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Ute Thiel
Foto, 10.9.17
Tomate, mittig.

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Ute Thiel
Foto, 9.9.17
Schneckenhaus.



Ich bin so müde, weil ich einfach nicht nachkomme mit meiner Arbeit und mehr Ruhepausen bräuchte. Es fällt mir schwer mich dem Rhytmus anzupassen, den der neue Stundenplan mir vorgibt: Jeden Tag endet der Unterricht zu einer anderen Zeit. Regelmässige Mahlzeiten sind nicht möglich. Die belegten Brötchen bin ich leid.

Ja, natürlich könnte man sich eine schöne Dose mit Obst und geschnitzen Möhren machen und sie in Ruhe in einem Park verzehren. Nur, wann? Und wo? Glücklicherweise war noch ein Rest vom Abendessen im Kühlschrank: in der Mikrowelle aufgewärmte Nudeln, nachmittags um drei. Ich bin müde.

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Ute Thiel
Foto, 8.9.17
Spinne, scharf.



Späte Aubergine vom frühen Vogel. Ob ich heute Würmer fange, wird sich zeigen. Bin nach 12 Stunden Schlaf immer noch nicht erholt. Habe aber gerade schon die gestern monierten Bestellungen delegiert und hoffe, dass es funktioniert. Wäre schade um all die Arbeit, die wir bislang schon damit hatten.

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Ute Thiel
Foto, 7.9.17
Späte Aubergine.



Das ist so einer von den Tagen, wo manches geht und manches schief. Die Rückfrage bei der Schulsekretärin, die fehlende Abrechnungen anmahnte, ergab, dass wir einen Etat zwar beantragt, aber (wohl auf die Freigabe wartend) noch nicht ausgegeben haben. Jetzt muss es schnell gehn.

Ich bin übermüdet, schlafe beim zweiten Vorstellen des Autos beim TÜV fast ein. Der Mann hat allerlei geschraubt an den letzten Wochenenden, TÜV geht klar. Will danach noch schnell (obwohl ich langsam bin) Yoghurts kaufen. Packe sie in einen Karton, den ich hinschmeisse, als ich mich nach der Zeitung im Regal bücke. Der Ayran ergiesst sich auf alle Einkäufe. Ich bin müde.

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Ute Thiel
Foto, 6.9.17
alte Zwiebel.



Als ich vor 10 Jahren den Garten übernahm, war es nicht nur ein alter Bauerngarten, der in den Jahren davor brach gefallen war. Es war auch ein Platz, an dem alle möglichen Dinge deponiert wurden. Von vergrabenen gelben Müllsäcken bis zu Ecken mit Bauschutt und zerbrochenen Scheiben war alles zu finden. Rostige Kleinteile oder Scherben aller Art finden sich immer noch.

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Ute Thiel
Foto, 5.9.17
Funde, rostig.

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Ute Thiel
Foto, 4.9.17
Schön gezackter Löwenzahn.



Eines der Fotos von dem es einige Varianten gibt, "unwesentliche" Verschiebungen. Der Fokus wandert. Der Fuss ist schön angeschnitten (oder weniger, wie hier). Tiefenschärfe ist kaum zu erzeugen bei den Lichtverhältnissen. Ich akzeptiere, was ist.

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Ute Thiel
Foto, 3.9.17
gärtnerin und garten.



Selbst wenn ich Kürbis - wie immer - "zu spät" säe, schafft er es in kürzester Zeit grosse Flächen an Blättern zu erzeugen. Ausgehend vom Kompost überwuchern sie raumgreifend weite Strecken. Jeden Tag ergibt es ein neues Bild des Gartens und wenn man mehrere Tage nicht hinguckt, sind die Blüten Früchte. Ich bin immer wieder erstaunt, wie diese enorme Vitalität spätestens beim ersten Frost in sich zusammensinkt und wie wenig von diesen grossen Blättern bleibt. Tant pis, vorher war: Leben.

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Ute Thiel
Foto, 2.9.17
Vitalität.



"Loslassen - was für ein herrliches Ziel. Nicht an Bequemlichkeit und Ego-getriebenen Ideen hängen, vor allem nicht an dieser absurden, dass das eigene Leben ein einziger Glücksfall sein könnte, nicht hassen, nicht gieren, den Nächsten lieben und mit Gleichmut hinnehmen, was ist: diese Empfehlungen lassen sich in den meisten religiösen oder philosophischen Werken zum menschlichen Leben finden - bei Marc Aurel genauso wie in der Bibel, doch das Werkzeug, das dahin führen soll, wird im Buddhismus besonders klar beschrieben: Meditation. Also die Erforschung des eigenen Geistes in allen möglichen Umständen, um zur Selbst- und damit zur Erkenntnis der Welt zu kommen." Quelle: Nina Poelchau, stern, Nr. 36, 31.8.2017, S. 42.

Ich stelle fest, dass ich schon sehr lange nicht mehr wissenschaftlich korrekt zitieren musste. Tant pis. Dem Zitat ist nichts hinzuzufügen. Ausser: praktizieren.

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Ute Thiel
Foto, 1.9.17
Spargelbeeren.



Das ist eines der Fotos, an denen ich gestern mäkelte. Die von oben herab hängende Ranke wird nicht so sichtbar, wie ich wollte. Heute mit Abstand betrachtet ist die Stelle - der Trittstein zwischen Pfad und Pavillon, zwischen Veilchen und Giersch, bewachsen mit Moos und Efeu - trotzdem schön.

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Ute Thiel
Foto, 31.8.17
Dennoch schöne Stelle.



Gehe in den Garten, um ein Foto zu machen von einer Stelle, die ich besonders schön finde und öfter fotografiere. Vor mehreren Tagen fiel sie mir wieder auf, eine von oben herab wachsende Weinranke war neu. Ich sah ein "gutes Foto", hatte aber keine Kamera zur Hand und habe es dann zwei Tage vor mir hergeschoben. Heute endlich mache ich mehrere Bilder, die alle misslingen. Misslingen in dem Sinne, dass sie die Schönheit des Ortes - wie ich sie neulich wahrgenommen und dann erinnert habe - nicht wiedergeben (können).

Auf dem Weg zur besagten Stelle kam ich an der Bütte vorbei, auf deren Wasserspiegel die Hopfenblüten an Sterne erinnern.

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Ute Thiel
Foto, 30.8.17
Hopfenhimmel.



"Dieses Hotel wurde in der letzten Stunde 5 mal gebucht." Ja, und? Ich möchte erstmal ganz andere Informationen, um herauszufinden, ob es mir überhaupt gefällt. 25 Menschen haben es gebucht in den letzten 24 Stunden? Schön für sie, aber was soll mir diese Information? Wenn "weniger ist mehr" doch endlich wieder wirken würde.

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Ute Thiel
Foto, 29.8.17
Hosta im Zünslerbusch.



Weisheit und Mitgefühl. Im Alltag mit all den Widrigkeiten, Zumutungen und Übergriffigkeiten dabei zu bleiben ist nicht einfach. Trotzdem. Weisheit und Mitgefühl.

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Ute Thiel
Foto, 28.8.17
Weisheit und Mitgefühl.



Schäbig oder noch gut? Die Liege an sich ist noch gut. Sie funktioniert prima. Die Gummibändel, die die Liegefläche halten, haben wir unlängst erneuert. Es gab jedoch vorher eine Diskussion, ob wir eine neue Liege kaufen oder nur die Bändel erneuern.

Wenn es ginge, würde ich auch die Armstütze erneuern, aber die gibt es - soweit ich weiss - nicht als Ersatzteil. Dafür gibt es die Liege selbst nun deutlich preiswerter als früher im Internet zu bestellen. Bei vielen Gebrauchsgegenständen, die ich schätze, würde ich bevorzugen, Teile ersetzen oder reparieren lassen zu können, gerne im lokalen Fachhandel.

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Ute Thiel
Foto, 27.8.17
Zerschlissen.

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Ute Thiel
Foto, 26.8.17
Kürbisblüten.



Diese (XXL-)schnecke aus Glas ist ein Geschenk von Freunden, die im Bayerischen Wald Glas giessen lernten. Danke!

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Ute Thiel
Foto, 25.8.17
Schnecke, Glas.



Die mir unbekannte Pflanze ist fast so hoch wie ich. Eine jährlich wiederkehrende Staude am "Eingang" zum Halbrund des Buchs, in dem jetzt eine kleine Bank aus einem Brett auf Backsteinen steht. Rechts - auf halber Höhe zwischen der Unbekannten und dem bodennahen Brett - kann man die blühende Hosta ahnen.

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Ute Thiel
Foto, 24.8.17
Unbekannte.



Nein, Paris ist nicht "Käse". Aber auf einer unglaublichen Menge an Produkten jedweder Art steht klein, fein und wirkungsvoll "Paris". Wenn in Frankreich etwas prämiert wird - inclusive gutem Münster - passiert das natürlich auch - in Paris. Paris. Paris.

Ich mag es immer noch, habe aber so viele Bilder in meinem (Erinnerungs)archiv, dass ich erstmal die hervorkrame, wenn ich Heimweh habe. In 40 Jahren immer wieder neue Ecken entdeckt, Freunde besucht, durchgereist. Mit 16 auf der Rückreise von der Loire die ersten Schnecken probiert, 30 Jahre später auf dem Markt in Gentilly (m)eine einzige Auster gekauft und gegessen. Dazwischen meiner Mutter eine Reise geschenkt und ihr die Ste Chapelle gezeigt. Davor mit der Filmklasse eine frühere Studentin unseres Professors bei der Arbeit an ihrem Film besucht und dabei mit meiner (viel) späteren Trauzeugin das Zimmer geteilt. Vieles in meinem Leben ist mit Paris verknüpft.

Es ist die Stadt, die ich am besten kenne. Besser als die Städte, in denen ich länger gelebt habe. In Paris gab und gibt es immer Orte, die ich unbedingt sehen wollte, eine lange Liste. Manchmal habe ich mich lange auf einen Ort gefreut - und stand vor verschlossenen Türen. Umbau, Termin verschoben. Es nützte wenig vorher auf die Web-Seite zu gucken. In der Bouffes du Nord hing einfach ein handgeschriebener Zettel am Eingang. Statt die Dokumentation über Peter Brook zu sehen, wegen der ich eine Stunde per métro unterwegs war, habe ich das Viertel entdeckt: eine Chaussee voller indischer Brautmodeläden und den Tempel des Elefantengottes - in dem gerade eine puja stattfand. Ich war dann einen halben Tag mit einem weissen Punkt auf der Stirn unterwegs.

Aber das was wohl die meisten Menschen überall auf der Welt der Stadt zuordnen - die Liebe? Kann man ja überall üben, ist wohl doch keine Frage der Kulisse, wenn es um die Langstrecke geht. Nach Paris zum Frühstücken? Ist für Anfänger! Aber ein guter Anfang, bonne route!

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Ute Thiel
Foto, 23.8.17
paris.



Durch eine Reaktion auf meine Fotos wurde ich auf den aktuellen Stand des Projekts "Grand Paris" aufmerksam. Während der Zeit, in der ich nach Montreuil pendelte, änderten sich die Dinge, die mir ursprünglich dort gefielen. Der Charme des Viertels bestand aus der Mischung von Relikten: Häuser, hinter denen sich alte Bauerngärten mit Mauern mit Spalier versteckten. Bröckelige Mauern, die - vielleicht auch, weil sie noch älter waren und zum Bestand des mittelalterlichen Dorfes rund um die damalige Hofkirche gehörten - unter Denkmalschutz standen. Private Neubauten mit Panoramafenstern zum Garten, die dort klug - den geringen Raum nutzend - eingepasst wurden. Daneben Wohn-und Hotelblöcke aus den 70ern. Ganze Strassenzüge, die leer waren und der Sanierung harrten. Mehrmals besuchte ich eine riesige alte Schreinerei, die nun überquellendes Lager eines Brocante war. Der Besitzer sass - immer lesend - in einem Bus auf dem Hof. Bei meinem letzten Besuch kündigte er an, dass geräumt würde: Neubau von Appartmenthäusern. Die Grundstückspreise haben sich seitdem vervielfacht. Die Stadtplanung räumt Gewachsenes ab. Ich investiere lieber in den Erhalt von Dingen, die man noch benutzen kann.

Das Bild von heute zeigt eine in meinem Garten - wo die Weinbergsschnecken dominieren - seltene Spezies.

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Ute Thiel
Foto, 22.8.17
Schnecke.



Liebes Publikum, Mitte September geht die Documenta 14 zu Ende und damit endet auch dieses zeitlich parallel laufende Projekt. Ich danke für alles bisherige Feed-back in Form von Mail, Telefonaten, Briefen und Besuchen und freue mich auf letzte Kommentare, gerne auch nach dem 17. September. Besonders freue mich darauf, zusammen in der Sonne zu sitzen und - bei gutem Essen - angerissene Themen zu vertiefen und neue Kooperationen anzuzetteln.

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Ute Thiel
Foto, 21.8.17
schatten und licht.

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Ute Thiel
Foto, 20.8.17
kleiner kürbis.



Die Weinbergschnecken ziehen sie sich jetzt zurück. Nur bei Regen sind sie noch unterwegs. Ansonsten ruhen sie meist in den Nischen der Feldsteinmauer. Im Raum zwischen Mauer und Flechtzaun entwickelt sich aus den dort deponierten Pflanzenabschnitten allmählich Kompost für die rankenden Pflanzen, die ein grünes Dach über allem bilden sollen.

Dieses Jahr hat mein Experiment endlich funktioniert: Waldrebe, wilder und echter Wein und Hopfen beschirmen meinem Sitzplatz im Mauergeviert. Ich warte auf die Kiwi, die von den Nachbarn herüberwächst. Sie hat zwar noch nie getragen, ich hoffe dennoch auf Früchte, die von der Pergola herunterhängen und mir in den Mund wachsen wie die Trauben jetzt.

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Ute Thiel
Foto, 19.8.17
ruhemodus.



Die "Grundfarben" der Blüten von gestern - rot, gelb, blau - wiederhole ich gerade mit diversen Klassen im Kunst-Unterricht. Beim Betrachten des Fotos fällt mir auf, dass viel Grün dabei ist. Und dass Grün eigentlich die Grundfarbe ist. Natürlich nicht mischtechnisch (und leider auch nicht im Parteienspektrum) aber als Basis-Grundfarbe für alles Lebendige.

In diesem Jahr realisiere ich zum ersten Mal mit aller Klarheit, wie wichtig für mein Wohlbefinden die Grüntöne sind, die ab März mein Leben in unglaublicher Vielfalt bereichern.

Gerade kann ich mir gar nicht vorstellen, dass in zwei Monaten da, wo jetzt noch alles wuchert, der blanke Boden ohne Grün sein wird. Grüne Farbtupfer im Braun sind dann nur unermüdliche Pflanzen wie mein (unsterblicher?) Buchs und der Elfenspiegel, der an einer guten Stelle geschützt steht und den Winter über grün bleibt. All die andere unglaublich üppige Grünmasse, die jetzt dominiert - der grossblättrige Kürbis, der wuchernde Hopfen, der schnell wachsende wilde und "echte" Wein - werden blattlos (oder völlig hin) sein.

Ich sitze und gucke und kann (und will) es mir nicht vorstellen und beschliesse, jetzt (!) das Grün einfach zu geniessen. Wer weiss, ob ich im Winter noch da bin.

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Ute Thiel
Foto, 18.8.17
licht.



Zwei Berichte in der Süddeutschen und der ZEIT irritieren mich. Die aktuelle ZEIT thematisiert das Schwinden der Insekten. Die "Süddeutsche" berichtete Anfang der Woche über das stete Zunehmen der mit Zierkies statt mit Pflanzen gestalteten (Vor)gärten.

Ich gehe in meinen Garten und sehe, dass in diesem chaotischen Sammelsurium von Pflanzen alles in Ordnung ist: Gerade blühen Kürbisse, Hopfen, japanische Anemonen, Brennesseln und die auf dem Foto abgebildeten Pflanzen. Ich habe keine Zeit, es zu zählen, schätze aber, dass es mindestens zwanzig weitere derzeit blühende Arten gibt, unter anderem die ersten Astern.

Breites Angebot für die an einem warmen Tag wie heute noch ziemlich aktiven Flieger. Ich sitze ein bisschen in der Sonne und höre ihnen zu bevor ich wieder an den Schreibtisch gehe. Das Paradies ist arbeitsintensiv, trotzdem (leider?) nie ordentlich. Besucher monierten schon mal "mangelnde Struktur". Aber irgendwie funktioniert es.

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Ute Thiel
Foto, 17.8.17
grundfarben.

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Ute Thiel
Foto, 16.8.17
Kartoffelfeld.

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Ute Thiel
Foto, 15.8.17
Befall.



Das patagonische Eisenkraut ist eine meiner Lieblingsblumen. Das - weiss blühende - Eisenkraut , was im Hof gleich daneben steht, eine meiner liebsten "infusions". In Frankreich, wo ich es zuerst kennenlernte, ist das Eisenkraut ungefähr das, was bei uns Pfefferminze ist: Der am häufigsten getrunkene Kräuter"tee". Die Franzosen sind mit dem Begriff "infusion" für "Kräutertee" eigentlich präziser als wir: Kräuter"tee" ist ein Aufguss aus Kräutern, die meist nicht mit der Tee-Pflanze verwandt sind.

Ich hadere aber mehr mit den Begriffen "Mandelmilch" oder "Sojamilch". Der Begriff "Milch" sollte meines Erachtens nur das bezeichnen was es ursprünglich meint. Und besser bezahlt werden als die heute üblichen Cent-Beträge. Mein Lieblingsbauer nimmt 1 Euro für den Liter Frischmilch, die Flasche zum Abfüllen muss man mitbringen oder vor Ort kaufen.

Die Milch ist so gut wie die, die ich in meiner Kindheit bei den Nachbarn mit dem Blechkännchen holte, nachdem wir selbst keine Kühe mehr hatten. Meine Grossmutter hat den Rahm abgeschöpft. Auf einem Tellerchen auf der Kellertreppe wurde er über Nacht dicker und am Tag drauf konnte man "Rahmkuchen" backen, mit nichts als Rahm und Zucker als Belag. Der Bäcker bekommt ihn heute nicht ganz so gut hin wie meine Oma. Aber seine Rahm(en)bedingungen sind auch deutlich ungünstiger.

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Ute Thiel
Foto, 14.8.17
Patagonische Verbene.



In einer Vorbesprechung wurde mir im Laufe der letzten Woche klar, was mich aktuell am Design (speziell von Autos) und in der Architektur stört. Ich habe in dem Gespräch zunächst nach einem passenden Begriff gesucht und kam auf "pompös" - aber das ist es eigentlich nicht.

Mich stört, dass es bei Architektur (und vielem anderen) im Moment überwiegend darum geht, den Betrachter zu beeindrucken. Es geht weniger darum, eine kluge Raumnutzung, sparsame Bewirtschaftung und echte Innovationen hinsichtlich der uns allen bewussten Notwendigkeiten bezüglich der Ökologie zu erfinden. Dass die Benutzer sich darüber hinaus in den Gebäuden dauerhaft wohl fühlen (anstatt beeindruckt zu sein) sollte Grundlage des Bauens sein.

Wie viel Zeit wenden Entwerfer auf die Klärung der Bedürfnisse der Nutzer? Will der Nutzer, die Nutzerin wirklich nur beeindruckt werden? Wie kann man spätere Nutzer in die Planung so einbinden, dass es gelingt, ihren Bedürfnissen (die ja vielleicht von denen der Architekten abweichen) gerecht zu werden?

Mir kam der schöne Vergleich aus meinem Studium in Erinnerung, der die Erfindungen des modernen Wohnungsbaus in Frankfurt (z.B. Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche!) der 50er und die 30 Jahre jüngeren postmodernen - sehr beeindruckenden - Entwürfe Ricardo Boffils (z.B. Palais d`Abraxas bei Paris) gegenüberstellte.

Die Klientel war in beiden Fällen gleich: Es ging um sozialen Wohnungsbau. Als Studentin war auch ich vom Palais d´Abraxas (und Paris) beeindruckt. Die von meinem Professor aufgezeigten Nachteile konnte ich nicht so recht nachvollziehen und nun, 30 Jahre Wohnerfahrung später: doch. Die Häuser in Frankfurt sollen ja mittlerweile auch bei der jungen Generation sehr beliebt sein - einfach weil sie praktisch sind und an erster Stelle: dem (Alltags)Leben dienen.

Der oft zitierte Satz von Sullivan "form follows function" bezieht sich - soweit ich weiss - zunächst auf Formen der Natur. Und da kann man sich immer mal wieder: viel abgucken. Beeindrucken? Wer will wirklich nur ein Pfau sein? Prächtig, ja. Weiss irgend jemand wie die Frau vom Pfau aussieht? Allez!

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Ute Thiel
Foto, 13.8.17
frühstück.



Das Wetter wird merklich kühler. Noch erinnern Früchte aus dem Garten an den Sommer und es sind noch etliche Zucchini, Tomaten, Kürbisse, Trauben und Haselnüsse zu erwarten. Aber mit den letzteren kündigt sich der Herbst an - und der Winter. Es regnet immer noch, wir denken an Glühwein statt wie geplant zu grillen. Als Alterssitz käme vielleicht neben einem Thermalbadeort dann doch eine immer warme Insel in Frage? Madeira?

In meiner Kindheit auf dem Land gab es keine Reisebildbände. Bei einem Geografie-Wettbewerb ("Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn") gewann ich - mit Unterstützung durch einen länderkundigen Grossonkel - meinen ersten Bildband. Die Abbildungen waren überwiegend schwarz-weiss. Ungefähr zeitgleich sammelte ich Wertmarkenbildchen in ein Buch über Madeira. Das hatte teilweise ganzseitige Farbabbildungen.

Dass ich das mal in Natura sehen würde, war nicht wahrscheinlich. In den 40 Jahren seitdem haben etliche Bekannte und Freunde ihre Madeira-Reise realisiert, manche mehrfach. Viele sind viel weiter gereist. Ob ich Madeira sehen werde? In diesem Leben? Kommt gleich nach dem Wunsch, den Kailash zu umrunden. Ich werd wohl die Erste sein, die es mit dem Rollator angeht. 2030?

Wenn ich Wünsche frei hätte? Dass die circa 7,5 Milliarden anderen menschlichen Individuen auch je einen Wunsch frei haben. Ich möchte aber, bitte! nicht die Verwaltung dazu übernehmen müssen. Aber trotzdem: "Jedem seine Jadetasse"! Und das wir es hinkriegen, die 60 Millionen (stimmt diese ungeheure Zahl?), die flüchtend unterwegs sind, nicht nur mit den Grundlagen zu versorgen, sondern auch mit den guten Dingen des Lebens: zum Beispiel zum Vergnügen, zur Erholung und aus Wissbegierde reisen zu können.

Aber ich glaube, das war jetzt mehr als ein Wunsch. Ah! Ich habs! Mein Wunsch ist: dass Empathie und Altruismus auf Dauer schick werden. Das könnte möglicherweise vieles, was immer noch schief läuft wenden.

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Ute Thiel
Foto, 12.8.17
drei früchte.

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Ute Thiel
Foto, 11.8.17
kuak.

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Foto, 10.8.17
Bestand.

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Ute Thiel
Foto, 9.8.17
himmelblau.



"Für Ökonomen Rente erst mit 70" las ich heute morgen auf dem Titel der Mainzer Allgemeinen. Die Armen, warum ausgerechnet sie? Dass Dachdecker, Maurer, Polizisten, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen nicht bis 70 arbeiten können ist ja klar, aber ob man das ausgleichen kann, indem man die Ökonomen länger arbeiten lässt? Mhm. Beim zweiten Lesen merkte ich, dass die "Ökonomen für die Rente erst mit 70" sind. Aha.

Wie das die Dachdecker (Piloten, Bus-und Fernfahrer etcetera etcetera etcetera) stemmen sollen, bis 70? Da muss uns wohl noch was anderes einfallen. Am ehesten geht ein Herausschieben des Rentenalters ja wohl bei Menschen, die mit dem Kopf arbeiten (solange sie nicht Alzheimer und ähnliches bekommen) aber ganz sicher geht es nicht bei all denen, die hart körperlich arbeiten oder reaktionsschnell sein müssen oder gut sehen und hören müssen in Ausübung des Berufs.

Letzteres wird ja - trotz aller Hilfsmittel - einfach nicht besser, wenn man sich der "70" nähert. Diesen Menschen dann auch noch die Frühverrentung bei selbst zu tragenden finanziellen Einbussen anzutragen? Passt auf Dauer bei der immer grösser werdenden Menge an Menschen, die es betreffen wird, auch nicht. Vielleicht fällt den Ökonomen ja noch was ein, wenn sie ein bisschen länger drüber nachdenken, kurz vor ihrer Rente, mit 70.

Nein, ich mache mich nicht lustig über Ökonomen. Ich nehme durchaus ernst, dass sie hier darauf hinweisen, dass Politiker Wohltaten versprechen, die anscheinend nicht realisierbar sind. Ich habe auch Verständnis für die Politiker, die wieder gewählt werden wollen: Wer wählt schon jemanden, der unangenehme Wahrheiten ausspricht? Allerdings: Beschönigen hilft nicht weiter, Ältere weiter belasten aber auch nicht. Lösungen? Ob ein Perspektivwechsel und genaueres Hinsehen hilft? Mir hilft in "ausweglosen" Situationen manchmal Marcel Duchamps Satz "Es gibt keine Lösungen, weil es keine Probleme gibt."

Mein Foto unten hiess ursprünglich "Wilhelmshöhe Cascaden". Bei näherer Betrachtung war die gerahmte Postkarte der Urgrosseltern doch nicht so schwarz-weiss, wie ich die ganze Zeit über annahm. Das Horn, was von rechts ins Bild ragt, gehört zu einem Wasserspeier. Leider haben ihn die Giesser massiv gegossen, was ihn als Wasserspeier unbrauchbar macht. Jetzt dient er als Briefbeschwerer.

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Ute Thiel
Foto, 8.8.17
Perspektivwechsel.



Ich danke für "Mehr Meer", was vorgestern - identisch betitelt - gleich von zwei Seiten kam. Die Fotos zeigten (prächtig!) die Nordsee und (üppige Auswahl!) Zakynthos. Dann kam noch ein ungewöhnliches Foto mit viel Himmel von der "baltic sea". Und gleich danach kam der Mann zurück vom Welt-Enten-Treffen (=2CV-Treffen, falls es jemandem unklar sein sollte) in Portugal und brachte jede Menge Meer-Flair in Dosen mit. Und Vinho Verde, Porto und Co.

Vielleicht hatte meine Sehnsucht nach Meer auch damit zu tun, dass unter den Antworten, die auf "jetzt, 2017" seit Beginn täglich eintreffen, schon seit einer ganzen Weile viele Meer-Bilder sind. Und viele Freunde, Familienmitglieder und Nachbarn sind oder waren unterwegs: in Mallorca, auf Zakynthos, in Boltenhagen, in Kapstadt. Überall ist Meer. Die Kollegen im Ruhestand fahren jetzt nach Sizilien, der Nachbar demnächst nach Gran Canaria.

Ich krame im Archiv nach einem Foto von meinem letzten Besuch beim Meer. Das ist zwei Jahre alt und zeigt, dass ich eigentlich doch vielleicht überwiegend eine Landratte bin. Mit Sehnsucht nach mehr.

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Ute Thiel
Foto, 7.8.17
Ostsee am 13.4.15.



Ende der Bequemlichkeit. Den Morgen im Bett verbracht und mit Vergnügen mehrere Artikel in der ZEIT gelesen. An dem über Wettervoraussagen hängengeblieben. Der Artikel erläutert warum es dem Riesencomputer in Offenbach schwer fällt, bei der Treffsicherheit in der Wetter-Voraussage menschliche "Wetterpropheten" zu übertreffen. Tja.

Zum einen erinnert es mich ein bisschen an das Kapitel in "Per Anhalter durch die Galaxis" wo man den ultimativen Computer nach dem Sinn von Allem fragt und er nach unendlich langem Rechnen "42" sagt. Als ich das vor vielen Jahren las, musste ich lachen. 42 ist meine Schuhgrösse und stellte bis dato immer ein Problem dar, weil Damenschuhe überwiegend bis Grösse 41 produziert werden. Seitdem habe ich das leichter genommen.

Ich nehme an, dass die "42" für etliche andere Leser des Buches genauso funktioniert wie für mich: Letztendlich sind wir so im Kampf mit dem Bewältigen völlig unnötiger (da menschengemachter) Probleme beschäftigt, dass wir die wirklich grossen Fragen vernachlässigen "müssen", weil wir keine Zeit dafür finden. Und die wichtigen Fragen den Fachleuten und / oder ihren Computern anvertrauen, anstatt selbst wahrzunehmen. Uns und das Wetter.

Den Alltag "erleichtern" per Wetter-App? Das, was Wetter"propheten" machen, steht jedem offen: den Himmel anschauen, die Wolkenformen kennen und mit der Natur "in Verbindung bleiben". Mein Grossvater nutzte zusätzlich ein Barometer, meine Mutter und ihre Nachbarn messen die Regenmenge und tauschen sich aus.

Und die berühmten "Bauernregeln"? Naja, die sollte der ZEIT-Autor vielleicht nicht so abfällig bewerten: Sie dürften das Ergebnis von sehr vielen Einzelbeobachtungen von Menschen sein, die über Jahrtausende in, mit und von der Natur (über)lebten. Die - wie der Münchner Wetterprophet - russische Kriegswinter und deutsche Überschwemmungen bewältigten.

Erfahrungswissen sollte man nicht unterschätzen und es in Computer einzufüttern dürfte der doch sehr verschiedenen Natur von Menschen und Computern zu wieder laufen und zudem länger dauern, als wir Zeit haben, den Erdüberlastungstag wieder in Richtung Weihnachten zu bewegen. Ich empfehle dazu den Artikel auf der Titelseite der aktuellen ZEIT.

Beeindruckt hat mich dennoch die Erklärung, wie der Wettercomputer aus weltweit erhobenen Daten die Wahrscheinlichkeit eines lokal begrenzten Phänomens errechnet: Chapeau!

Und vielleicht trotzdem der falsche Ansatz. Denn das Publikum scheint nur daran interessiert, wovon es selbst betroffen ist: ob man nass wird oder nach Feierabend in den Biergarten gehen kann. Und das kann man doch entscheiden, wenn man das Haus verlässt und den Blick zum Himmel hebt. Und Verabredungen kann man heute schnell ändern: Dafür gibt es ja mittlerweile jede Menge "Kommunikations"-Geräte. Zusammen sitzen bei Regen oder Sonnenschein, drin oder im Biergarten dürfte das Wesentliche bleiben. Laissez-nous le cultiver.

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Ute Thiel
Foto, 6.8.17
bodendecker.



Im Moment wo ich das schreibe, sitze ich an dem Platz, wo ich das Foto gemacht habe, vorgestern. Jetzt ist der Himmel hellblau, voller treibender weisser Wolkenballen. Es ist windig, Nachbars Linde wackelt im Wind. Der Hund würde gerne hier bleiben, die Spaziergänge sind spannender als in Elsheim. Ich bin müde und möchte lieber schlafen als jetzt meine 100 Kilometer Auto zu fahren.

Montag wird in Elsheim weiter verputzt und gestrichen (hoffe ich). Die Vorbereitung des neuen Schuljahres - die sich schon diese Woche in verstärktem Mailverkehr mit Kollegen, Sekretariat und Schulfahrtenveranstaltern ankündigte wird die kommende Woche bestimmen. Unterrichtsvorbereitungen, Mittwoch und Donnerstag Besprechungen für Kooperationen mit ausserschulischen Institutionen, Freitag Dienstbesprechung in der Schule.

Nächstes Jahr werde ich mir in den Sommerferien eine Woche Mallorca gönnen oder Zakynthos oder was auch immer. Endlich wieder mal das Meer sehn. Brauchen tät ich es jetzt.

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Ute Thiel
Foto, 5.8.17
no arrows meeting.



Ja, die Ähren von gestern lagen so "kalligrafisch", ich habe sie nicht arrangiert. Mir genügt es, die Augen aufzuhalten und Dinge wahrzunehmen. Oft reicht eine Aufnahme. Genauso oft gibt es zwei bis vier Versuche - und dann ist es doch meist so, dass das erste Bild aus der Serie stimmte.

Ein Feed-back über "die Dinge an den Rändern sehen" beziehungsweise "Bildern von den Rändern her gestalten" hat mir klar gemacht, dass meine dritten und vierten Varianten eines Motivs immer nur dahin gehen, dass das Bild perfektioniert wird. Und dass die "unperfekten" ersten Bilder (das, was die meisten Menschen wohl "Schnappschüsse" nennen würden) mit all dem "zufällig" angeschnittenen einfach mehr meiner Wahrnehmung entsprechen.

Gestern mit Mutter und Hund eine Runde ums Dorf gegangen und dabei wieder "Banales" wie Pflanzen und Steine gesehen. Die Schönheit ist nicht so glänzend und überwältigend wie bei der Pfingstrosenknospe, die vor einigen Monaten entstand. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass das Ende des Sommers absehbar ist oder daran, dass mehrere Menschen im Freundeskreis um Gesundheit und Leben ringen. Und das in meiner Wahrnehmung immer mitschwingt. Wie kreiert man Lebensfreude? Wie Trost? Wie Mut?

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Ute Thiel
Foto, 4.8.17
feder.

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Ute Thiel
Foto, 3.8.17
Ähren.

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Ute Thiel
Foto, 2.8.17
Bitschberg&Co.



Jeanne Moreau ist tot. Beim Lesen der Nachricht realisiere ich, dass sie genau so alt wurde wie meine jüngst verstorbene Nachbarin: 89. Und staune, dass die beiden gleich alt waren. "Jules et Jim" war einer der Filme, die mich als Studentin beeindruckten. Das Blumenbeet der Nachbarin, was die gärtnerischen Grundlagen bei mir legte, erwähnte ich hier schon. Bleibt Stoff zum Nachdenken, was Menschen mit der Zeit ihres Lebens tun (können). Und was bleibt.

Wenn ich jemandem (wie der Verkäuferin an der Kasse, wo ich die Zeitung bezahlte und die Nachricht erwähnte) erklären will, wer Jeanne Moreau war, nenne ich "Die zwei Marias" weil sie zusammen mit Brigitte Bardot spielte. Die kennen alle. Ich war trotzdem überrascht, dass eine Frau in meinem Alter Moreau nicht kennt. Bei jüngeren wär es mir klar: da gab es eine Vielzahl von (mir unbekannten) Schauspielerinnen, die in Filmen spielten, die ich nicht gesehen habe, weil ich ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr ins Kino kam. Auch wenn ich noch lange in einem Viertel wohnte, wo das Kino um die Ecke war. Da, wo ich jetzt wohne, war das Kino allerdings noch nie um die Ecke.

Wie oft waren die Filme mit Moreau im Fernsehen? So dass auch die kinolose Bevölkerung sie sehen konnte? Jetzt gibt es dort sicher aus gegebenem Anlass Themenabende. Allez!

Jeanne Moreau getroffen habe ich 2005 auf Long Island. Sie kam auf Einladung unseres gemeinsamen Gastgebers um "Maria Stuart" zu proben. Das habe ich der Frau an der Kasse nicht erzählt, dann hätte ich noch weiter ausholen müssen. Der Hinweis auf Brigitte Bardot genügte, ihr Interesse zu wecken. Ansonsten waren wir uns einig, dass das schwüle Wetter an unser beider Kopfweh und Migräne schuld sei. In dem Moment realisierte ich, dass sie wahrscheinlich trotz Kopfweh bis heute Abend an der Kasse sitzen wird und ich wieder heim gehen konnte, mein Kopfweh weg schlafen. Als ich "gute Besserung" wünschte, mussten wir beide lachen. Meine Arbeit heute widme ich allen hier genannten Frauen.

Sehen Sie das Schildchen? Da war der junge, später olle Kürbis, dann seine Kerne, dann die Pflänzchen und jetzt das. Bildbelege weiter vorne. Es geht weiter, auch ohne uns.

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Ute Thiel
Foto, 1.8.17
Kürbis.



Es ist Sommer. Trotzdem sind viele Menschen um mich herum erschöpft. Ich höre Ausschnitte aus Lebensgeschichten, von Umbrüchen, von Notlösungen. Gut geht es nur denen, die schon im Ruhestand sind oder im Vorruhestand. Sie berichten von Zumutungen, denen sie entkommen sind. Berufstätige Frauen - von denen ich weiss, wie sehr sie ihren Beruf lieben - freuen sich darauf, im Ruhestand "mal nur Hausfrau" sein zu dürfen. Ich höre zu und merke, wie müde ich selber gerade bin. Noch zwei Wochen Ferien, meine Arbeitsberge: himalös.

Gott sei dank haben wir einen Pfirsich übersehen, weil er klein war und später reif als die anderen. Er hing auch höher. Nun fiel er durch die Färbung doch ins Auge. Ich ess ihn jetzt.

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Ute Thiel
Foto, 31.7.17
pfirsich, spät.

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Ute Thiel
Foto, 30.7.17
kasseler cola.



"Once, an old woman from the village came to pay her respects to the master. Ruiyan said to her, "Quick, go back and save the lives of thousands of beings." The woman hurried back to her house. There she found her daughter-in-law had brought in snails from the fields. The old woman released them at the shore of a lake. "

Eigentlich reicht mir der Textausschnitt. Er genügt mir, um Position zu beziehen. Um mir klar zu werden, dass ich lieber die alte Frau wäre, die die Schnecken (wirklich) rettet als der Zenmeister. Der natürlich auch Schnecken "rettet", nur halt die die ("diesmal"?) menschliche Form haben. Aber die Mittel, die er anwendet, sind "didaktisch" und wie bei den Koans nicht direkt, nicht eindeutig sondern "paradox" formuliert.

Wie umständlich, wie mühsam, wie verstaubt. Es ist doch völlig klar, dass es ums Retten geht, ums Leben erhalten und schützen, ums Lieben. Darum, dass Leben gelebt wird. Nein, ich möchte nicht neben einem Fluss (mit sauberem Wasser) sitzen und Wasser verkaufen. Lieber zeige ich, wie man mit den Händen schöpfen und gratis trinken kann. Wieder kein Geschäft. Was solls: Dabei könnte ich meine eigene Existenzangst verlieren und lernen, dass das Wasser - auch für mich! - gratis ist.

Ach so, der Rest der Geschichte? Ich zitiere weiter aus Andy Fergusons Zen´s chinese heritage, The masters and their teachings, Seite 311: " ....released them to the shore of a lake. Strange ocurrences related to Master Ruiyan are too numerous to record here. Upon his death, Ruiyan´s stupa was built on the mountain where he taught. He received the posthumous title "Zen Master Empty Illumination." Naja. Der erste Teil war spannender.

Am sympathischsten von allen Zenmeistern ist mir eigentlich der, der sich - nach einem erfolgreichen Leben als Meister - mit 80 laut weinend eine Familie wünschte. Ich finde nicht, dass er gescheitert ist - er war nur etwas spät dran mit den basics. Nicht dass ich schneller wäre. Die Relikte auf dem Bild unten? Gehörten wohl den Vorvorbesitzern unsrer Scheune.

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Ute Thiel
Foto, 29.7.17
Relikte.



Wenn die Zeit nicht rennen würde, wäre alles gut. Nachts regnet es, so dass ich tags nicht gießen muss. Tags scheint die Sonne, so dass ich nicht im Regen den Hund ausführen muss. Der Verputzer macht heute die Wand im Atelier fertig. Ich habe ein Gerät gekauft mit dem ich Äste in 3,60 Meter Höhe abzwacken kann und räume weiter den Garten auf. Der Hund und ich haben uns aufeinander eingestellt und traben dreimal täglich um die Wingerte, was meiner Hüfte gut tut.

Leider sind nun Zweidrittel der Sommerferien rum und der Himalaya an zu erledigender Arbeit in Haus und Hof ist genauso hoch wie vorher. Da hilft nix außer sich in Ruhe hinsetzen und realisieren, was alles geschafft ist. Samstag und Sonntag Freunde treffen, für die man all zu lange keine Zeit fand. Und am Montag mit den Vorbereitungen für die Schule weiter machen.

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Ute Thiel
Foto, 28.7.17
La chienne et moi.

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Ute Thiel
Foto, 27.7.17
Kartoffelwiese.



Heute ist einer der Tage, wo das passiert, weswegen ich mich in diesem Sommer gegen die Urlaubsreise entschieden habe: die Handwerker sind da und schaffen - jeder auf seine Weise - lang anstehende Dinge weg.

Es ist gut, zu zweit das sperrige Drahtgitter endlich in den Garten zu schaffen (um dort den Kletterhortensien als Stütze zu dienen), dann endlich auf dem Speicher wieder an die Vitrinen dahinter zu kommen und die fehlenden Glasplatten einzulegen, die ewig eingepackt und verschnürt in der Werkbank Platz weg nahmen. Beim Auspacken der Glasplatten tauchen auch zwei beim Einpacken (vor 10 Jahren) funkelnagelneue Isomatten wieder auf. Und die gute alte Wolldecke meines Grossvaters.

An die solide Transportkiste der unten abgebildeten Plastik, die vor 20 Jahren bei "Kunst im Weinberg" in Wiesbaden entstand, kommen endlich Rollrädchen, so dass ich sie auch alleine bewegen kann. Die Transportkiste - entstaubt - zeigt durch die Beschriftung, wo sie schon überall war: Unter anderem in Lübeck, in Varberg / Schweden und in London.

Darin scheinbar unversehrt die Schaumstoffplastik, die - als sie neu war - gleich zwei innige Verehrer hatte, die sich aber - warum auch immer - damals nicht zum Kauf entschliessen konnten. Nun ruhte sie 10 Jahre unberührt in ihrer Transportkiste in meiner Scheune - und beim Auspacken wird klar, dass eventuelle späte Liebhaber besser daran tun, den 3D-Scan und einen Ausdruck (in welchem Material auch immer) beziehungsweise eine Fräserei zwecks Kopie baldmöglichst zu beauftragen.

Gerne auch, um mein damals von Hand gesägtes Unikat per Vervielfältigung zum Prototypen einer Auflage zu machen. Kann als überdimensionaler Badeschwamm oder Sessel oder Spielobjekt in Serie gehen. Meine Skulptur taugt jedenfalls gerade noch zum Scannen - und das sollte bald passieren, sonst ist sie einfach: weg.

Appell an alle Liebhaber von Menschen und Dingen: Liebt, bevor das Objekt der Begierde zu Staub zerfällt.

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Ute Thiel
Foto, 26.7.17
Weitgereiste Schaumstoffplastik.



Ich danke für das feed-back, was den Zusammenhang zwischen den Bildern vom 22. und 23.7.17 goutierte.

Der Treppenaufgang mit den Rosen verbindet die "Schöne Aussicht" mit der "Karlsaue" in Kassel. Beides sind Anlagen der Landgrafen von Hessen, die in Kassel residierten. Mit ihrem hohen Interesse an Landschaftsgestaltung schufen sie in und um Kassel Räume, die Weltgeltung haben. Durch die Erhebung des Bergparks in die Unesco-Welterbe-Liga wurde dies endlich weithin sichtbar und anerkannt.

Was hat das mit mir zu tun? Ich bin mit einem sehr alten schwarz-weiss-Foto des Herkules aufgewachsen. Das - silber gerahmte - Bild gehörte zu den wenigen Ausstattungsstücken meiner Urgrosseltern in Saarbrücken. Die Urgrosseltern - der Urgrossvater war Eisenbahner - reisten offenbar mehr als meine Eltern, die als Winzer immer gebunden waren.

Andererseits gibt es etliche Postkarten, die die Urgrosseltern von unterwegs an meine Grosseltern schickten, die zwar aufbewahrt, aber nicht so aufwendig präsentiert wurden. Offenbar hatte der Herkules für die Familie in der Generation meiner Urgrosseltern besondere Bedeutung, die allerdings nicht überliefert wurde.

Überliefert aber dann doch in dem Sinne, dass ich - durch das Bild geködert - den seit Kindheit gehegten Wunsch, diese Anlage in natura zu sehen, letztes Jahr endlich anging. Auf dem Weg nach Weimar machten wir Halt und sahen den Herkules immerhin von hinten, den Sockel eingerüstet. Es war März, im Park lag Schnee. Ich genoss den weiten Blick und das Informationszentrum und beschloss einen neuen Anlauf.

Heuer hatte ich Zeit, weil meine Documentabegleitung später in Kassel ankam als ich. Also versuchte ich, schnell vom Bahnhof Wilhelmshöhe per Tram zum Fuss des Bergparks zu kommen. Von der Endhaltestelle der Linie 1 wären es dann aber noch 10 Minuten zu Fuss (die ich leider nicht hatte) zum unteren Ende des Parks gewesen. Also nutzte ich die Zeit zum Plausch mit dem Mann an der Information und beschloss, nicht aufzugeben. Die Kiste mit den Heckenabschnitten vom Sonntagmorgen enstand an der Mosel, in meinem Garten dort. Der Unterschied zwischen meinen Gärten und den Parks in Kassel ist gross. Meine beiden Gärten sind alte Bauerngärten, immer bewirtschaftet von einzelnen Personen oder Familien, den jeweiligen Besitzern. in den 10 beziehungsweise 5 Jahren, in denen sie mir gehören, ist viel passiert, insofern, als sie eigentlich keine traditionellen Bauerngärten mehr sind. Man könnte mit dem Pflanzenbestand keine Familie ernähren: es gibt zu viele Blumen. Es gibt zu viele Bäume, die Bauern nicht in Gärten pflanzen würden.

Offenbar überlagert der Einfluss meiner Zeit "in der Welt" meine bäuerliche Herkunft. Wenn ich mich an Gärten erinnere, die mich beherbergten, denke ich an den Schlosspark in Biebrich und den Kurpark in Badenweiler. Zu verschiedenen Zeiten meines Lebens waren sie Lebenselixier, Verzehrplatz für die tägliche Pizza und der Ort, an dem ich wieder laufen lernte, von Bank zu Bank.
Die Gärten von Villandry und andere Anlagen an der Loire beeindruckten mich vor 40 Jahren, die Boboli-Gärten vor 30. Vor 20 Jahren schleppte ich den Mann auf dem Weg nach Wales durch Derek Jarmans Garten, durch Sissinghurst und Stourhead. Ich bin nicht unbedingt beeindruckt von der Grösse von Gärten: auf jener Reise war mir Derek Jarmans Garten der Liebste, zum einen weil einzigartig und zum anderen weil er zeigt, was ein Mensch alleine bewegen kann. Das ermutigte mich, es anzugehn.

In dieser Grösse ist es jedem möglich - man braucht kein Vermögen, 30 Gärtner und jemanden, der für die Logistik verantwortlich ist. Mir sind Gärten wie Chatsworth trotzdem sympathisch, weil über Generationen unter den Besitzern Menschen waren, die mit offenbarer Freude daran immer weiter gestaltet haben obwohl dieses Format viele Mitarbeiter und enorme Investitionen erfordert - der Garten kann seinen Unterhalt nie erwirtschaften. Das können meine beiden allerdings auch nicht.

Die Gärten meiner Vorfahren ernährten sie immerhin weitgehend, der Garten meiner Mutter tut es bis heute. Wie bei der Kunst weiss ich auch hier nicht, wie ich es schaffe, mit meinen Formen und Anliegen das Geld zu erwirtschaften, um meine Gestaltungen zu unterhalten - auf Dauer. Ich bin kein Gemüse(an)bauer. Sträusse werden gern genommen - aber nicht gekauft. Im Ruhestand werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht genug Geld haben, wie bislang immer nur zu zu schiessen.

Heute wünschte sich eine Freundin einen Pfad in einem Garten, wo man in Ruhe gehen und denken kann. Abgesehen von dem hickeligen Pfädchen, was ich in Elsheim aus alten Backsteinen in den Garten gelegt habe, hatte ich erstmal nichts zu bieten - aber das Anliegen konnte ich gut nachvollziehen. Wenn ich im Gartenpavillon in Zazen sitze, benutze ich die Wege zum Kinhin. Gelegentliche Mitmeditierende erfreuen sich auch daran.

Aber dies ist kein Zendo. Es gibt keine Sesshins, bei denen Menschen beim Samu den Garten pflegen. Ich alleine richte jätend immer weniger aus. In diesen Sommerferien habe ich in den ersten Wochen den Elsheimer Garten aufgeräumt, dann den Burgener. Zurück in Elsheim, könnte ich jetzt gerade wieder anfangen. Ich würde beide Plätze gerne teilen, aber wie? und mit wem?

P.S.: Die Gewächshäuser in Chatsworth - die Heizung war nur machbar für Eigentümer, die auch Kohleminen besaßen - wurden von Paxton entwickelt, der aufgrund dieser Erfahrung anschliessend den Auftrag für den Kristallpalast bekam und die grossen Bäume im Hyde Park ins Gebäude aufnahm und überdachte. In meinem Archiv gibt es Fotos von 2004 aus Sydenham - wo der Kristallpalast nach der Weltausstellung wieder aufgebaut wurde und später abbrannte. Ich wollte damals einfach wissen, wie das jetzt aussieht.

2.P.S.: Die "einsame" Frau im Foto "Gehen" fand ich am unteren Eingang des Bergparks in Kassel.

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Ute Thiel
Foto, 25.7.17
Gehen.

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Ute Thiel
Foto, 24.7.17
regen.

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Ute Thiel
Foto, 23.7.17
sonntagmorgenjob.

Der Tag wird bestimmt durch den Hund - der mein Dorf an der Mosel innig liebt und mich an alle Stellen zerrt, an denen er sonst mit seinem Chef geht. Ich merke, wie schlecht meine Kondition ist und übernehme mich. Habe heute circa 7 Kilometer mit dem Hund gemacht, der sich ziemlich sehr wohlfühlt, bei der Hitze vor allem im Bach. Der dörfliche Rhythmus mit regelmässigen Mahlzeiten, Mittagsschlaf und Besprechungen mit meiner Mutter, was wie wann im Garten gemacht wird, bringt mich runter von allen Fragen. Brennesseln gejätet, Spalierpfirsich geschnitten.

Die tote Blindschleiche auf dem Weg, die sehr lebendigen Eidechsen in den Weinbergsmauern, die Mistkäfer beim Spaziergang, die Libelle in meinem und das kolibriähnliche Insekt in Mutters Garten sind die nicht festgehaltenen Bilder des Tages. Die Gespräche mit den Nachbarn erden, lande im Jetzt. Hier ein letztes (?) Bild aus meinem Kasseler Fundus.

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Ute Thiel
Foto, 22.7.17
oh!

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Ute Thiel
Foto, 21.7.17
best of miriam cahn.

Viele der letztlich wenigen Arbeiten, die ich in Kassel gesehen habe, sind von hoher Qualität und zeigen die Auseinandersetzung mit Konflikten, die uns nicht allen geläufig sind, weil sie in der Masse der Informationen, die uns permanent umgeben untergehen oder untergegangen sind. Meine Frage von vorgestern, wann etwas wichtig wird - für jemand anderen, der es nicht erlebt, gefühlt, erlitten, gesehn usw hat, treibt mich weiter um. Ich schätze einerseits den Mut der documenta-Crew, bislang nicht ganz so Wichtiges sichtbar zu machen.

Andererseits knurpse ich seit Tagen an der Frage, wie wichtig man sich nehmen kann / darf / soll. In zwei Gesprächen heute teilte ich mein noch unklares Unbehagen mit Menschen, die sich diese Frage auch stellten - auch hinsichtlich dem Punkt, wie man Menschen, die sich - nach unserem Empfinden - zu wichtig nehmen, das klar machen kann, ohne zu kränken. Eine grundlegende Frage rund um "Sich behaupten", eine grundlegende Frage rund um die Basis von Konflikten und der Art, wie sie ausgetragen werden. Rund um Respekt.

Die Arbeit von Gülsün Karamustafa ist - wenn ich es recht verstanden habe - eine Arbeit, die Respekt erweist. Abgesehen davon, dass ich den erklärenden Text noch einmal durchgehen will, sind die Details ausserdem einfach: schön. Schönheit und Stille sind meine (Heil)mittel in anstrengendem Getriebe - auch im Getriebe der documenta.

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Ute Thiel
Foto, 20.7.17
schönes detail bei gülsün karamustafa: sonnengitter.

Eine der Arbeiten, die mich angerührt haben in Kassel ist die hier im Aussschnitt abgebildete. Der, der rechts unten ein wenig rausfällt (was den Gesichtsausdruck angeht) ist Josef Beuys. Nachdem ich mehrere Kommentare gehört und gelesen habe, die die Arbeit kritisch sehen, muß ich bekennen, daß es eine Arbeit ist, die mich berührt.

Ich bin nicht der Meinung, daß Piotr Uklanski hier Josef Beuys Unrecht tut. Um diese Position einzunehmen, müsste ich mehr wissen über Josef Beuys und seine Rolle. Wie bei allen anderen späteren Grössen in Kultur und Politik seiner Generation gibt es eine Kindheit und Jugend in der Nazizeit, die man - jenseits des Werkes - als Prüfstein für die Integrität des Menschen nehmen kann. Diese Recherche könnte man theoretisch ausdehnen auf alle Menschen dieser Generation, auch die, die nicht später durch herausragende Leistungen heraus- und damit auffielen und dann auf ihr Verhalten in ihrer Jugend hin kritisch genauer betrachtet wurden.

Man muß aber davon ausgehen, daß alle Menschen, die diese Zeit scheinbar unbeschadet überstanden, sich einen Teil der damals üblichen Verhaltensweisen zu eigen gemacht haben. Ich glaube, wir sollten eher daran arbeiten, wie Menschen, die - willig oder unwillig - ihre Kindheit und Jugend unter diesen Umständen verbracht haben, mit dem Leben versöhnt werden können. Mit dem, was sie getan und / oder erlitten haben. Versöhnt werden, bevor sie sterben.

Die Arbeit wurde mehrfach als plakativ bezeichnet. "Plakativ" ist kein wertmindernder Begriff für mich. Dafür schätze ich gute Plakate und ihre Wirkung zu sehr: Durchs Auge ins Herz. Das Hirn? Kommt nach, wenn man sich seiner Instrumente Herz und Hirn bewusst ist und Denken und Fühlen wahrnehmen kann.

Zurück zum Bild: Es zeigt die Gesichter von Menschen, die im dritten Reich etwas mit den damaligen Machthabern zu tun hatten. Was genau? Diese Information kann ein Porträt und auch die darauf abgebildeten Abzeichen (die wahrscheinlich Kennern und älteren Menschen etwas sagen, mir und dem jüngeren Publikums wahrscheinlich eher nicht) nicht leisten.

Leisten kann es, was gute Bilder leisten können: ein Köder sein, der uns "auf den ersten Blick" an den Haken nimmt. Und das tut das Bild - bei mir jedenfalls. Ich erinnere mich daran, was ich als Erstes gedacht habe, als ich es sah. Das weiß ich von keiner anderen Arbeit bei dieser documenta.

Die Süddeutsche nennt bei den gelungenen Arbeiten die Arbeit "forensic architecture", die Rekonstruktion und Beweisführung zu einem rechtsradikalen Verbrechen der Jetztzeit ist. Ich stimme dem hinsichtlich der Qualität der Arbeit zu, obwohl ich die Arbeit noch nicht gesehen habe. Aus der Beschreibung ist die Qualität der Arbeit absolut nachvollziehbar: Man muss die Arbeit nicht gesehen haben, um das einzusehen.

Allerdings läuft unsere Wahrnehmung zu 80% übers Sehen. Und das Wort "plakativ" - mittlerweile meist abwertend gebraucht - meint zunächst eine unter Andern von Toulouse-Lautrec entwickelte Gestaltungsform, die uns übers Auge sofort berührt. Weil sie komplexe Dinge enorm vereinfacht und so auf den Punkt bringt. Wie Piotr Uklanskis Arbeit.

Und nein, man muß nicht aufhören zu denken wenn man von einem Bild plakativ erwischt wird. Wenn man sich drüber klar ist, daß und warum es einen berührt und an dieser Stelle weiter forscht, kann es / man in die Tiefe gehn. Auch deshalb hätte ich es besser gefunden, wenn die hier genannten Arbeiten in einem räumlichen Zusammenhang präsentiert worden wären: Um vertiefen zu können, braucht es Platz, zum Weiterlesen und -forschen und zum in Ruhe miteinander reden (was ich an der Stelle mit meiner Begleitung nicht konnte in dem Rummel der Ausstellung, dafür war kein Platz).

Ich wünsche mir ruhige Plätze (ohne Verzehrpflicht) auf der documenta 15, im Jahr 2022. Gleich neben den Themen, die dann - leider wahrscheinlich - immer noch aktuell sind.

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Ute Thiel
Foto, 19.7.17
gute arbeit mit beuys.

Liebes Publikum, ich verdaue immer noch die zu kurze Zeit in Kassel, geniesse dabei aber wie gehabt den Schatten des Ahorn in der Hitze Rheinhessens. Heute kam das Kunstforum, so daß ich nun die Kasseler Erfahrungen durch Lesen vertiefen kann. Aber am meisten Freude machen mir immer noch die in Kassel gesammelten Bilder, so unterschiedlich sie sind.

Bei einigen ging es mir um das Kunstwerk an sich, bei einigen fand ich die Zusammenstellung gelungen, bei anderen (wie dem heutigen) ging es mir um die Lösung eines Präsentationsproblems. Beim Aufnehmen merkte ich aber: Das ist ein Bild - und eine Skulptur und eine Zeichnung - für sich. Und das Foto ist eine Zeichnung einer Skulptur.

Aber würde man es verstehen, wenn ich es als Foto ausgedruckt ausstellen würde? Ist es notwenig, daß jemand versteht, was ich in Bildern "sage" oder ist es eigentlich wurscht?
Hintergrund ist, daß ich damit hadere, was wirklich wichtig ist. Werden Dinge / Bilder / Inhalte / Menschen / etc. wichtig, weil jemand, der sich selbst wichtig genug nimmt, dazu steht?

Andererseits gab es in der Humboldt-Biografie, die ich gerade lese ein Zitat von einem Einheimischen, den Humboldt auf Reisen traf und der wies darauf hin, dass seine - für den Besucher exotische Kunst - dennoch Kunst sei, weil mit Liebe gemacht und schön. Und diese beiden Grössen - Liebe und Schönheit - tja. Keine weiteren Fragen.

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Ute Thiel
Foto, 18.7.17
skulptur und zeichnung.

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Ute Thiel
Foto, 17.7.17
schönes bündel.

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Ute Thiel
Foto, 16.7.17
Farbe in Kassel.

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Ute Thiel
Foto, 15.7.17
deutschland.

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Foto, 14.7.17
frankreich, frontal.

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Foto, 13.7.17
griechenland.

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Foto, 12.7.17
Malerei, Kassel.

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Ute Thiel
Foto, 11.7.17
Betonhund mit Schüssel mit Olive.

Attention! Die Documenta in Athen endet am 16.7.2017! Wer kann, sollte noch hin. Ich habe leider andere Verpflichtungen. Bin aber sehr froh, diese 100 Tage parallel zur Documenta in Athen gearbeitet und meine Wirklichkeit in die Welt gestellt zu haben. Die regelmässigen Feed-backs klären alte - und neue - Freundschaften und Verbindungen. Menschen und Orte, mit denen man schon einmal (gut) zusammen gearbeitet hat, zeigen sich im feed-back auf meine aktuelle Arbeit in neuem Licht. Vieles, was mühsam war, wird leicht. Es gibt zwar immer noch eine Schülerin, die ihren Projektgeldbeitrag nicht bezahlt hat, aber was solls. Am Donnerstag erinnere ich sie halt noch mal dran. Vielleicht klappt es dann (endlich). Und ansonsten sende ich - mit grossem Vergnügen - weiter bis zum Ende der Documenta in Kassel im September. Wer nicht mehr will, sagt bitte: Stop! Alle anderen: Ja, bitte! Bleibt dabei!

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Ute Thiel
Foto, 10.7.17
Schach für Anfänger.

Nachdem ich die erste Woche der Ferien fast nur geschlafen habe - überwiegend im Schatten des Ahorns in der prallen Sonne Rheinhessens - und in den Pausen das "Paradies" ein bißchen aufgeräumt habe - freue ich mich auf die nächste Woche: ich fahre dann doch zur Documenta! Im Elsheimer Garten wachsen derweil Nachbars Trauben so doll über die Mauer in unsern Kirschbaum, daß es wohl für alle reicht. Nach den geschenkten Johannisbeeren vom Donnerstag gab es am Samstag mousse au chocolat als Mitbringsel von einem Freund und heute musste ich aus dienstlichen Gründen gleich zwei Filme ansehen. Ich bin fast erholt. Alive and kicking. An der Mosel sagt man: Bleib gesund und munter! Ihr auch!

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Ute Thiel
Foto, 9.7.17
Traube im Kirschbaum.

Warum so viele Disteln? Die Mehrheit der Schmetterlinge war dafür. Im letzten Jahr gab es fünf Sorten Disteln im Garten. In diesem sind es, soweit ich sehe, nur drei. Im Moment hat es dafür erstaunlich viele, verschiedene und grosse Schmetterlinge, wahrscheinlich auch das Ergebnis der Angebotsvielfalt an Pflanzen im letzten Jahr. Neben den zahlreichen weissen Schmetterlingen (wo ich mittlerweile nie sicher bin ob es nicht Buchszünsler sind...) gibt es Zitronenfalter, zumindest einen Bläuling, viele kleine Füchse und Tagpfauenaugen.

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Ute Thiel
Foto, 8.7.17
Kleine Distel auf dem Weg.

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Ute Thiel
Foto, 7.7.17
Sitz unterm Blätterdach.

Liebes Publikum, gestern bemerkte ein Freund aufgrund der sehr unterschiedlichen Foto-Mailzeiten, daß ich wohl nachts zu viel arbeite. Stimmt. Aber das hängt damit zusammen, daß ich oft nicht schlafen kann und dann einfach die Arbeit wegschaffe, die ich am Tag eh nicht packen würde. Sicher auf Dauer ungesund, aber was soll ich machen. Mit meinem fixen Einkommen als Lehrerin kann ich mir nicht auch noch eine Sekretärin leisten. Glücklicherweise gibt es verschiedene Menschen, die (gegen Bezahlung, versteht sich) putzen, von mir markierte Aste von den Bäumen sägen, den für den Kompost zu groben Grünschnitt wegschaffen, Wände verputzen und streichen und und und. Früher habe ich das alles selbst gemacht, aber mittlerweile geht das aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr.

An meinen Garten-, Haus- und Kunstprojekten bleibt zwar noch viel für mich zu tun, aber ich werde wohl noch mehr delegieren müssen, wenn ich - als Quelle der Projekte - lang genug leben möchte, um die Umsetzung noch zu erleben. Die Frage gestern abend - und die Schmerzen heute - haben mir das wieder einmal ins Bewusstsein gerufen. Ich kann Sachen machen, die ausser mir niemand kann (nicht daß sie so grandios wären) aber es sind halt meine Sachen, meine Ideen, meine Projekte. Auf die ich mich - endlich - konzentrieren muß. Über jedwede Unterstützung freue ich mich - gestern Abend waren es eine aufmerksame Frage und zwei Schälchen Johannisbeeren. Dank an den "Lieferservice"! Und an den Koch!

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Ute Thiel
Foto, 6.7.17
Schatten.

Bodhicitta is the root and it produces the medicinal herb and medicinal leaves and flowers that heals sentient beings. The quality of our practice can be judged by whether Bodhicitta is actually permeating it. Not only practice but your life . . . In general, when we start practicing we start for ourselves. Our lives are crazy, we need to meditate, so we start meditating, or we want to deepen our life, we want to improve our life. And we see lots of this in mindfulness now. Mindfulness for business, ‘you’ll be a better worker if you meditate, where we can make more money.’ That’s not really Bodhicitta. But what happens to us hopefully as we practice and we begin to have insight into emptiness, we have this spontaneous feeling of interconnectedness . . . to be connected, to feel connected, to notice the suffering of others, and want to do something about it.

                             Lama Tsultrim Allione

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Ute Thiel
Foto, 5.7.17
Pfirsich.

Liebes Publikum, ich habe heute (wie selten zuvor) die Ferien genossen, den Garten aufgeräumt, die Zeitungsstapel sortiert und immer wenn ich platt war eine Runde in der Relaxliege eingelegt. Stetes Schaffen aber ohne Zeitdruck. Nicht an drei Orten gleichzeitig gefordert sein, sondern nur an einem: meinem. Endlich die uralten Blumensträusse entsorgt aber vorher fotografiert. Der Schwarzkümmel (oder Jungfer im Grünen) erinnerte mich an das wunderbare römische Diaretglas im Trierer Museum. Schwarzkümmel war auch das Getränk meiner Wahl heute gegen Beschwerden nach zu viel Kaffee mit Zucker. Stattdessen gab es Pfirsiche und Aprikosen, in der Sonne. Es ist Sommer.

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Ute Thiel
Foto, 4.7.17
Schwarzkümmel.

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Foto, 3.7.17
Ferien.

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Ute Thiel
Foto, 2.7.17
Kürbis, noch später.

Wem Zeit wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit, der ist befreit von allem Streit.
                        Angelus Silesius

Das ist seit 40 Jahren eines meiner Lieblingszitate. Nun habe ich endlich eine Reclam-Ausgabe des "Cherubinischen Wandersmann" erstanden - und bin enttäuscht, weil es kaum eine Zeile gibt, die nicht "Gott" zum Hauptthema hat. Spät (aber immerhin) realisiere ich, dass ich Angelus Silesius (wie vieles andere auch) bislang wohl völlig falsch verstanden habe.

Noch ein Zitat: "Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir: Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für." Als Protestantin, Agnostikerin und Buddhistin lese ich das anders, als Silesius (ein zum Katholizismus konvertierter Protestant der Barockzeit) es vermutlich gemeint hat. Hm.

Trotzdem, auch wenn es (vermutlich) ein Mißverständnis war, hat es mir geholfen, das zu finden, was es für mich bedeutet. Um damit herauszufinden, was für mich Bedeutung hat. Also, wer immer mir beim Puzzlen rund um den Sinn des Lebens hilft: Willkommen! Irgendwas bringt es immer. Hauptsache, man praktiziert. Deshalb noch eins zum Schluss:

Mensch werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.

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Ute Thiel
Foto, 1.7.17
Distel.

Das Restaurant des amoureux ist eine nun zwanzig Jahre alte Institution, gegründet von einem Mann, der gerne kocht und einer Frau, die gerne organisiert. In den ersten Jahren unserer Ehe haben wir oft andere (Liebes)paare eingeladen und sie bekocht - meistens gab es eine Speisekarte mit Zeichnungen von mir.

Aufgrund beruflicher Notwendigkeiten und kräftezehrender Bautätigkeit ist das in den letzten 10 Jahren in den Hintergrund getreten. Für viele alte Freunde von der anderen Rheinseite scheint die Reise ins Rheinhessische "nur zum Essen" auch einfach zu weit. Man wohnt halt nicht mehr um die Ecke. Das Essen ist aber immer noch mehr als ordentlich und vielleicht kommen ja jetzt einfach mal ein paar Rheinhessen zum Essen?

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Ute Thiel
Foto, 30.6.17
Le restaurant aux amoureux.

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Ute Thiel
Foto, 29.6.17
Umkehr.

Liebes Publikum, ich weiß nicht, ob die Fülle meines Lebens in den Bildern sichtbar wird. Manchmal ist das Leben ja einfach nur voll, aber gerade ist es schön, die Fülle zu geniessen trotz aller Widrigkeiten und Anstrengungen. Morgens betoniere ich mit SchülerInnen im Rahmen der Projektwoche, davor bespreche ich mit dem Handwerker den Verputz der Wand in der Scheune, noch davor habe ich ein Foto verschickt. Bevor ich zur Schule fahre, giesse ich Pflanzen in Garten und Hof.

Nach dem Betonieren habe ich gestern eilig Trauerkleidung angelegt und bin hundert Kilometer gefahren, am Ende wütend hinter einem Tanklaster her, den ich wegen Kurven nicht überholen konnte. Kam zu spät für den Gottesdienst. Direkt am Friedhof zu parken und zu warten mit all den anderen Wartenden passte dann aber. Abschied zu nehmen mit Erde und Kaffee stimmte auch.
Trotzdem fällt mir immer noch schwer zu verstehen und ertragen wenn jemand der Zeit meines Lebens da war weg ist. In meinem Alter hat man mehr Lebenszeit mit Menschen verbracht (und ist von ihnen geprägt worden) die nun sterben.

Der Wandel dahin, dass man nun ein Mensch ist, mit dem jüngere Menschen Leben verbracht haben, Menschen, die man selbst eventuell geprägt hat, indem man immer da war seit sie geboren wurden, ist ein Rollenwechsel, den ich mit Mitte 50 immer noch nicht ganz begriffen habe.
Obwohl ich mir als Lehrerin bewusst bin, wem meiner SuS ich als role model diene, ist es doch etwas anderes, diese Beziehung mit Nachbars-, Freundes- und Kindern aus der eigenen Familie zu erleben. Ich habe bislang aber nie so lange an einem Ort gelebt, dass ich in 50 Jahren für jemanden "immer da" gewesen sein könnte.

Das Bild entstand auf der Rückfahrt.

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Ute Thiel
Foto, 28.6.17
Die allerschönsten Zwei.

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Foto, 27.6.17
farbe.

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Foto, 26.6.17
Verbene.

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Foto, 25.6.17
Kreta.

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Ute Thiel
Foto, 24.6.17
Zu Tisch mit M.C.Escher.

Liebes Publikum, vorgestern starb meine Nachbarin, die ich vor ein paar Wochen im Hospiz besuchte. Der Strauss, den ich damals mitbrachte, erinnerte mich an den Blumengarten, den sie unterhielt, als sie so alt war wie ich jetzt. Alles was ich über Blumen weiss fand seine Grundlage in dem Garten, den sie neben ihrem Haus hegte. Als Kind entstand meine Liebe zu Blumen einfach indem ich täglich an ihrem wunderbaren Blumengarten vorbei ging. Das war ein grosses Glück.

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Ute Thiel
Foto, 23.6.17
Strauss für Ella.

Most of what I know about flowers i learned by passing her garden every day when i was a child.

Le plupart de ce que je connais des fleurs j´appris en passant son jardin comme enfant tous les jours.

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Ute Thiel
Foto, 22.6.17
wiesbadener wallung.

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Ute Thiel
Foto, 21.6.17
Luisenplatz.

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Ute Thiel
Foto, 20.6.17
schattenlicht.

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Ute Thiel
Foto, 19.6.17
andere perspektive.

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Ute Thiel
Foto, 18.6.17
Wildes Tier in der Mensa.

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Ute Thiel
Foto, 17.6.17
je roule.

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Ute Thiel
Foto, 16.6.17
Blume.

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Ute Thiel
Foto, 15.6.17
Für Cordula und Katja.

Euch und Ihnen mag das heutige Bild traurig vorkommen. Ich liebe diesen alten Betonkachelfussboden auf meinem Speicher und werde mich von ihm - in dieser Form - trennen.

Die Dachböden in Bauernhäusern wie diesem dienten in früheren Zeiten dazu, "Frucht" , d.h. Getreide zu lagern. Man breitete die Körner flach auf dem Fussboden aus, so daß sie besser trocknen konnten als in den Säcken, in denen man sie transportierte. Das Getreide bedeckte den ganzen Fussboden, wenn ich mich recht erinnere circa 20 Zentimeter hoch.

Da man verschiedene Getreidesorten anbaute (z.B. Gersten, Weizen, Roggen) und sie nicht vermischen wollte, trennte man die Fläche in verschiedene Abteilungen indem man Bretter der Länge nach hochkant montierte.

Beim abgebildeten Dachboden kann man nur noch die Rillen im Boden sehen, in denen die Bretter steckten. Man war in diesem Fall wohlhabend genug, den Boden mit "Plättchen" auszulegen, so dass das Getreide nicht verschmutzte. Die (Beton)fliesen sind heute abgenutzt, schmutzig und teils zerbrochen, aber an vielen Stellen gut erhalten. Auf dem Speicher wurde schon lange kein Getreide mehr gelagert. Die Trennbretter wurden abgebaut und verbrannt. Nur die Rillen, in denen sie steckten, erinnern noch an die ehemalige Funktion.

in meiner Jugend baute meine Familie noch Getreide an und lagerte es auch so. Lange konnte ich die Erinnerung an diese vergangenen Dinge, die dazugehörigen Räume und Hinterlassenschaften der ursprünglichen Funktionen nicht loslassen. Lange wollte ich so viel wie möglich - am liebsten alles - bewahren.

Jetzt steht die Sanierung des Hauses an. In Gesprächen mit dem Architekten und den Gewerke anbietenden Handwerkern (die oft die gleichen Erfahrungen und Erinnerungen haben wie ich) wurde mir klar: ich werde Dinge nicht nur ändern müssen, ich werde sie ändern dürfen. Es ist - trotz seiner Vergangenheit - jetzt mein Haus und ich bin Bildhauerin, Zeichnerin, Fotografin. Das Haus diente bislang als Lager für meine Arbeiten. Es wird nun zum Schaulager, zum Platz für Gäste und Kollegen und zum Alterswohnsitz für mich und meine Familie.

Dieser Boden wird - in dieser Form - verschwinden. Das Material wird - so nutzbar - in anderer Funktion an anderer Stelle wieder eingesetzt. Die Erinnerung an verschwundene bäuerliche Kulturtechniken bleibt trotzdem erhalten: in meinen Bildern und Texten und in wiederverwendetem Material. Material in Funktion, dessen Geschichte so lebendig bleibt.

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Ute Thiel
Foto, 14.6.17
broken, scharf.

Abrupter Themenwechsel? Nein, die Fotos sind am gleichen Ort entstanden wie die Bilder von gestern und vorgestern. Diese beiden Malas kamen mit mir zurück "aus der Welt" in mein Dorf an der Mosel. Die einfache Dunkle erstand ich im Herbst 2011 während meiner Reise durch die Zen-Klöster im Südwesten von China. Dort ist Zen - als Chan - entstanden.

Danke! an alle Freunde & Verwandten, die mir zum 50gsten Geburtstag Geld schenkten, um diese Reise zu ermöglichen. Ich habe dort verstanden, dass Chan mir näher ist als Zen.

2011 / 12 war auch mein Sabbatjahr bei Genno Roshi in Montreuil und in einem Vorort von Montreuil (namens Paris) fand ich die andere Mala in einem reich gefüllten Trödelladen im Marais. Wie das so ist in Trödelläden und auf Flohmärkten: eine unglaubliche Menge an Dingen mit Vorleben, Sammlungen von Geschichte und Geschichten, fantasieanregend. Wenn man eine halbe Stunde lang geguckt hat, bleibt mir meist ein Ding, was zum eigenen Leben passt. In dem Fall war das diese rote (tibetische) Mala aus den Kernen einer Frucht.

Beide Ketten sind so lang, dass sie mir bis zum Bauchnabel reichen - sehr unpraktisch. Weswegen sie im Moment auf einer meiner Plastiken aus der "Busenwunder"-Phase ruhen.

Die beiden so gegensätzlichen Malas erinnern mich auch an meine erste Begegnung mit Genno Roshi, 2004 in Vimoutiers. Dort saßen wir in einem grossen vielfarbig bunten tibetischen Meditationsraum, in dem Rot, Gelb, Türkis und Gold um die Wette strahlten und einen prachtvollen Rahmen gaben für die zurückhaltend dunkel gekleideten Zen-Schüler.

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Ute Thiel
Foto, 13.6.17
Vajrajana & Chan

Liebes Publikum, die beiden Bilder "Moselmorgen" und "Moselabend" zeigen einen Ausblick, den ich 18 Jahre lang täglich sah: es ist der Ausblick aus meinem Kinderzimmer. Vorlieben für Caspar David Friedrich & Philipp Otto Runge entstanden sicher auf diese Weise: Die beiden Maler hielten in ihren Bildern etwas fest, was ich als Kind unglaublich schön fand, aber nicht in Bilder fassen konnte.

Ich finde es heute noch sehr schwer, das angemessen festzuhalten: Wer die Gleichzeitigkeit von schwarzen Silhouetten und Himmelsfarben nicht gesehen hat, mag denken "wie kitschig". Doch, es ist so, in Wirklichkeit, ziemlich oft. Mit 40 Jahren Abstand wage ich, es zu fotografieren und zu zeigen. Malerei wäre (für mich) unmöglich nach Caspar und Philipp.

Zu diesem Ausblick gibt es ein altes Gedicht von 1972 (?), was die Ambivalenz dieser Perspektive spiegelt. Der Berg war im Weg, die Vögel flogen drüber, waren frei, ich aber nicht. Mittelgebirge können den Blick aufhalten, aber letztendlich sind es nicht die Berge, die einengen. Nach 40 Jahren "in der Welt" weiss ich einigermaßen, was hinter diesen Hügeln liegt und dass ich jederzeit einmal um die Erde kann. Um hier wieder anzukommen. "Zuhause" ist etwas anderes als "Heimat". Es ist der Raum in mir, der überall mit hingeht, auch hierhin.

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Ute Thiel
Foto, 12.6.17
Moselabend.

Den Glauben, dass wir dauerhafte Freude finden und Schmerz vermeiden können, nennt der Buddhismus das Samsara, jenen unentrinnbaren Kreislauf, der sich unablässig dreht und dreht und uns grosses Leiden beschert.                                                                              Pema Chödrön

Mit allem Respekt für die - von mir hoch geschätzte - buddhistische Weisheit, der ich viel verdanke: Samsara ist - auch - ein Parfum von Guerlain. Wenn man das Leben lebt mit allem, was uns begegnet an Freuden und Leiden, jeden Moment, mit Enthusiasmus, Wut, Traurigkeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu allem: das Samsara duftet (nicht nur bei Guerlain).

Nichtsdestotrotz bevorzuge ich Thé rouge von Bulgari oder Vanille von Produit soleil oder Geissblatt von der Hecke oder Eau dynamisante von Clarins oder Zeste de vigne von Caudalie oder Mandorla di Sicilia von Aqua di Parma oder Eau des Beaux von L´occitane oder Agrume von Weleda und und und......Samsara? Ja!

Postskriptum: Nein, ich finanziere meinen Unterhalt nicht über Werbe-Blogging, sondern als Kunstlehrerin. Das gibt die Freiheit vom Finanziellen unabhängig zu teilen, was mir gefällt. Was dem Publikum gefällt, sollte es selbst heraus finden.

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Ute Thiel
Foto, 11.6.17
moselmorgen.

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Ute Thiel
Foto, 10.6.17
morgen.

Liebes Publikum. dieses Foto ist drei Frauen gewidmet, die mir lieb sind. Eine davon ist gerade gestorben, eine ist im Krankenhaus, die dritte in Pflege. Krankheit, Alter und Tod berühren mich. Greed, anger and ignorance treten in den Hintergrund, wenn sichtbar wird, was alleine und wirklich zählt: Unser einziges "remède" ist die Liebe.

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Ute Thiel
Foto, 9.6.17
Lotti Huber.

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Ute Thiel
Foto, 8.6.17
Abendsonne.

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Ute Thiel
Foto, 7.6.17
Kürbis, später

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Ute Thiel
Foto, 6.6.17
Fin du saison.

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Ute Thiel
Foto, 5.6.17
Bauernjasmin.

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Ute Thiel
Foto, 4.6.17
Two arrows.

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Ute Thiel
Foto, 3.6.17
Weinbergschnecken.

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Ute Thiel
Foto, 2.6.17
Meine Mutter.

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Ute Thiel
Foto, 1.6.17
vaters alte katze.

Nein, ich will hier keine Katzenfotoseite eröffnen. Die Graue und die Getigerte waren die Katzen meines Vaters, der Ende März 2010 starb. Seitdem versorgte meine Mutter die beiden Katzen. Die Graue verschwand im Herbst 2016, die Getigerte starb letzte Woche. Als ich sie fand, lag sie so wie auf dem Foto in der Schreinerei. Sie hatte aber kein Kinn mehr, das bestand nur noch aus Maden. Ich verweise auf Michel de Montaigne, der Kluges zum Tod zu sagen hatte. Leben muss jeder von uns damit alleine. Aber da der Tod uns alle betrifft, sollten wir vielleicht öfter zusammen darüber reden.

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Ute Thiel
Foto, 31.5.17
aus gegebenem Anlass.

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Ute Thiel
Foto, 30.5.17
voilá!

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Ute Thiel
Foto, 29.5.17
nicht römischer weg.

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Ute Thiel
Foto, 28.5.17
langer tag auf dem land.

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Ute Thiel
Foto, 27.5.17
Salat.

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Ute Thiel
Foto, 26.5.17
Grosse Gelbe.

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Ute Thiel
Foto, 25.5.17
Tilleul de Montreuil.

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Ute Thiel
Foto, 24.5.17
für philip otto und caspar david.

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Ute Thiel
Foto, 23.5.17
Kürbis.

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Ute Thiel
Foto, 22.5.17
Sibirische Iris.

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Ute Thiel
Foto, 21.5.17
Pfingstrose, später.

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Ute Thiel
Foto, 20.5.17
Himalaya.

An diesem Wochenende wird mit einem Sesshin ein neuer Zendo in der Nähe von Hamburg eingeweiht. Gerne hätte ich an dieser Eröffnung teilgenommen, bin aber aus beruflichen Gründen verhindert. Ich freue mich sehr, dass die Zen-Lehrerin meine Zeichnungen als Geschenk zur Einweihung annimmt und "Mudra", "Yoga" und "Älteste Göttin" eine neue Heimat finden.

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Ute Thiel
Foto, 19.5.17
Jetzt schärfer.

Die Welt ist.....eine in dem lebendigen Augenblick der Wahrnehmung konkretisierte Wirklichkeit.


                             Victor Jeronim Stoichijá, 1980

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Ute Thiel
Foto, 18.5.17
yoga.

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Foto, 17.5.17
mudra.

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Foto, 16.5.17
Totem.

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Ute Thiel
Foto, 15.5.17
blau&rot und meine füsse.

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Ute Thiel
Foto, 14.5.17
rot.

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Ute Thiel
Foto, 13.5.17
dana.

Ja, jetzt zu Besuch kommen! Das Konzert der Iris hat begonnen, es läuft noch circa vierzehn Tage und ist dann für 2017: vorbei.

Wer einen Moment dieser "Musik" sehen riechen möchte ist willkommen. Wegen Elsheimer Kerb ist an diesem Wochenende der Parkplatz am Rondell mit Fahrgeschäften belegt. Ich empfehle den öffentlichen Nahverkehr (Bushaltestellen fussläufig) oder das Fahrrad. Wer von der anderen Rheinseite kommt: schöne Fähren gibts bei Buden-und Ingelheim.

Am Kerbemontag (15.5.) macht die Gartenstrasse ab 16.00 "blau", das heisst: wir stellen Tische und Bänke, ihr bringt Essen und Getränke. Und was ihr an Geschirr braucht. Bis dahin!

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Ute Thiel
Foto, 12.5.17
Duftende aus dem Kloster Lorsch.

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Ute Thiel
Foto, 11.5.17
Morgen.

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Ute Thiel
Foto, 10.5.17
stillleben.

Es ist nichts Intelligentes daran, nicht glücklich zu sein.


                             Arnaud Desjardins

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Ute Thiel
Foto, 9.5.17
Taube.

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Ute Thiel
Foto, 8.5.17
rainy day.

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Ute Thiel
Foto, 7.5.17
unscharf.

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Ute Thiel
Foto, 6.5.17
geissblattlaube.

Das Glück ist das Hauptziel unserer Bestrebungen, was auch immer der Name sein mag, den wir ihm geben - Erfüllung, tiefe Befriedigung, Gelassenheit, Erfolg, Weisheit, Glückseligkeit, Lebensfreude oder Innerer Frieden - , und wie auch immer wir danach suchen - durch Kreativität, Gerechtigkeit, Altruismus, enthusiastische Bemühung, Verwirklichung eines Projekts oder eines Werkes.


                              Matthieu Ricard

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Ute Thiel
Foto, 5.5.17
Glück.

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Ute Thiel
Foto, 4.5.17
Hierarchie der Kreise: Trapez, Rechteck, Quadrat.

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Ute Thiel
Foto, 3.5.17
Weinkönigin.

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Ute Thiel
Foto, 2.5.17
Saisonstart im Paradies.

"Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt.
Erfahrung ist das, was man aus dem macht, das einem zustößt"


                              Aldous Huxley

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Ute Thiel
Foto, 1.5.17
Jedem seine Jadetasse.

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Ute Thiel
Foto, 30.4.17
Lung Gompa.

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Ute Thiel
Foto, 29.4.17
Torso.

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Ute Thiel
Foto, 28.4.17
daily: practise.

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Ute Thiel
Foto, 27.4.17
vom schreibtisch aus.

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Torsten Vagt / Ute Thiel
Foto, 26.4.17
Bild.

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Ute Thiel
Foto, 25.4.17
Da leuchtet der Planet.

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Ute Thiel
Foto, 24.4.17
Zuckererbsen für Jedermann!

" Alles darf Spiel sein, voller Freude, Humor und Lebendigkeit.
Lach viel und Du spürst das Leben."


                              nach: Marshall B.Rosenberg

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Ute Thiel
Foto, 23.4.17
morning.

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Ute Thiel
Foto, 22.4.17
szeped.

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Ute Thiel
Foto, 21.4.17
brunelleschi. kolumbus und wir.

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Ute Thiel
Foto, 20.4.17
migräne.

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Ute Thiel
Foto, 19.4.17
tulpe.

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Ute Thiel
Foto, 18.4.17
heute!
beginnt das
humanistische Zeitalter.

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Ute Thiel
Foto, 17.4.17
Aufbruch.

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Ute Thiel
Foto, 16.4.17
Alte Sorte.

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Ute Thiel
Foto, 15.4.17
rätsel.

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Torsten Vagt & Ute Thiel
Foto, 14.4.17
Primelpaar, Obstwiese.

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Ute Thiel
Foto, 13.4.17
Birnbaum, alt.

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Ute Thiel
Foto, 12.4.17
keinwinddiewolkenstehenstilleralsmeingeist.

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Ute Thiel
Foto, 11.4.17
gelb.

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Ute Thiel
Foto, 10.4.17
clairobscur.

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Ute Thiel
Foto, 9.4.17
Frühstück.

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Ute Thiel
Foto, 2.4.2017
Steinau an der Strasse

Frühstart mit Fluss in den Bergen.



jetzt, 2017.


2012 organisierte Martin Wilhelm parallel zur Dokumenta XIII "100 Tage Steinbach". Ich lebte zu der Zeit in Montreuil / Paris und schickte täglich von dem Ort, an dem ich mich jeweils aufhielt, eine Fotografie an Martin, der sie in Steinbach für die Ausstellungsbesucher am Bildschirm sichtbar machte.

Bald baten mich Interessierte, die nicht die Möglichkeit hatten nach Steinbach zu fahren, auch in den Verteilerkreis meines täglichen Mailings an Martin aufgenommen zu werden. Die Gruppe der Adressaten wuchs rasch und umspannte bald den Globus. Einige Empfänger gaben mir regelmässig feed-back und liessen sich durch meine Arbeiten zu eigenen Bildern und Texten inspirieren. Der 2013 verstorbene Kollege Ernst Ludwig Martin war dabei der Aktivste.

2017 gibt es nun wieder eine Documenta. Anders als 2012 bin ich nun an meine aktuellen Standorte Elsheim & Burgen gebunden. Renovierung & Sanierung erfordern meine permanente Anwesenheit. So wie ich 2012 an Paris gebunden war und nicht nach Steinheim kommen konnte, will ich nun "bei mir" bleiben und werde von dieser viel versprechenden Documenta wohl weder Athen noch Kassel sehen. 2017 ist zudem eines der besonderen Jahre, die Documenta, Biennale in Venedig und Skulpturentage Münster auf sich vereinen. Besonders die Skulpturentage bedeuten mir viel, ich war 1997 & 2007 dort.

Tant pis! Ab heute gibt es - an jedem Tag der Documenta - von dem Ort, an dem ich gerade bin, ein Foto. Dabei bin ich weniger streng mit mir als 2012: Schon das erste Bild widerspricht der "jetzt"-Regel, ist aber (für mich) unwiderstehlich schön.

herzlich, Ute Thiel

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Ute Thiel
Foto, März 2017
apfelmala.


When difficulties come up in our lives, we can see them either as obstacles or as grist for the mill that has potential to bring us closer to awakening. Without these challenges and without recognizing our faults, we would spend our lives waiting for ideal circumstances instead of genuinely working on ourselves. In fact our “enemies,” those who bring up the most in us, are our greatest teachers, and instead of seeing them as demons we could see them as gifts.

                            Lama Tsultrim Allione

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Ute Thiel
Foto, Januar 2017
mausetod

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Ute Thiel
Foto, Februar 2017
Zwei global player.


Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit.

                                                        TdE

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Ute Thiel
Foto, Februar 2017
Alte Muster.


Güte ist gut.

             TdE

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Ute Thiel
Foto, Februar 2017
Es ist alles Gold, was glänzt.



Permanente Innovation, ewiges Innehalten.

                                                                              terre d'éveil

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Ute Thiel
Foto, Januar 2017
Malerei.



moment after moment, you should completly devote yourself to listening to your inner voice.

Shunryu Suzuki Roshi

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Ute Thiel
Foto, Januar 2017
Zeichnung.

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Ute Thiel
Foto, Januar 2017
Winterbild.

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Ute Thiel
Foto, Dezember 2016
Drei Weihnachtsbäume.

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Ute Thiel
Foto, September 2016
Neue Fenster.



Morgenwonne

Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Joachim Ringelnatz

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Ute Thiel
Foto, August 2016
Wasserschlange.

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Ute Thiel
Foto, ohne Datum
Postkarten.

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Ute Thiel
Foto, Juli 2016
Enso auf zwei Beinen.

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Ute Thiel
Foto, Juli 2016
intim.

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Ute Thiel
Foto, Juni 2016
Gruss aus der Küche.



"Man braucht natürlich nicht vorher zum Angeln zu gehen, um sein Motorrad richten
zu können. Es reicht, wenn man eine Tasse Kaffee trinkt, einmal um den Block geht
oder vielleicht auch nur für fünf Minuten die Arbeit unterbricht und still wird. Wenn man
das tut, spürt man beinahe, wie man diesem inneren Seelenfrieden entgegen wächst,
der einem alles offenbart.......Ich glaube, wenn dieser Begriff des inneren Seelenfriedens
in die technische Arbeit eingeführt und zu ihrem Zentrum gemacht wird, kann eine
Verschmelzung von klassischer und romantischer Qualität auf einer grundlegenden
Stufe in einem praktischen Arbeitszusammenhang selbst stattfinden. Ich habe gesagt,
daß man diese Verschmelzung bei einer bestimmten Sorte geübter Mechaniker und
Maschinenarbeiter buchstäblich sehen kann und daß man sie in der Arbeit sieht, die sie leisten.

Zu sagen, sie seien keine Künstler, heißt das Wesen der Kunst mißverstehen. Sie widmen
sich ihrer Arbeit mit Geduld, Sorgfalt und Aufmerksamkeit, aber das ist noch nicht alles -
sie haben eine Art von innerem Seelenfrieden, der nicht bewußt herbeigeführt wird, sondern
einer Art Harmonie mit der Arbeit entspringt, in der es kein Führen und keine Gefolgschaft
gibt. Das Material und die Gedanken des Handwerkers wandeln sich gemeinsam in einer
Folge sanfter, gleichmäßiger Veränderungen, bis sein Geist just in dem Augenblick zur
Ruhe kommt, da das Material die richtige Form hat.
Wir alle erleben solche Augenblicke, wenn wir etwas tun, was wir wirklich tun wollen.
Es ist nur, daß wir die unselige Angewohnheit angenommen haben, diese Augenblicke
von der Arbeit zu trennen. Der Mechaniker, von dem ich spreche, nimmt diese Trennung
nicht vor. Man sagt von ihm, er "interessiere" sich für das, was er macht, er nehme
"inneren Anteil" an seiner Arbeit. Was diese Anteilnahme bewirkt, ist, an der Schneide
des Bewußtseins, das Fehlen jeglichen Gefühls einer Getrenntheit von Subjekt und Objekt .
"Bei der Sache sein", "sich vertiefen", "in seiner Arbeit aufgehen" - es gibt eine ganze
Menge alltäglicher Redewendungen für das, was ich mit diesem Nichtvorhandensein
einer Subjekt-Objekt-Spaltung meine, weil eben das, was ich damit meine, der
Volksweisheit, dem gesunden Menschenverstand, dem praktischen Denken jeden
Handwerkers ganz selbstverständlich ist. Aber in der Sprache der Wissenschaft finden
sich kaum Worte für diese Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung, weil der
wissenschaftliche Geist sich selber von dieser Art der Erkenntnis ausgeschlossen hat,
indem er sich der formalen dualistischen wissenschaftlichen Betrachtungsweise verschrieb.

Zen-Buddhisten sprechen von einer Meditationsübung, die als "einfach sitzen"
bezeichnet wird und bei der das Bewußtsein nicht von dem Gedanken der Dualität
von Ich und Objekt beherrscht wird. Ich spreche hier von einer Art der Motorradwartung,
die man als "einfach richten" bezeichnen könnte und bei der das Bewußtsein nicht von
dem Gedanken der Dualität von Ich und Objekt beherrscht wird. Wenn einer nicht von
dem Gefühl des Getrenntseins vom Gegenstand seiner Arbeit beherrscht wird, dann
kann man von ihm sagen, daß er mit Liebe zur Sache an seine Arbeit geht. Liebe zur
Sache ist im Grunde genommen ein Gefühl der Identifikation mit dem, was man tut.
Wer dieses Gefühl hat, der sieht auch die andere Seite der Liebe zur Sache, die
Qualität selbst.

Pirsig, a.a.O.

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Ute Thiel
Foto, Mai 2016
Macht Kunst.



"Nebenbei sollte ich erwähnen, daß es eine Schule technischen Denkens gibt,
die die Meinung vertritt, daß ich mich an ein größeres Aggregat, von dem ich nichts
weiß, erst gar nicht heranwagen sollte. Ich müßte entweder entsprechend ausgebildet
sein oder die Sache einem Spezialisten überlassen. Das ist eine auf den eigenen
Vorteil bedachte, auf Elitedenken beruhende Einstellung, die meiner Meinung nach
verschwinden müßte".

Robert M. Pirsig: Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten, S.317

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Ute Thiel
Foto, Mai 2016
Nishapur.



Die 35."Ingelheimer Tagung" des BDK RLP im Frithjof-Nansen-Haus Anfang Mai präsentierte "Bildkünste zwischen dem Nahen Osten und Europa": Grosse Klasse! Die Tagung bot unter anderem Gelegenheit, die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern aus München, Berlin und Wuppertal zu diskutieren, unsere "neuen netten Nachbarn aus dem Mittelalter" am Mehrgenerationenwohnen an der Alten Polizei in Ingelheim zu besuchen sowie die Schätze des MAK Frankfurt zu entdecken. Das Foto zeigt den Katalog "Von Istanbul bis Mogulindien - Meisterwerke aus der Sammlung des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt", aufgeschlagen bei einem Teller aus Nischapur.


"Nischapur, heute Neyschabur (bzw. Neyshabour), ist eine Stadt in einem Hochgebirge in der Provinz Razavi-Chorasan im Iran. Durch sie führt die Seidenstraße. Es handelt sich um ein traditionelles Zentrum des keramischen Gewerbes und der Teppichherstellung. Der sassanidische Iran (224–651) spielte eine bedeutende Rolle bei der Vermittlung von Wissen zwischen Ost und West: An den Hochschulen des Landes (besonders in Nisibis und Nischapur) beschäftigte man sich unter anderem mit Medizin, Recht und Philosophie. Man rezipierte das griechisch-römische Wissen, umgekehrt gelangte über den Iran auch Wissen in den Westen. Auch die Missionstätigkeit der Manichäer und Nestorianer in China nahm von hier ihren Ausgang. Nischapur gilt für das Jahr 1000 mit 125.000 Einwohnern als die achtgrößte Stadt der Welt und wird dabei Persien zugerechnet. Im 11. Jahrhundert gab es in Bagdad und in Nischapur, wo auch der Theologe, Philosoph und Mystiker Al-Ghazali lehrte, die größten Universitätsbibliotheken der damaligen Zeit."

Quelle: wikipedia

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Foto, April 2016
Weimar.



Great emptiness with compassion essence.

                                             Nagarjuna

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Foto, März 2016
Bauhausboden.

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Foto, März 2016
Blume.

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Foto, Februar 2016
Enso, neue Form.

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Foto, Dezember 2015
Belginum, Nebel.

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Foto, August 2015
Belchenblume

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Foto, Juni 2015
all that beauty.

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Foto, Juni 2015
35 Jahre Abitur.


...all my life's a circle, sunrise and sundown....

                                                Harry Chapin

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Foto, Mai 2015
nach dem regen.


...il faut croire en été la nuit......

                                                Jacques Brel

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Foto, Mai 2015
Here comes the sun.


Es ist äusserste Wachsamkeit und Aufmerksamkeit, die es uns ermöglicht, unser Verhalten zu ändern.

                                                                                                        Kalu Rinpoche

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Ute Thiel
Foto, Mai 2015
Kreis, für meine 11.

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Ute Thiel
Foto, Mai 2015
Flagge zeigen.


Es ist ungewiss, wo uns der Tod erwartet; erwarten wir ihn also allenthalben!
                                                                              Michel de Montaigne

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Ute Thiel
Foto, April 2015
Letzte Bank vor Dänemark.

Wir leben in einer Welt der Wahrnehmung, die wir mit der Wirklichkeit verwechseln.
                                                                                                      Matthieu Ricard

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Ute Thiel
Foto, Januar 2015
Kompost mit Kartoffelköpfen

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Ute Thiel
Foto, Dezember 2014,
Dezemberblume.




 Alles noch zu sehen bis 7.12.14 in der galerie plan.d in Düsseldorf.

Am Tag nach der Eröffnung waren wir mir unserer Ausstellung Teil des weltweiten "Official Launch" des "Artandbreakfastday" von Midori Mitamura. Schöne Bilder von uns allen und späten Gästen beim Frühstücken in unserer Ausstellung unter: www.artandbreakfast.info!


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Ute Thiel
Enso, November 2014,
Staub, gefegt.


Foto: Klaus Harth
oben: Arbeit von Stephan Flommersfeld



Liebe FreundInnen und KundInnen, liebe BesucherInnen dieser Seite,

Ich freue mich auf die Eröffnung von "ephemer" in der Düsseldorfer Produzentengalerie plan d. am 15. November um 19 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 7. Dezember.

"Ephemer" waren umständebedingt alle Arbeiten der letzten Jahre, Fragilität und Beiläufigkeit dominierten meine Objekte. Rückblickend finde ich meine Fragen nach dem woher wohin weshalb in neuer Form. Zum Beispiel entwickelte sich das Thema "Paar" vom "grossen Boot" in Bronze hin zu einem "Paar" in Form eines Spanschächtelchens mit einem Korken, einer alten Tablette, einer Stecknadel und einem Stückchen Plastik.

Der Begriff "ephemer" war eine gute Ausgangsbasis für die beflügelnden Wir-planen-eine-Ausstellung-Samstage mit den vier KollegInnen, mit denen sich diese Ausstellung in schönem Gedanken-und-Ideen-Austausch entwickelte. Ich würde mich freuen, Sie / Dich am 15. November bei der Eröffnung begrüssen zu dürfen!

Herzlich,
Ute Thiel

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Ute Thiel, Besen, Enso.
Düsseldorf, 15.11.2014

Foto: Stephan Flommersfeld